Kritik zu Die Köchin und der Präsident

© Alamode

Eine Frau in der Männerdomäne der Haute Cuisine und das noch in der Küche des obersten Staatshauptes: Christian Vincents Komödie mit Catherine Frot

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Nicht nur die Liebe, auch die Politik geht durch den Magen. Zumindest in Frankreich, wo ein 5-Gänge-Menü auch schnell zu einer Machtdemonstration werden kann. Aber der alternde Präsident hat die Nase voll von der aufgeblasenen Hochkultur am Tisch und beruft die Landköchin Hortense Laboire (Catherine Frot) aus der französischen Provinz in den Elysée-Palast. In der Privatküche des Staatsoberhauptes soll sie einfache Küche wie bei Großmuttern servieren. Aber was heißt schon »einfach« im Land der Feinschmecker? Und während die ersten Kreationen auf den Präsidententeller gleiten, denkt man unwillkürlich: »Na, so eine Oma hätte ich auch gern gehabt.« Der sauber zu einem Kohlkopf geschichtete Auflauf aus blanchiertem Wirsing und feinem Wildlachs allein lässt einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Aber zwischen den appetitlich ins Bild gefassten Koch-Show-Einlagen gilt es in Christian Vincents Die Köchin und der Präsident auch noch eine Geschichte zu erzählen.

Denn die französische »Haute Cuisine« ist  eine Männerdomäne und die Chefs in der Zentralküche sehen es nicht gern, dass ihr Präsident sich von einer Frau aus der Provinz bekochen lässt. Die Herren in Weiß torpedieren ihre Arbeit, wo es nur geht. Hinter ihrem Rücken nennt man sie verleumderisch »Madame du Barry«. Aber Hortense setzt sich durch mit ihren Menüideen, für die sie Kräuter und Pilze auch einmal von den Verwandten in der Gascogne pflücken und mit dem TGV nach Paris bringen lässt. Später werfen ihr die Finanzprüfer und bald darauf die Ernährungsberater des schwer erkrankten Präsidenten weitere Steine in den Weg.

Die Geschichte von Die Köchin und der Präsident beruht auf den Erlebnissen von Danièle Mazet-Delpeuch, die von 1988 bis 1990 für François Mitterrand im Elysée-Palast gekocht hat. Erzählt wird in einer Rückblendendramaturgie. Zu Beginn des Filmes hat Hortense ihren letzten Arbeitstag als gefeierte Kantinenchefin auf einer Forschungsstation in der Antarktis, wo sie durch eine neugierige TV-Journalistin in die Erinnerung an ihre Zeit in der Präsidentenküche hineingezwungen wird. Nicht nur die karge Landschaft bietet einen visuellen Gegenpol zum Prunk des französischen Regierungssitzes. Auch die raue, aber herzliche Art der Polargesellen, die ihre Köchin wie eine Königin behandeln, kontrastiert deutlich mit den reglementierten Kommunikationsformen im Zentrum der Macht, auf das der Film aus der diskreten Unterperspektive des Küchenpersonals blickt. Aber selbst wenn die patriarchalen Mobbingstrukturen in den Katakomben des Elysée-Palasts hier recht eindrücklich dargestellt werden, bleibt  Die Köchin und der Präsident den Rezepturen leichter, französischer Kinokost treu. Vincent feiert die heimische Kochkunst und versöhnt die angerissenen Widersprüche mit leicht süßlicher Glasur. Wenn der Präsident sich am Ende zu Hortense an den Küchentisch setzt und die beiden gemeinsam genüsslich eine Trüffelstulle futtern, lösen sich bei diesem bescheidenen Abendmahl alle aufgezeigten Hierarchieprobleme und Klassengegensätze malerisch in Wohlgefallen auf.

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