03/2012

In diesem Heft

Filmkritik

Leider muss man vor allem davor warnen, was es alles nicht zu sehen gibt: keinesfalls die historische Aufarbeitung einer wichtigen Epoche der britischen Geschichte. Dafür gibt es eine großartige Meryl Streep
Aus der Sicht dreier Frauen und ihrer Alltagserfahrungen zeigt Mohamed Diabs filmisch überzeugendes Regiedebüt, warum sexuelle Belästigung das auffällige Symptom der zwischen Rückständigkeit und Fortschritt schwankenden ägyptischen Gesellschaft ist
Eine hochkonzentrierte und vielschichtige Großstadtballade, die einen Süchtigen porträtiert, doch vieles darüber hinaus zu sagen hat. Grandios in der Hauptrolle: Michael Fassbender
Christian Petzold macht sich in »Barbara« nicht daran, die DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern untersucht vielmehr ganz grundsätzlich das Wesen menschlichen Vertrauens. Wie verändern sich Beziehungen in einem Umfeld, in dem Misstrauen zum alltäglichen Überlebensmechanismus geworden ist?
Morten Tyldums Verfilmung eines Romans von Jo Nesbøs versinkt recht schnell in einer schmierigen Mischung aus biederer Fernsehästhetik und zynischer Gewalt im Coen-Stil
Steven Soderbergh stellt die ehemalige Martial-Arts-Sportlerin Gina Carano ins Zentrum einer transatlantischen Hetzjagd. Als Söldnerin gerät sie zwischen die Fronten der Geheimdienste und wird Jägerin und Gejagte zugleich. Ein lässiger Actionthriller
Einen derart albernen und zugleich so intelligenten Spaß gab es nicht nur im deutschen Kino schon lange nicht mehr. Der Spielfilmdebütant Bora Dagtekin nutzt den Erfolg seiner gleichnamigen Fernsehserie äußerst geschickt für einen atemlosen Kino-Neuanfang
Berührende Dokumentation über die letzten Jahre des Filmemachers Ulrich Schamoni, montiert von seiner Tochter Ulrike aus Material, das ihr Vater selbst gedreht hat
In seiner Hommage an den nun 50-jährigen Ralf König beleuchtet Rosa von Praunheim auf unprätentiöse Weise die biografischen Stationen des Comiczeichners und vermittelt im Plauderton den Lebensabriss eines Künstlers, der zur Ikone der Schwulenszene aufstieg
Ein berührender Film über zwei kleine Mädchen, die von ihrer Mutter allein gelassen werden. So Yong Kim schildert den Umgang der Mädchen mit diesem traumatischen Verlust in klaren, unsentimentalen Bildern
Die vorsichtige und allmähliche Annäherung des jungen Palästinensers Ali und des jüdischen Sowjetveteranen Alexander im heutigen Berlin weiß durch ihre Hauptdarsteller zu gefallen, ist aber als Lehrstück über die Überwindung von Vorurteilen allzu vorhersehbar
Meisterhaft gespielt und präzise inszeniert funktioniert Jeff Nichols’ Film gleichermaßen als vielschichtiges Porträt eines Mannes am Rande des Wahnsinns und als atmosphärische Erzählung über die amerikanische Provinz des Mittelwestens
Klarer Dokumentarfilm über einen geradlinigen Erzähler. Informativ, einfühlsam und mit schönen Bildern ausgestattet, berichtet der Film aus dem Leben eines Autors. Bei aller Ambition bleibt er dabei etwas bieder
Volkstümlich und militant zugleich, voller Nachsicht und Sentimentalität erzählt Robert Guédiguian wieder an seinem Lieblingsort Marseille, wie ein Überfall das Leben und Denken der Opfer und des Täters verändert
Statt Stellung für eine Seite zu beziehen, fächert Angelina Jolie in ihrem Regiedebüt die Verflechtungen von Tätern und Opfern in ethnischen Konflikten auf. In der Landessprache mit Schauspielern aus der Region gedreht, liefert sie ein erstaunlich realistisches Bild des Bosnienkriegs
Deutscher Partykolumnist (Moritz Bleibtreu) deckt Geheimdienstverschwörung in Moskau auf – so stellt sich Regisseur Dennis Gansel ein Plädoyer für Pressefreiheit in Russland vor und macht es sich damit zu einfach
Spannend bis zur letzten Minute folgen wir den Spuren eines ungewöhnlichen Rätsels um ein präpariertes Krokodil, das die Regisseure konsequent aus der Sicht des jungen Protagonisten erzählen. Eine alte Stadtvilla, die nur sehr zögerlich ihre Geheimnisse preisgibt, spielt hier die zweite Hauptrolle
Claudia Lehmanns Film nach dem Roman von Juli Zeh versucht eine kühne physikalische Theorie in Filmbilder zu übersetzen. Das Unglaubliche hat hier einen naiven, aufgesetzt erscheinenden Kern. Überzeugend ist der Psychokleinkrieg der beiden Hauptfiguren
Ein afrikanischer Scarface, der zugleich ein Film über den Kongo ist, in seiner ausschweifenden Rhythmik: Musik, Sex, Gewalt, Unschuld, Ohnmacht. Ein starker Ausweis für ein populäres afrikanisches Unterhaltungskino
Ryan Reynolds (als ambitionierter CIA-Agent) und Denzel Washington (als lässiger Schurke) sind Gegner und Verbündete in einem rasanten, allerdings wenig originellen Spionagethriller des Schweden Daniel Espinosa
Doris Dörries Verfilmung einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach entpuppt sich als Wechselbad aus anrührenden und betulichen Momenten, es gelingt ihr aber nicht, die existenzielle Ironie des vermeintlichen Verbrechens einzufangen
Isabell Kleefeld hat Daniel Kehlmanns Roman verfilmt: Menschen in Identitätskonflikten – und ist in die Falle des Episodenfilms getappt, immer ein bisschen zu viel zu erzählen
Tolle Tierbilder. Hektische Montage, dräuende Musik und ein menschelnder Kommentar machen den Filmgenuss für empfindsame Tierfreunde allerdings zur Qual
Sieben Engländer im höheren Alter reisen nach Indien, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Ein Ensemblefilm von John Madden, hochkarätig besetzt, bestens gespielt, schrullig und komisch wie zu erwarten, aber auch voller berührender Momente
Norwegisches Pubertätsdrama mit humorvollen Untertönen. Zwischen Schülermobbing, unschuldiger Liebe und Fußballsammelkarten macht Jo erste Begegnungen mit sich selbst

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