01/2015

In diesem Heft

Tipp

Ein Film über die Einsamkeit des Fahrers im Auto, ein Bastard zwischen Spielfilm und Dokumentation, von Steven Knight gefilmt wie ein Theaterstück
Die Kino-Essays des französischen Philosophen Alain Badiou
Zwei neue Bücher erkunden das provozierende Werk des dänischen Skandalregisseurs Lars von Trier
Das Neue Testament als Super-8-Monumentalfilm: »Jesus - Der Film« (1986) von Michael Brynntrup
Nach einer Fernsehserie: Der Agententhriller »Hans Kloss - Spion zwischen den Fronten« als DVD-Premiere
Ein junger Student erzählt rückblickend von seinem Leben als erfolgreicher Finanzanalytiker einer New Yorker Firma, von seiner großen Liebe Erica (Kate Hudson), wie sich sein komplettes Leben nach dem 11. September 2001 verändert hat und er nach Pakistan zurückgekehrt ist
Die Flops des Jahres belegt mit den besten Knock-outs aus unseren Kritiken
Richard Linklater begleitet seine Helden in »Boyhood« kostbare zwölf Jahre lang, überträgt sozusagen das Dokumentarfilmprinzip der Langzeitbeobachtung auf einen Spielfilm
Am 7.1. spricht Rudolf Worschech im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt mit Regisseur Sönke Wortmann über dessen Film »Frau Müller muss weg« (Preview!, D-Start 15.1.)
Die Ausstellung »Bigger Than Life« im Berliner Filmmuseum zeigt das Werk des legendären Filmarchitekten Ken Adam und ordnet es motivisch und biografisch
Der letzte Teil von Roy Anderssons Trilogie über das Menschsein setzt wieder auf die bewährte Mischung von nordisch-rustikalem Humor, skandinavischer Lakonie und Tragik. Visuell ist es sein bisher konzen­triertester Film, auch wenn sich die Ideen wiederholen

Thema

Unsere "Steile These" des Monats Januar
Die Schauspielerin Isabelle Carré mimt oft die zu beschützende junge Frau im französischen Kino, mit ihrer großen Rolle als Nonne in »Die Sprache des Herzens« dreht sie das Rollenklischee nun einmal um
Als »Sherlock« hat er eine Fanmanie ausgelöst, in »Star Trek« war er Khan, oft spielt er aber auch historische Figuren. Benedict Cumberbatch ist mehr als der typische britische Exportschurke. Ein Porträt von Anke Sterneborg
Wenn im Kino keine Filme laufen, sondern Opern, Theateraufführungen oder sogar Ausstellungsfilme
In »Wir sind jung. Wir sind stark« erinnert Burhan Qurbani an das Pogrom von Rostock. Ein unpopuläres Thema? Wie das deutsche Kino von Neonazis, rechtsradikalen Umtrieben und alltäglichem Rassismus erzählt
Zehn Dinge, die sie über die Tolkien-Verfilmungen vielleicht noch nicht wussten …Zum Beispiel: dass die Beatles mal in einem »Herr der Ringe«-Film spielen sollten. Bevor wir uns von den Hobbits und Elben verabschieden: ein Rückblick auf ein wundersames Universum

Meldung

Mit Frank Arnold spricht der Regisseur über seinen Film »Die süße Gier« (seit 8.1. im Kino)
Jessica Hausner, 42, gehört zu den Gründern der österreichischen Autorenfilmfirma coop99. Ihr Film »Amour fou« startet in diesem Monat in den Kinos. Uns beantwortet sie in einer kurzen eMail persönliche Fragen rund um das Filmgeschehen
Die Zahl der möglichen Kandidaten ist in diesem Jahr so groß wie nie

Filmkritik

Burhan Qurbani rekonstruiert mit fabelhaften Darstellern die fremdenfeindlichen Exzesse 1992 in Rostock-Lichtenhagen in einem fiktiven Rahmen: kunstvoll, nuanciert und sensibel
Diese sechs Miniaturen über die Explosion der Gewalt im argentinischen Alltag schlagen sarkastische Widerhaken in die gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Zuschauer darf in Damián Szifróns Episodenfilm »Wild Tales« buchstäblich mit allem rechnen
In ihrer zweiten Regiearbeit erzählt Angelina Jolie die Überlebensgeschichte des amerikanischen Sportlers und Soldaten Louis Zamperini, der in japanischer Gefangenschaft Schreckliches erleidet. Jolie lotet die brutalen Exzesse leider sehr gründlich aus, erzählt ihre Story aber mit viel handwerklichem Geschick
Das »süße Leben« floriert, mit Kollateralschäden ist zu rechnen. So lautet die Botschaft des neuen italienischen Films »Die süße Gier«, der ähnlich wie sein Vorgänger »La grande bellezza« an das alte italienische Kino anknüpft
Bill Murray in seiner vielleicht besten Rolle seit »Lost in Translation«: Als für pädagogische Aufgaben gänzlich ungeeigneter Trinker und Spieler nimmt er sich eines Jungen an und erteilt ihm wertvolle Lebenslektionen. Neben Murray spielt jedoch auch J­aeden Lieberher seine Rolle so charmant, dass man das Klischeehafte des Films fast vergisst
Die wahre Geschichte der taubblinden Marie Heurtin und der Ordensschwester, die ihr im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Sprache beibringen will, erzählt Jean-Pierre Améris als platonischen Liebesroman und taktvoll schwelgerischen Überschwang der Sinneserfahrungen
Auch bei ihrem zweiten Fall sind die Ermittler Carl Mørck und sein Assistent Assad mit den Brutalitätsgrenzen in einer gesättigten Gesellschaft konfrontiert. Mikkel Norgaard hat den Film sauber, aber ohne Höhepunkte inszeniert
Erster Spielfilm der Dokumentarfilmerin Susanna Salonen, der die Verwirrungen im Kampf um die geschlechtliche Identität in Thailand, dem Land des Sextourismus, thematisiert. Leicht und doch sicher und bewegend erzählt
In seinem dreistündigen Dokumentarfilm, gedreht Anfang 2012 in der Londoner ­National Gallery, lässt Frederick Wiseman vor allem durch die Arbeit von Museumspädagogen und Restauratoren Kunst in ihrer Vielschichtigkeit lebendig werden
Aria hat keinen Schutzengel, nur ihre schwarze Katze. Herumgeschubst zwischen den zerstrittenen Eltern, sucht die kluge kleine Außenseiterin Anschluss. Asia Argento erzählt vom grotesken Überleben als Kind der römischen Schickeria
Zwei Loser, die als verkleidete Polizisten ihr Selbstwertgefühl steigern, geraten an echte Gangster. Das Potenzial der beiden Spaßvögel wird in dieser Krimikomödie durch eine grobmotorische und widersprüchliche Inszenierung verschenk
Filmbiografie über den genialen Mathematiker, Computerpionier und Enigma-Entschlüssler Alan Turing, der wegen seiner Homosexualität verfolgt wurde. Spannend inszeniert und glänzend gespielt, besticht »The Imitation Game« vor allem durch eine kluge Metaebene über Schein und Sein
Brad Pitt als amerikanischer Panzerkommandeur in Deutschland 1945: Regisseur David Ayer hat einen im besten Sinne altmodischen Kriegsfilm gedreht. Hervorragend besetzt, packend inszeniert, von schockierender Brutalität und mit einer angemessen ambivalenten Moral
Reese Witherspoon ist dann mal weg. Als Cheryl wandert sie 1800 km auf dem Pacific Crest Trail durch Amerikas Westen und denkt mutterseelenallein über die Holzwege in der eigenen Biografie nach. Die leider recht absehbare Geschichte einer Läuterung vor mythisch aufgeladener Frontier-Kulisse
Nach 30 Jahren Ehe will sich Viviane scheiden lassen. Doch ihr Mann verweigert ihr die Freiheit. In einem überwältigenden, von Franz Kafka und Carl Theodor Dreyer gleichermaßen geprägten Gerichtsdrama analysieren die Geschwister Ronit und Shlomi Elkabetz das Verhältnis zwischen orthodoxen und weltlichen Juden in Israel
Von der existenzialistischen Schwere des New-Hollywood-Klassikers »Spieler ohne Skrupel« löst sich Rupert Wyatts Remake konsequent. Es ist der weitaus amerikanischere Film. Und genau das macht neben Mark Wahlbergs elektrisierendem Porträt eines besessenen Spielers seinen Reiz aus
Liv Ullmann adaptiert Strindberg: gut besetzt mit Jessica Chastain und Colin Farrell, hübsch dekorativ inszeniert, aber insgesamt viel zu bieder und bühnenhaft
Sönke Wortmanns Adaption des Theaterstücks von Lutz Hübner und Sarah Memitz ist durchaus unterhaltsam, geht jedoch schwierigen Themen aus dem Weg
Beim Treffen zweier Familien platzt eine gruppendynamische Bombe. Hervorragender, tragikomischer deutscher Mumblecore-Film um zerbrechende Ehen, die Rituale des Alltags und die Krise als Chance
Beeindruckende Massenszenen, zehn fiese Plagen sowie eine Neuinterpretation der Meeresteilung bietet Ridley Scott in seinem Epos um Moses und den Auszug der Hebräer aus Ägypten. Erzählerisch wirkt »Exodus« jedoch leider ziemlich uninspiriert – trotz seiner modernen, agnostisch geprägten Perspektive
Ein brillanter Geist im brüchigen Körper: James Marsh erzählt die Lebensgeschichte des berühmten Atomphysikers Stephen Hawking. Für seine konventionelle Erzählweise entschädigt die einfühlsame Intensität des Spiels, vor allem von Eddie Redmayne als Hawking, aber auch von Felicity Jones als seiner hingebungsvollen, klugen Frau Jane
Der letzte Teil von Roy Anderssons Trilogie über das Menschsein setzt wieder auf die bewährte Mischung von nordisch-rustikalem Humor, skandinavischer Lakonie und Tragik. Visuell ist es sein bisher konzen­triertester Film, auch wenn sich die Ideen wiederholen
Marcel Wehn nähert sich, genau und geduldig beobachtend, der bizarren Welt der Motorradrocker. Im Mittelpunkt seines Films über Mythos und Wirklichkeit einer Subkultur steht der charismatische Lutz Schelhorn, Präsident der Stuttgarter Hells Angels
Ausgiebige Lacher im Kino sind immer gewiss, wenn es um unflätige Geräusche geht. Dieser Film kultiviert das Pupsen dergestalt, dass es zu einer völligen Neubewertung dieses menschlichen Bedürfnisses kommt – mit ganz ungeahnten Einsatzmöglichkeiten. Ein lustiger, geräuschvoller Film
Eine kleine Zerstreuung, wie sie sich der aufrecht bukolische Sozialfilmer Robert Guédiguian in regelmäßigen Abständen erlaubt: An ihrem Geburtstag verschlägt es seine Heldin Ariane (Ariane Ascaride) auf märchenhafte Weise in die Idylle eines Restaurants, das einer Vielzahl pittoresker Figuren Zuflucht bietet
Nach Jahren der Trennung begegnet sich ein Exliebespaar wieder und entdeckt erneut seine Zuneigung. Doch die Dämonen der Vergangenheit sind noch wach. Die bislang geistloseste aller Nicholas-Sparks-Verfilmungen scheitert auf allen Ebenen
Ein Abendessen unter vier Paaren und ein vorbeiziehender Komet, aus diesen Zutaten entfaltet der Amerikaner James Ward Byrkit ein spannendes Drama um die Frage von Identität und Lebenschancen
Dem berühmten New Yorker Musical um ein Waisenmädchen, das eine Ersatzfamilie findet, hat Will Gluck ein modernes Update verpasst. In einer Geschichte voller Klischees und Übertreibungen können am Ende nur Quvenzhané Wallis und Jamie Foxx noch einen Funken Charme zünden
Jessica Hausner beschreibt in ihrem introvertierten Film anschaulich die soziale Kälte im Umfeld von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, die 1811 zu deren Doppelselbstmord führte
Nach New York und Washington verschlägt es Ben Stillers Museumsnachtwächter diesmal nach London, wo er im British Museum den Zauber der ägyptischen Tafel, die Exponate in lebendige Wesen verwandelt, zu retten versucht. Harmloses, tricktechnisch aufwändiges, nur in Maßen komisches Sequel
Im abschließenden Teil der Hobbit-Trilogie erschöpft Peter Jackson sich in einem Dauerfeuerwerk an Schlachten und Effekten

Film