Kritik zu Hellboy – Call of Darkness

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Diesmal ohne Guillermo del Toro und ohne Ron Perlman: In Neil Marshalls Fortsetzung bekommt es der im Prinzip freundlich gesinnte Höllenjunge mit einer fidelen Blutkönigin zu tun, der der Sinn nach Weltuntergang steht

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»Hellboy – Call of Darkness« ist nach »Hellboy« (2004) und »Hellboy – Die Goldene Armee« (2008) die nunmehr dritte Realverfilmung mit dem freundlich gesinnten Dämon mit der steinernen Faust aus dem Hause Dark Horse Comics. Der als Reboot konzipierte Film muss allerdings wegen »künstlerischer Differenzen« auf das erprobte Dream-Team Guillermo del Toro (Drehbuch, Regie) und Ron Perlman (Hauptrolle) verzichten. Dafür sitzt Neil Marshall, der 2005 mit dem Horrorfilm »The Descent« auf sich aufmerksam machte, im Regiestuhl. Als Vorlage dienten dem Drehbuchautor Andrew Cosby Motive aus den von Mythen und Volkssagen beeinflussten Comicbänden »Darkness Calls«, »The Wild Hunt« und »The Storm and the Fury«, die zwischen 2008 und 2012 von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola geschrieben und von Zeichner Duncan Fegredo im Mignola-Stil umgesetzt wurden. 

Die eigentliche Bestimmung von Hellboy (jetzt von David Harbour dargestellt) war es, im Auftrag einiger okkulter Nazis den Weltuntergang heraufzubeschwören. Doch sein Ziehvater Professor Broom (Ian McShane) holt den Höllenjungen auf die gute Seite und setzt ihn als Spezial-Agent bei der B.U.A.P., der »Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen«, gegen die Mächte des Bösen ein. In England bekommt es der gehörnte Muskelberg nun mit der zerstückelten, aber immer noch fidelen Blutkönigin Nimue (Milla Jovovich) zu tun, die ihre Hexengeschwister und Horden von dämonischem Getier im Schlepptau hat. Nach Apokalypse und Weltuntergang steht Nimue der Sinn. 

Den Ober-Nerd-Regisseur Guillermo del Toro und seinen markanten »Hellboy«-Darsteller Ron Perlman aus dem Projekt zu vergraulen, erweist sich als grober Fehler der Produzenten. Denn in Neil Marshalls Film ist nichts von der liebevollen Zuneigung zu spüren, die del Toro stets seinen monströsen Protagonisten entgegenbringt. Diese Unvoreingenommenheit gegenüber dem Aussätzigen ist aber essenziell für die Wirkung auf den Zuschauer (wie del Toro zuletzt 2017 mit »The Shape of Water« eindrucksvoll bewiesen hat). Die mit Latex zugekleisterten Schauspieler in »Call of Darkness«, die sich ständig irgendwo in digital erzeugten Höllenräumen zu orientieren versuchen, haben kaum eine Chance emotionale Bindung zum Publikum herzustellen. Ohne Empathie für die Figuren ist dem Zuschauer auch ihr Schicksal in dieser »Muppet-Show«-Hölle egal. 

»Hellboy – Call of Darkness« ist ein seelenloses, überladenes Spezial-Effekt-Feuerwerk, das der atmosphärisch dichten Comicvorlage nur in wenigen Momenten gerecht wird und das »Hellboy«-Franchise nachhaltig schädigen könnte. Damit steht der Film auch exemplarisch für eine kreative Krise im überteuerten und überfrachteten US-Event-Kino. Wer wirklich in die mythischen Abgründe des »Hellboy«-Universums eintauchen will, dem sei anstelle dieses Films die Mignola/Fegredo-Comic-Trilogie ans Herz gelegt, die als 580-Seiten starkes »Hellboy Kompendium # 3« im Cross Cult Verlag erschienen ist.

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