Kritik zu Sep Ruf – Architekt der Moderne
Der Filmemacher Johann Betz erinnert an den Münchner Architekten Sep Ruf (1908–1982), der die architektonische Moderne des 20. Jahrhunderts entscheidend mitprägte
Als »weltoffenes und demokratisches Statement der Deutschen« feierte die internationale Presse die Pavillons, die Franz-Joseph (Sep) Ruf zusammen mit Egon Eiermann für die »Expo 58« in Brüssel errichtete. Offene, transparente Strukturen mit großen Glasfronten von schwereloser Eleganz waren ein Kennzeichen der über 300 Bauten, vom Einfamilienhaus bis zu Sakralbauten, die Sep Ruf in fünf Jahrzehnten realisierte.
Mit dieser demokratischen Grundidee tat man sich in konservativen Kreisen schwer: »Ich weiß nicht, welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber er verdient zehn Jahre«, so Ex-Kanzler Konrad Adenauer, als im neuen Wohnsitz des Bundeskanzlers, dem »Kanzlerbungalow« (gebaut 1963–1966), sein 91. Geburtstag ausgerichtet wurde. In Auftrag gegeben hatte das Gebäude Ludwig Erhard, dem die »Vision einer demokratischen Architektur, die die junge Bundesrepublik widerspiegeln und repräsentieren sollte«, vorgeschwebt habe.
Sep Rufs Handschrift hatte sich in den frühen dreißiger Jahren entwickelt. In München baute er 1931 das erste Einfamilienhaus mit einem Flachdach. Dort errichtete er zusammen mit Theo Pabst das neue Justizzentrum auf den Ruinen der Maxburg (gebaut 1954–1957). Die lichtdurchlässigen Fassaden und luftigen Freitreppen symbolisieren den neuen Geist der Justiz und stehen im optischen Gegensatz zum alten Justizpalast aus dem 19. Jahrhundert, in dem 1943 die Geschwister Scholl zum Tod verurteilt wurden. Im Frankfurter Westend entstand zwischen 1962 und 1965 mit dem 82 Meter hohen Turm der BHF-Bank das seinerzeit höchste Gebäude der Stadt nach dem Dom.
»Das Geruhsame, verschmolzen mit einer fantastischen Lässigkeit, Leichtigkeit, mit futuristischen Vorstellungen eines anderen, schöneren Lebens«, so charakterisiert der Journalist Gerhard Matzig Sep Rufs Baukunst. Filmemacher Johann Betz gelingt es, mit bestechend schönen Bildern, Kommentaren von Zeitgenossen, Architekturexperten sowie Bewohnern seiner Häuser etwas von dieser Leichtigkeit zu vermitteln. Zugleich schreibt der Film ein Stück Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik.
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