Der erste Artikel von mir, der in epd Film erschien, war ein Porträt des französischen Regisseurs Jacques Becker. Das war im Frühjahr 1987, zu einem Zeitpunkt, an dem ich noch Student und zugleich schon ein dilettierender Filmjournalist war.
Eigentlich sei eine Wartezeit von sieben oder acht Jahren gar nicht so ungewohnt für einen Regisseur, meinte Michel Gondry vor enigen Tagen in einem Interview. Aber natürlich, ergänzte er, sei es schon ein wenig entmutigend, sich sein Leben auf diese Weise einzuteilen.
Zu den ehernen Klischees der Filmwelt gehört, dass man während des Festivals von Cannes vom Rest der Welt nicht viel mitbekommt. Das ist natürlich erst recht keine Entschuldigung für einen, der nicht in dieser zweiwöchigen Parenthese lebt, weil er daheim geblieben ist. Aber diesmal erreichte mich, dessen Lektüre sich chronisch auf den Kulturteil beschränkt, dank Cannes eine Nachricht aus der wirklichen Welt.
Heute um 17 Uhr feiert der neue Pedro Almodóvar in Cannes Premiere. Obwohl „Strange Way of Life“ kein ausgewachsener Film ist, wird der Andrang in der Salle Debussy zweifellos groß sein. Was rede ich – bestimmt ist das Festivalpublikum zum Auftakt dankbar für großes Kino, das nur eine halbe Stunde dauert.
Zu den zahllosen verwunderlichen Aspekten von „Beau ist afraid“, der in der letzten Woche startete, gehören die Filme, die Ari Aster inspiriert haben. Es muss nicht verblüffen, wenn er „Das Fenster zum Hof“ und „Irrtum im Jenseits“ von Powell & Pressburger nennt. Aber wie gelangt „Playtime“ von Jacques Tati in dieses Einflussdelta?
Eigentlich wollte er seine Komposition "Visionen" nennen, aber die waren nicht willkommen in dem Klima, das nach der Niederschlagung des Volksauftstands von 1956 herrschte. Statt dessen gab György Ligeti ihr den Titel "Atmosphères", der ebenso umfassende, aber politisch unverfänglichere Assoziationen weckte. Er behielt ihn auch bei, als er in den Westen floh. Das Stück wurde zum Passierschein seines Ruhms.
Antonio Pietrangeli, den das Berliner Arsenal gerade mit einer Retrospektive ehrt, nahm es sehr genau. Einmal, so berichtete Ettore Scola, ließ der Regisseur ihn und seinen Co-Autor Ruggero Maccari aus Rom anreisen, um ihre Zustimmung zu einer Drehbuchänderung einzuholen. Als sie am Set in Parma ankamen, trauten sie ihren Ohren nicht. Pietrangeli verlangte von ihnen nicht etwa, eine Szenenfolge nachzubessern oder an einer Dialogpassage zu feilen. Er bat sie, ein einziges Wort in den Regieanweisungen zu ändern: Würden die Autoren ihm erlauben, die Szene auf einem Balkon spielen zu lassen?
Der Mai begann nun tatsächlich mit dem Streik der Drehbuchautorengilde in den USA. Aber der Vormonat klang mit einigen guten Nachrichten aus. Drei haben mich besonders gefreut. Zuallerst ist das natürlich die Kunde aus Teheran, dass Jafar Panahi seinen Pass zurückerhalten hat und das Reiseverbot für ihn aufgehoben wurde.
Es steht zu befürchten, dass dies ein reichlich monotoner Eintrag wird. Das Risiko besteht, wenn man über jemanden schreibt, von dem man annehmen darf, dass er ohne Tadel war. Aber vielleicht gelingt es mir, meiner Bewunderung für den gerade verstorbenen Harry Belafonte doch einige Facetten zu verleihen.
Sechs Tage muss Captain Nathan Brittles noch in seinem Kalender ausstreichen, dann schickt ihn die US-Kavallerie in den Ruhestand. Seine Ordonnanz, der trinkfeste Sergeant Quincannon, sieht dem Datum voller Nostalgie entgegen: "Die Armee wird nicht mehr Dieselbe sein, wenn Sie weg sind." Nein, erwidert sein Vorgesetzter abgeklärt, die Armee wird immer Dieselbe sein, Sonne und Mond verändern sich, aber die Armee verändert sich nicht.
Alba Rohrwacher, 45, Schauspielerin, erhielt 2009 gleich zwei David-di-Donatello-Preise, für »Tage und Wolken« und »Giovannas Vater«. Sie hat mit italienischen Auteurs von Luca Guadagnino bis Nanni Moretti gedreht. Auch für ihre Schwester Alice stand sie vor der Kamera, zuletzt in »La chimera«. In diesem Monat startet »Zwischen uns das Leben«.
Die deutsche Filmförderung soll neu aufgestellt werden. Zieldatum ist der 1. Januar 2025. Aber bei diesem Projekt ist vieles unklar. Vor allem: Was leistet die Reform für den Film als Kulturgut?
Morgan Neville, 1967 geboren, konnte der Produzent, Regisseur und Autor für seinen Dokumentarfilm über Background-Singer, »20 Feet from Stardom«, 2014 einen Oscar gewinnen. Auch sein »Best of Enemies« über die Debatten von Gore Vidal und William F. Buckley schaffte es 2016 auf die Shortlist.