Kritik zu Willi und die Wunder dieser Welt

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2008
Original-Titel: 
Willi und die Wunder dieser Welt
Filmstart in Deutschland: 
05.03.2009
L: 
78 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Mit seiner Kinder-TV-Serie »Willi wills wissen« ist Willi Weitzel zu einem »household name« geworden. Ob sich das Infotainment-Format auf die große Leinwand übertragen lässt, ist allerdings die Frage

Bewertung: 2
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Auch wenn Dokumentarfilme gerade Hochkonjunktur haben, ist dieses Genre für Kinder im Kino noch nicht etabliert, wenn man einmal von den großartigen Naturdokus »Königreich Arktis« und »Unsere Erde – Der Film« absieht. Umso erfreulicher, dass nun Willi Weitzel, der durch sein TV-Format »Willi wills wissen« bestens bekannt ist, mit uns um die Welt reist, um deren Wunder zu ergründen: Sumo Ringer in Tokio, eine Fata Morgana in Afrika, Ameisen hoch oben in den Bäumen des Urwalds. Eine spannende Idee. Willi nimmt den Zuschauer mit seinem strahlenden Lächeln an die Hand. Und los geht’s: von Australien über die Arktis nach Japan und schließlich in die Sahara. Wir sehen ihn zwischendurch in einem aus Pappe gebastelten Propellerflugzeug sitzen und über die Landkarte düsen, damit wir begreifen, wo auf dem Globus es gerade hingeht.

Dabei müsste der Film sich nicht auf das Dokumentarische beschränken. Willi hat die Chance, ein neues Format auszuprobieren, indem er Dokumentation mit Fiktion kombiniert, was für den Kinderfilm neu ist und wirklich innovativ sein könnte. Aber Willi lässt sich darauf nicht ein, sondern liefert stattdessen Fernsehästhetik auf großer Leinwand, Geschichten mit vorhersehbarer Dramaturgie und einstudierte Gesprächen mit den Fachleuten, die er unterwegs trifft. Hat Willi davor Angst, von einem Krokodil im Dschungel angegriffen zu werden, kann man sicher sein, dass er postwendend von einem bedroht wird. Wenn erklärt wird, warum auf gar keinen Fall die Wasservorräte in der Wüste ausgehen dürfen, verschüttet Willi selbstverständlich den letzten Wasserbeutel und muss sich mit seinem Begleiter die ungenießbare Notration teilen. Und Willi im Eisbärkostüm in der Arktis – was soll das? Man möchte den Machern ein ums andere Mal zurufen: Halt, es muss nicht immer auf Lacher hin inszeniert sein. Es darf anspruchsvoll sein, traut euren Bildern, die sind aufregend und fantastisch genug!

Fast wirkt der Film so, als habe man Angst davor, sich ernsthaft mit der Form zu beschäftigen, die eine Zwitterstellung zwischen Dokumentar- und Spielfilm einnimmt. Das wäre auch ein Beitrag zur ästhetischen Filmbildung der jungen Zuschauer gewesen. Wer mit Kindern schon mal eine staubtrockene Dokumentation etwa auf Arte angeschaut hat, der weiß, wie fasziniert sie von fremden Ländern, außergewöhnlichen Phänomenen und natürlich von Tieren sind. Aber in Willis Wunderkiste wird alles mit derselben TV-Soße überschüttet. Was macht eigentlich das Münchner Motorrad in der Sahara, fragt ein aufmerksames Kind neben mir. Alles inszeniert, möchte man erwidern, und zur Not hat der Kameramann bestimmt noch genügend Wasser dabei.

Ursprünglich war ein ganz anderer Regisseur für dieses Projekt vorgesehen – Bernd Sahling, dessen Film »Die Blindgänger« (2003) neben einigen anderen Auszeichnungen auch den Deutschen Filmpreis gewonnen hat. Reizvoll, sich auszudenken, was der aus dieser Weltumrundung gemacht hätte. Aber das wäre dann ein ganz anderer Film.

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