08/2019

In diesem Heft

Tipp

Martin Scorseses Film über Bob Dylan, »Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story by Martin Scorsese«, ist nur an der Oberfläche eine Dokumentation der legendären Konzerttournee in den 70ern
Die Serie »City on a Hill« erzählt vom »Boston Miracle« und versucht dabei ehrgeizig an den fesselnden Realismus von »The Wire« anzuschließen
In Denys Arcands neuem Spielfilm tun sich ein Philosoph, ein Ex-Knackie und ein Escort-Girl zusammen, lauter gute Menschen mit goldenem Herz, um das System auszutricksen. Mit der Krimikomödie formuliert Arcand erneut seinen Einspruch gegen die Strukturen einer Gesellschaft, in der alles auf Geld und Erfolg ausgerichtet ist
am So., den 18.8. in Frankfurt am Main – epd Film-Redakteur Rudolf Worschech spricht mit Regisseur Ilker Çatak über »Es gilt das gesprochene Wort«

Thema

Quentin Tarantinos »Once Upon a Time in... Hollywood« führt in die Goldenen Jahre der TV-Western zurück. Serienspezialist Harald Keller liefert unverzichtbare Hintergrundinformationen: die Stars, die Produktion, die Sub-Genres
Unsere "steile These" des Monats August
Simon Schwarz kennt man vor allem aus Nebenrollen, an der Seite von Josef Hader in den ­Brenner-Verfilmungen oder an der Seite von Sebastian Bezzel in der Provinzkrimireihe von Rita Falk, aber die füllt er meist mit so viel Begeisterung aus, dass man ihm mehr Hauptrollen wünscht
Das Woodstock-Festival hat 50. Jubiläum. Über einen radikalen Lebensentwurf und sein filmisches Destillat, Michael Wadleighs monumentale Dokumentation von 1970
Als man dachte, Action geht nicht mehr... trat Jason Statham mit »Transporter« auf den Plan. Seitdem hat er das Modell »Actionheld« gründlich überarbeitet: mit der Eleganz eines ehemaligen Turmspringers, mit einem Hauch Metrosex und überraschenden Brüchen. Jetzt in einem neuen »Fast & Furious«-Film

Meldung

Markus Söder will das Filmfest München zum Medienfestival ausbauen. Aber warum? Das Konzept funktioniert seit Jahren. Und hat sich auch jetzt wieder bewährt, besonders beim Neuen Deutschen Kino
Viele Zugänge zur Geschichte des Films

Filmkritik

Mit seinem stimmungsvoll inszenierten Sci-Fi-Thriller »I Am Mother« gelingt Grant Sputore eine originelle Variante des postapokalyptischen Genrefilms
Eine hervorragende Besetzung (Keira Knightley, Helen Mirren, Diego Luna u.a.) kann den konzeptionslos zusammengestellten Episodenfilm »Berlin, I Love You« nicht davor retten, in schlimmste Klischees zu verfallen und außerdem noch sehr, sehr langweilig zu sein
Die virtuelle Romanze zwischen einer Professorin, die unter einem Fake-Account im Internet unterwegs ist, und einem jungen Mann ist zu schwerfällig inszeniert, um echte Spannung zu entwickeln
Auch als starbesetztes Hollywood-Remake ist dieses Porträt einer alleinstehenden Frau und Mutter so leichtfüßig und zugleich tiefgründig wie das gefeierte chilenische Original »Gloria« von 2013
Eine Bande jugendlicher Neapolitaner will einen lokalen Mafiaboss entthronen, gerät aber in einen internen Konflikt. Der sich »realistisch« gebende Film »La paranza dei bambini« ist vor allem ein klassisches, wenig originelles Gangsterdrama, das sich zu sehr an den Vorbildern orientiert, von Cagney über Coppola bis Leone
İlker Çataks interkulturelles Liebesmelodram »Es gilt das gesprochene Wort« funktioniert dank differenzierter Detailbeobachtungen, hinterlässt aber aufgrund der konstruierten Migrationsthematik einen uneinheitlichen Gesamteindruck
Ein Schlaganfall rüttelt den Generaldirektor eines Autokonzerns (Fabrice Luchini) wach. Mit Hilfe einer Logopädin (Leila Bekhti) gibt er seiner Existenz eine neue Richtung. Hervé Mimran inszeniert dies als einen heiteren Parcours der Läuterung. Ein Wohlfühlfilm, gewiss. Aber einer, der Neugier für seine Figuren entwickelt
Russell Harbaugh erzählt in seinem Langfilmdebüt mit viel Geduld und Atmosphäre vom Beziehungsgeflecht um Suzanne (Andie MacDowell), die nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Aufbruch wagt gegen den Willen ihrer erwachsenen Söhne
Ein episodischer Film über das unordentliche Gefühl der Liebe. Miriam Blisse erzählt vom Aufkommen und Verschwinden der Liebe in einem Berliner Hochhaus, ohne das Milieu dafür verantwortlich zu machen
In Denys Arcands neuem Spielfilm tun sich ein Philosoph, ein Ex-Knackie und ein Escort-Girl zusammen, lauter gute Menschen mit goldenem Herz, um das System auszutricksen. Mit der Krimikomödie »Der unverhoffte Charme des Geldes« formuliert Arcand erneut seinen Einspruch gegen die Strukturen einer Gesellschaft, in der alles auf Geld und Erfolg ausgerichtet ist
Ein ästhetisch gewagter, kluger und sinnlicher Essayfilm von Angela Schanelec. Maren Eggert spielt in »Ich war zuhause, aber...« eine Mutter und Witwe, die an der Unmöglichkeit, das Leben zu kontrollieren, beinahe verzweifelt
Die Geschichte über den kulturellen Abnabelungsversuch eines Sohns pakistanischer Eltern in der britischen Provinz des Jahres 1987 ist nicht allzu originell, dafür aber bestes Feelgoodkino. Der Einsatz der Springsteen-Songs erweist sich als Glücksgriff, genau wie Newcomer Viveik Kalra in der Hauptrolle in »Blinded by the Light«
In dieser Actionkomödie über einen Cop, der auf der Jagd nach einem Killer ein Ubertaxi samt Fahrer kapert, gelingt es dem Buddy-Duo Dave Bautista und Kumai Nanjiani leider nicht, sein volles komisches Potential zu entwickeln
Bei den Vorbereitungen zu ihrer ersten »Kissing-Party« gerät ein Trio aus Zwölfjährigen in ernsthafte Probleme. Leider sehr uninspiriert inszenierte und überdrehte Teeniekomödie
Langeweile, Drogen, Sex, marodierte Familien und Techno: Alexander Gorchilins Regiedebüt »Acid« will das subversive Generationenporträt einer russischen Jugend sein, ist aber erzählerisch zu zerrissen, wenig dringlich und wimmelt vor konturlosen Figuren
Ritesh Batra kehrt wieder in seine Heimatstadt Mumbai zurück und erzählt eine Romanze mit Klassenbewusstsein – so liebevoll in seiner Figurenzeichnung wie authentisch in der Milieuschilderung: »Photograph«
Britischer Wohlfühl- und Heimatfilm, der die auf Tatsachen beruhende Geschichte einer Gruppe von Fischern aus Cornwall erzählt. Schlicht in der Prämisse und konventionell inszeniert, macht »Fisherman's Friends« durch seine wackeren Helden und viele Shantys immerhin gute Laune
Launig, detailverliebt und von Hollywood besessen ist beim neunten Tarantino-Film eigentlich alles wie gehabt, nur mit weniger Dialogen, etwas weniger Gewaltszenen, dafür aber Brad Pitt und Leonardo Di Caprio in bester Spiellaune: »Once Upon a Time in Hollywood«
Zwei Jahre nach der Zombie-Apokalypse. Zwei junge Frauen versuchen sich von Weimar nach Jena durchzuschlagen. »Endzeit« ist kluges, vieldeutiges, märchenhaftes, ökologisch inspiriertes deutsches Genrekino
Kaum sind die Kinder aus dem Haus, nimmt sich Papa eine Jüngere und das Trennungsdrama seinen Lauf. Ulrich Tukur und Martina Gedeck liefern sich einen geschwätzigen Rosenkrieg, und der Film weiß nicht so recht, ob er zu Ernsthaftigkeit oder Überspitzung tendieren soll: »Und wer nimmt den Hund?«
Die sechste Verfilmung der Provinzkrimis rund um Franz Eberhofer ist eine beeindruckend konsequente Feier gehobenen Blödsinns: »Leberkäsjunkie«
Stephan Hilperts dokumentarische Langzeitbeobachtung »Congo Calling« porträtiert drei sehr eigenwillige Entwicklungshelfer in der Demokratischen Republik Kongo, deren Projekte auf unterschiedliche Weise scheitern
Woody, Buzz und die Spielzeugtruppe bekommen mit dem selbstgebastelten Forky einen Neuzugang, dessen störrisches Treiben existenzielle Fragen aufwirft. »Toy Story 4« ist eine Fortsetzung, die eigentlich keiner gebraucht hat, die man jedoch nun, da sie da ist, nicht mehr missen will – komisch, tiefgründig, turbulent und großherzig
Ein fast vierzehnstündiger Film, der sich als verspielt-intelligente Hommage an das Genrekino erweist. Eine Entdeckungsreise, die das Filmemachen feiert und dabei auf die Fantasie des Zuschauers setzt
Der Film folgt dem Aufstieg einer Überlebenden eines Amoklaufs (Natalie Portman) zum Popstar und zeigt die verheerenden Nachwirkungen ihres Traumas auf. Düsterer Blick in die Untiefen der Popindustrie
Wie einst Nikita bekommt nun auch Anna eine Chance auf einen Neustart als Geheimwaffe der Regierung und Luc Besson zelebriert noch einmal die außerirdische Schönheit einer Frau, die zugleich Wunschfantasie und Alptraum aller Männer ist
25 Jahre nach dem Animationsfilm gelingt es Jon Favreau, die Qualitäten einer spektakulären Naturdokumentation mit dem Humor, der Romantik und dem Drama eines klassischen Disneyfilms zu verschmelzen
Der Debütlangfilm von Cyril Schäublin ist die vielfältig überzeugende satirisch-allegorische Auseinandersetzung mit einer auf allen Ebenen von gestörter Kommunikation dominierten Welt
Eine Puppe, bei der die Sicherheitsvorkehrungen deaktiviert wurden, fängt an, all jene umzubringen, die sie als Bedrohung für ihren Besitzer, einen 13-jährigen Jungen, wahrnimmt. Wenig originelles Reboot der erfolgreichen »Chucky«-Horrorreihe
Der erste Marvel-Superhelden-Film, der nach den Ereignissen von »Endgame« spielt, greift gleichzeitig auf all das zurück, was altbewährt ist im MCU: ein bisschen Selbstironie, ein bisschen Pathos und viel CGI-Hokus-Pokus. Eigentlich will Peter Parker, »dein freundlicher Superheld aus der Nachbarschaft«, die Klassenfahrt nach Europa ohne Spinnenmannkostüm genießen. Aber Jake Gyllenhaal als mysteriöser »Mysterio« macht ihm einen Strich durch die Rechnung und dem geplanten Liebesgeständnis an MJ auf dem Eiffelturm

Film