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Der Film beginnt wie man es von einem Film über diese schwere Zeit erwarten würde, mit der Schilderung von Mangel an akzeptablen Wohnraum, Kleidern, Geld, bzw. an Ersatzwährungen, wie Zigaretten und anderen Tauschwaren. Verletzte, Gedemütigte, mit Schuld Beladene, die sich dem Zugriff der Siegermächte entziehen wollen und dadurch erpressbar sind. Es herrscht eine Atmosphäre, wo jeder sich bemüht, in dieser Situation sich ein bisschen Glück zu erkämpfen, zum Teil mit harten Bandagen.

Die Frauen und Mädchen sind die Schwächeren, zum Teil von den siegreichen Soldaten, ihren Vätern missbraucht, von ihren Geliebten schäbig behandelt, angreifbar in ihrem Bemühen, zu den gesitteten Verhältnissen der Vorkriegszeit oder dem zurückzukehren, was die Illusionsfabrik „Film“ ihnen als identitätsstiftend anbietet. Charlotte Schuhmann will das Kind ihres Ludwigs, einem Kriegsheimkehrer nicht abtreiben lassen, der sich loskaufen will, auf Betreiben seiner Eltern eine „bessere Partie“ machen will.

Mit dem Entschluss, alles, was sie hat, für eine Unterweisung bei Gloria, einer Schauspielerin zu investieren, um für Ludwig wieder anziehend und verführerisch zu werden, ihn doch noch für das Kind und eine Ehe zu gewinnen, erhält der Film eine subversive Dynamik. Nach einigen, demütigenden Verhandlungen wird sie in eine Gruppe von ebenfalls bedauernswerten Mädchen aufgenommen, die lernen, wie man sich kleidet, schminkt und gibt, bis hin zur Unterweisung in sexuellen Praktiken.

Im Laufe des Films sieht man, wie die Mädchen an Selbstvertrauen und Macht gewinnen, die neuen Rollenmodelle ausprobieren, wie die Solidarität unter den Frauen entsteht, Zuneigung, Zuwendung und sexuelle Befriedigung jetzt auch von den Männern eingeklagt wird. Dies Gegenmodell, das den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit der Frauen zeigt, wird bei verschiedenen Gelegenheiten erprobt und verfeinert Charlotte hat zwar ein besonderes Verhältnis zu Gloria und an ihr werden die Schickale der anderen exemplarisch und ausführlicher gezeigt, aber der Film ist nicht die Geschichte der Charlotte Schuhmann, eher ein Film darüber, wie ein neues Rollenmodell erkämpft und erprobt wird und mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden ist.

Das Unhistorische dieses Kampfes (Stichwort: Mösen an die Macht) wird durch die Ausarbeitung in Theaterszenen, getrennt durch farbige Banner angedeutet, während schwarzweiße Filmsequenzen für die Rückblenden und die Versuche verwendet werden, sich mit den Normen der vergangenen Zeit zu arrangieren.

Interessant ist der Film, weil die Phasen nicht einfach aufeinander folgen, die Vergangenheit vor dem Hintergrund der neuen Einsichten neu interpretiert wird und weil die Mädchen in ihren Beziehungen zueinander und zu Gloria, der Herrin, die nicht immer matriarchalisch agiert, ein Problem haben. Weiterhin bleibt lange offen, ob der Kampf um die Macht der Frauen ernst gemeint ist oder nur ein Mittel, sich in der alten, männerdominierten Welt effektiver mit neuen Methoden durchzusetzen. Den Film nicht nur einmal anzusehen, lohnt sich!

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