08/2013

In diesem Heft

Tipp

Außer Atem: »Arbitrage« mit Richard Gere führt in die Abgründe der Finanzwelt

Meldung

"Du kannst die Wahrheit nicht erzählen, solange Du sie nicht erfindest"

Filmkritik

»Gloria« ist ein rundum gelungener feinfühliger Film über eine alternde Frau, die sich mit Erfolg gegen Freudlosigkeit und Vergessenwerden stemmt
Im Westernspektakel der »Fluch der Karibik«-Macher fungiert Johnny Depp als freakiger Indianer. Das ist nicht ohne Reiz, wirkt jedoch in seiner Tonart unausgegoren
Dem österreichisch-türkischen Regisseur Umut Dag ist mit seiner einfühlsamen Mischung aus Milieustudie und Familiendrama ein beeindruckendes Regiedebüt über traditionelle Werte gelungen: »Kuma«
David Wnendt zeigt nach »Kriegerin« sein Talent als Frauenregisseur. Seine Adaption von Charlotte Roches umstrittenem Debütroman »Feuchtgebiete« ist eine furiose Coming-of-Age-Komödie
Im Berliner Problembezirk Neukölln versorgt in der nahen Zukunft ein Doktor kostenlos Bedürftige. Da er dafür auf Einbrüche in Apotheken angewiesen ist, sieht er sich der Verfolgung ausgesetzt. Atmosphärisch dichter Schwarz-Weiß-Film, der gerade durch seine erzählerischen Brüche für sich einnimmt
Vincent Dieutre schaut in seinem Dokumentaressay vermeintlich nur aus dem Fenster – doch wird daraus ein Stück verblüffend reichhaltige, zu Recht mehrfach preisgekrönte Filmkunst
James Franco, Seth Rogen, Jay Baruchel und viele andere geben hier leider nur vorgeblich selbstironische Versionen ihrer selbst, während die Apokalypse über L.A. hereinbricht
Eine deutsche Komödie, die es schafft, die Balance zu halten, zwischen Slapstick, Romance und »Street Credibility«. Für ein Spielfilmdebüt äußerst routiniert wird von einer ungewöhnlichen Liebe und einer merkwürdigen Familie in Berlin erzählt. Witzig, rührend und vielleicht manchmal etwas zu glatt
Sie tanzt sich in dein Herz hinein: Greta Gerwig trägt die New-York-Komödie »Frances Ha« mit sympathischer Verschrobenheit und unnachahmlichem Charme. Während im Leben von Frances ziemlich viel danebengeht, macht der Film fast alles richtig
Wolverine gerät in seinem zweiten Soloabenteuer nach Japan, wo er den Schatten seiner Vergangenheit begegnet. Ein trotz Schauwerte kurzatmiger und etwas larmoyanter Film, ganz im Trend krisenhafter Superhelden
Ein zehnjähriges Mädchen mit Hang zu destruktivem Verhalten stößt im Wald auf einen Schacht, aus dem eine wimmernde Frauenstimme kommt. Lakonisch-humorige Milieustudie, die dramaturgisch nicht ganz überzeugt, aber durch eine hervorragende Hauptdarstellerin gewinnt
Die hinreißend gespielte Culsture-Clash-Komödie lebt von ihrem großartigen Ensemble,doch nicht jeder Witz zündet
Unterirdische Riesenmonster tauchen aus einem Riss am Grund des Pazifik auf und bedrohen die Menschheit. Zur Abwehr konstruiert man gewaltige Kampfroboter.Triviales Monsterkino, das den japanischen Kaiju-Eiga mit liebevoll charakterisierten B-Film-Figuren und in tricktechnischer Perfektion zitiert
Endlich wieder ein Spionagefilm aus Frankreich: Jean Dujardin wird in ein riskantes Spiel um Duplizität und Liebe verstrickt. Auf die emotionale Tiefe, die er dabei entdeckt, hat ihn seine frühere Rolle als tumber Agent OSS 117 nicht vorbereitet. Er meistert sie trotzdem
In der bayerischen Provinz verfilmt ein Regisseur Kleists »Michael Kohlhaas« – ganz ohne Budget. Doppelbödige Filmemacherkomödie, die ihre Versprechen nicht einlöst
Nach »Searching for Sugar Man« ein weiterer Dokumentarfilm, der einen scheinbaren Loser des Musikgeschäfts in den Vordergrund rückt. Schön, dass der Film sich seinem Helden jenseits aller Genrezuordnungen annähert und so offen für viele mögliche Lesarten bleibt
Eine Reise ins bizarre Familienidyll der amerikanischen Evangelikalen-Bewegung
Eine Frauengeschichte, eine Komödie voller schräger Vögel, ein Zeitreise-Film, ein Teenager-Movie, ein Liebesfilm in jeglicher Beziehung. Das alles ist dieser französische Film von und mit Noémie Lvovsky über eine 40-jährige Frau, die sich plötzlich in ihrer eigenen Jugend wiederfindet
Nicolas Wackerbarth arbeitet in »Halbschatten« mit einer indirekten, über Auslassungen funktionierenden Erzählweise – und es gibt wohl kaum eine Schauspielerin, der man so interessiert beim Warten zuschaut, wie Anne Ratte-Polle
Eine Romeo-und-Julia-Geschichte, in der die Liebenden von zwei benachbarten Planeten stammen, auf denen entgegengesetzte Schwerkräfte wirken: Aus der kühnen Vorgabe macht Juan Diego Solanas ein schillerndes Spektakel, aber keinen großartigen Film
Sofia Coppola verfilmt die reale Geschichte einer Clique Jugendlicher aus Los Angeles, die in unverschlossene Star-Villen einbrach. Mit viel Gespür für pointierte Details inszenierte, sehr unterhaltsame Milieustudie, die ohne wohlfeile Moral auskommt
Ein gestohlener Goya, ein Gedächtnisverlust und die Macht der Hypnose: in Danny Boyles Thriller können die Protagonisten bald nicht mehr zwischen Wahrheit und Suggestion unterscheiden– und wie diese verliert auch der Zuschauer den Überblick
Zwischen Westernmythen und Tatsachenbericht rollt Thomas Arslan in seinem grandios kargen Goldgräber Wagentreck-Pionier-Western »Gold« ein unbekanntes, deutsches Kapitel des kanadischen Goldrauschs auf
Die Lebensgeschichte des »Sex-Moguls« Paul Raymond, aus der Michael Winterbottom und sein Star Steve Coogan das Porträt eines Egoisten ohne Eigenschaften machen
Mäßig interessante Komödie über zwei schottische Schwestern, die auf Kuba die linken Wurzeln ihre salonkommunistischen Eltern ergründen
»Mr. Morgan's Last Love« ist eine gediegene, zurückhaltend herzige Bestsellerverfilmung: Im Mittelpunkt steht die Begegnung eines verbitterten Witwers (Michael Caine) mit einer jungen Tanzlehrerin (Clémence Poésy), aus der ein wechselseitiger Lernprozess und beinahe eine Romanze wird

Film