Kritik zu Clara und das Geheimnis der Bären

© Farbfilm

2013
Original-Titel: 
Clara und das Geheimnis der Bären
Filmstart in Deutschland: 
06.06.2013
L: 
93 Min
FSK: 
6

Tobias Ineichens Film ist gleich in zweierlei Hinsicht eine Zeitreise: einmal in die karge Bergidylle der Schweizer Alpen und dann 200 Jahre zurück zu den Ursprüngen einer schon vergessen geglaubten Legende um einen Bären und ein kleines Mädchen

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Bruno der Bär hat damals richtig Pech gehabt, er ist einfach über die Grenze nach Bayern getrottet, und die Menschen hatten Angst vor ihm – nun steht er ausgestopft als mahnendes Opfer im Museum »Mensch und Natur« in München. Kaum ein Abschuss eines Wildtieres hat die Gemüter so bewegt wie der Brunos. Die Bären sind als Teddys süß und kuschelig, aber ihnen realiter gegenüberzustehen, darauf kann wohl jeder verzichten. In Clara und das Geheimnis der Bären geht es aber um mehr als um die Frage: Darf man die großen Wildtiere erlegen oder nicht?

Clara ist ein naturverbundenes 13-jähriges Mädchen, wächst mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater auf einem idyllischen Berghof in den Schweizer Alpen auf und genießt es, durch die Wälder zu streifen. Bei diesen Erkundungsgängen sieht sie eines Tages das kleine Bärenkind, dessen Mutter von Wilderern erlegt wurde, von Vater Bär fehlt jede Spur. Aber Clara weiß, dass er dort hinten in den Büschen auf sein Junges wartet und dass er es gut versorgt. Wenn die Bärenjäger das wüssten, würden sie ihm sofort nachstellen. Der Film wirft gleichzeitig einen langen Blick zurück in die Vergangenheit. In Rückblenden erleben wir, wie schon einmal, vor 200 Jahren, ein kleines Bärenjunges von dem Schutz eines Mädchens abhängig war, justament in Claras Haus war er gefangen und sollte an den Zirkus verkauft werden. Susanne, so alt wie Clara, befreite ihn, in Claras Fantasie erlebt sie die Befreiung als tatkräftige Helferin mit.

Ist das nun Realität, was der Film uns zeigt, glaubt Clara an diese Geschichte? Ähnliche Visionen ereilen sie immer wieder und leiten sie an im Kampf um ihre Bären. Damit verängstigt sie ihre Familie, die ihre Überempfindsamkeit nicht nachvollziehen kann, und vor allem ihr Stiefvater glaubt, Clara werde verrückt. Ihre Intuition aber wird die beiden Bären schließlich retten.

Tobias Ineichen plädiert in seinem Film dafür, »die alten Geschichten« nicht einfach zu ignorieren und sich der Erinnerung zu stellen. Mit großartigen Bildern und einer akzentuierten Musik schafft er einen Kosmos, den man so vielleicht nur in den Bündner Alpen finden kann. Archaisch und wild, genauso wie deren Bewohner – egal ob Mensch oder Tier. Indem der Regisseur uns an die Legendenbildung erinnert, fragen wir uns, wie weit wir schon von diesen Mythen und Erzählschätzen der Vergangenheit entfernt sind. Dazu bedient sich Ineichen häufig der Vogelperspektive – eine bewusste Kameraeinstellung, um die Verlorenheit Claras spürbar zu machen; sie ist allein auf weiter Flur mit ihrer Intuition. Früher hat man die Frauen mit solch speziellen Begabungen auf dem Scheiterhaufen als Hexen verbrannt, auch das sehen wir mit Claras Augen. Diese Rückblenden in die Historie entbehren nicht eines ganz eigenen Gruselfaktors und beschwören eine Zeit herauf, die wir zum Glück schon weit hinter uns gelassen haben, die uns aber als Mahnung nicht nur im Herzen, sondern auch im kollektiven Gedächtnis bleiben sollte.

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