Kritik zu Juan of the Dead

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50 Jahre nach der kubanischen Revolution ist die Insel reif für eine neue Rebellenbewegung, allerdings in anderem Sinne als landläufig vorgestellt. Alejandro Brugués' Horrorkomödie nutzt das Zombiegenre als Aufstandsparabel

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Der alte Mann, der eigentlich seit 15 Jahren schon nicht mehr gehen kann, steht plötzlich aus seinem Sessel auf. Ein Wunder. Seine Frau ist entzückt. Doch nun kann der schwankende Greis nicht mehr sprechen und beginnt, gierig nach seiner Frau zu schnappen. Juan (Alexis Díaz de Villegas), der hilfsbereite Lebemann aus der Nachbarschaft, vermutet Vampirismus. Doch die Knoblauchzehe, die er dem Alten in den Mund stopft, zeigt keinerlei Wirkung. Auch als er ihm einen Holzpflock durchs Herz getrieben hat, steht der Greis noch munter geifernd da. Erst als Juan ihm völlig verzweifelt mit einem kleinen Holzkreuz den Schädel einschlägt, scheint der Opa Ruhe zu geben und fällt zu Boden. Ein Blick auf die Straße bestätigt die Vermutung: Die globale Zombieseuche hat Havanna erreicht. Die kubanische Regierung wertet die bald in den Straßen für Chaos sorgenden Zombiehorden als einen gemeinen Anschlag der Amerikaner und bezeichnet die wandelnden Leichname als systemfeindliche Dissidenten. Ein netter Twist, wenn man im Hinterkopf behält, dass George A. Romeros Vorlage Dawn of the Dead (1978) die Zombies lediglich als willenlose Sklaven des Kapitalismus und Konsumterrors porträtierte.

Juan und ein Großteil der kubanischen Bevölkerung versuchen panikartig, das Land auf wackeligen Flößen in Richtung Miami zu verlassen. Doch im Meer wimmelt es schon von Unterwasserzombies. Juan findet im Chaos zufällig seine Tochter Camila wieder. Gemeinsam mit einigen Freunden haben sie inmitten des Überlebenskampfes eine brillante Geschäftsidee: Bewaffnet mit Machete und Baseballschläger, versprechen sie Hinterbliebenen gegen Bezahlung, zombifizierten Angehörigen zur ewigen Ruhe zu verhelfen.

Kubas Hauptstadt Havanna mit den alten verfallenen Gebäuden fungiert als stimmungsvoller Ort für die apokalyptischen Massenszenen dieser Horrorkomödie, die neben politischen Seitenhieben gegen die Propaganda des Landes vor allem aberwitzige Tötungsszenarien bietet. Das Abschlagen oder Zerstören der Zombieköpfe ist, ungeachtet der blutigen Details, inzwischen allerdings ein harmloses Genreritual, das nichts mehr mit Grenzüberschreitung zu tun hat und ungefähr dem Tortenwurf in der Slapstickkomödie gleichkommt. Inhaltlich mag der amerikanische Zombiefilm langsam so untot wie seine hirnfressenden Protagonisten sein, aus kommerzieller Sicht scheinen sich die Filme über die lebenden Toten immer noch zu lohnen. Juan of the Dead ist nun der erste Zombiefilm aus dem Inselstaat Kuba. Das allein reicht aus, um ihn aus der Masse der weltweit produzierten Zombiewerke herausstechen zu lassen. In Juan und seinen Mitstreitern spiegelt sich sowohl der Stolz als auch der Missmut des kubanischen Volkes gegenüber der Regierung. Da kommen die Zombies gerade recht. Passend dazu endet der Film in einer wunderbar animierten Abspannsequenz, unterlegt mit dem Song »My Way« in der verunglimpften Version der Punk-Ikone Sid Vicious. Juan of the Dead ist eine unterhaltsame Aufforderung zum Ungehorsam, bei der auch überfütterte Genrefans auf ihre Kosten kommen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Wenn ich das lese könnte ich kotzen, wer auf super billig animierte kämpfe steht soll ihn sich angucken aber gut ist der Film auf jeden Fall nicht.

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