Buch-Tipp: Das Mubi-Filmmagazin »Notebook«

Flirrende Lichtpunkte, sich auflösende Reflexionen: Schon auf dem Titel der Null-Nummer des gedruckten Film-Magazins von Mubi wird die experimentelle Poesie und das Geheimnis bewegter Bilder beschworen. »In einer Zeit, in der es weltweit immer weniger Filmpublikationen gibt«, ist es nun ausgerechnet ein Streaming-Dienst, der die Lanze für Kinos und Projektionen mit einem halbjährlich erscheinenden Filmmagazin hochhält? Andererseits war Mubi dem Kino mit seinem kuratierten Arthaus-Filmprogramm und den Kino-Kollaborationen schon immer in besonderer Weise verbunden.

In luxuriösem Druck auf dicken Papierseiten eröffnet sich die Welt des Kinos zunächst mit Detailansichten und einem Faksimile des Patents für den ersten Projektor der Gebrüder Lumière. So fing es an, vor rund 125 Jahren. Auf den folgenden Seiten zelebriert das von Daniel Kasman herausgegebene »Notebook«-Magazin die Verbindung und den Austausch von Bild und Wort, von Projektion und Druck in vielfältiger Weise.

Auf zärtliche Hommagen ans globale Kinoerlebnis, in der Pandemie auch als Pop-up-Kino auf Hauswänden, folgen Fotos von Hiroshi Sugomoto, der seit den siebziger Jahren die Essenz eines Kinobesuchs in Form einer Langzeitbelichtung einfängt, die Rekapitulation einer Ausstellung von Filmpostern in den 60er Jahren im MOMA, eine Passage durchs internationale Angebot an Filmmagazinen und ein Kommentar von Atom Egoyan zu den Notenblättern von Nino Rotas Musik für »8 ½«. Dazu gibt es interessante Gespräche über das Pro und Contra von analogen und digitalen Filmfestivals, eine generationenübergreifende Verständigung zwischen Emma Seligman und Mike Leigh und ausführliche Interviews mit Apichatpong Weerasethakul und Wes Anderson, die allein schon durch ihr liebesvolles Layout und die üppige Ausstattung mit Fotos und Skizzen bestechen. Überhaupt ist die Gestaltung des ganzen Buches, mit seinen verschiedenen Fotos, Schriftbildern, Zeichnungen und Faksimiles ausgesprochen kreativ und auf anregende Weise experimentell. Alles in allem Grund zur Vorfreude auf die im Frühjahr folgende Nummer 1.

 


Notebook Magazine, englisch, 14 €.

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