TVNOW: »The Investigation«

»The Investigation – Der Mord an Kim Wall« (Miniserie, 2020). © TVNOW

»The Investigation – Der Mord an Kim Wall« (Miniserie, 2020). © TVNOW

Einfach Arbeit

True Crime ohne Ende! Nichts interessiert sowohl Serienverantwortliche wie auch das Publikum aktuell so sehr wie wahre Verbrechen, sei es in fiktionalisierter, dokumentarischer oder gemischter Form, egal, ob sie Jahrzehnte zurückliegen oder sich erst vor einigen Jahren ereigneten, und unabhängig davon, ob sie aufgeklärt werden konnten oder nicht.

Mit »The Investigation – Der Mord an Kim Wall« springt nun auch der dänische Regisseur und Autor Tobias Lindholm (dessen Film »A War« vor fünf Jahren für den Oscar nominiert war) auf diesen Zug auf und nimmt sich in sechs Folgen jenes Falles an, der 2017 mit einer Meldung über ein vermisstes selbst gebautes U-Boot begann und wenig später weltweit für schreckliche Schlagzeilen sorgte. Dokumentarisch ist sein Vorgehen dabei nicht, auch wenn er so eng wie möglich an der Realität bleibt und sich von einigen damals involvierten Personen beraten ließ.

Als Jens Møller (Søren Malling, bekannt aus »Kommissarin Lund« und »Borgen«) von der Kopenhagener Mordkommission zunächst im Radio eine Meldung über ein in dänischen Nordseegebieten verschwundenes U-Boot hört, ahnt er noch nicht, dass daraus bald der vielleicht komplizierteste Fall seiner Karriere wird. Schnell taucht das U-Boot wieder auf, dann sinkt es, doch anders als von seinem Erbauer fehlt von der schwedischen Journalistin Kim Wall, die angeblich für ein Interview mit an Bord gewesen ist, jede Spur. Daran, dass der Mann sie ermordet hat, hegt kaum jemand Zweifel, erst recht nicht, als schließlich ihr Torso angespült wird. Doch die mühsamen Ermittlungen ziehen sich, ohne Geständnis, Zeugen oder sonderlich brauchbare Spuren, über Monate hin.

Dem Täter wird in »The Investigation« kein Platz eingeräumt, nicht einmal sein Name fällt. Und auch das Verbrechen selbst spielt, so kurios das klingt, nur eine untergeordnete Rolle. Die obligatorischen, häufig reißerischen oder dramaturgisch zugespitzten Szenen in Verhörzimmern oder der Gerichtsmedizin, die man aus Krimiserien sonst kennt, fehlen hier dementsprechend komplett. 

Stattdessen dreht sich alles um die Kleinteiligkeit der Aufklärung, um Schreibtisch­arbeit und Telefonate, um die Frustration der Ermittler und die Verzweiflung der Hinterbliebenen. 

Malling, der sich als unauffälligster der dänischen Großschauspieler sonst oft mit Nebenrollen begnügen muss, ist als Protagonist exzellent, genau wie Pilou Asbæk als Staatsanwalt oder Pernilla August und Rolf Lassgård als Eltern von Kim Wall. Vor allem aber ist es bemerkenswert, wie viel Spannung Lindholm allein aus der Präzision und Langsamkeit seiner nüchternen Inszenierung zu gewinnen vermag. Zumal man als Zuschauer:in ja den Ausgang der Geschichte kennt: Im April 2018 wurde der Täter zu lebenslanger Haft verurteilt, obwohl er den Mord erst in einem Interview im Herbst des vergangenen Jahres gestand.

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