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Gerhard Midding

Die Verrohung der politischen Sitten schreitet immer rascher voran. Bis zum Freitagabend letzter Woche wurden 112 hier zu Lande tätliche Angriffe auf Politikerinnen und Politiker seit Beginn des Jahres gezählt. Mit der Attacke auf den Europaabgeordneten Mathias Ecke hat die demokratiefeindliche Gewalt nicht unbedingt eine neue Dimension, auf jeden Fall aber größere Aufmerksamkeit erlangt.

Gerhard Midding

Gestern Abend fühlte ich mich an die Berlinale erinnert, wie sie mir aus 18 Jahren vertraut war. Das lag nicht nur am Ort am Potsdamer Platz, der für zwei Wochen im Februar zu deren Palast erklärt wird, obwohl er für Filmvorführungen denkbar schlecht geeignet ist. Geschuldet war der Eindruck auch der Wiederkehr von Dieter Kosslick, der bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises aber nur als Laudator auftauchte, wie er kokett betonte.

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An Mangelwirtschaft ist der sturmerprobte Facharbeiter Paul gewöhnt, aber das kann er nicht fassen. "Ein Betrieb mit 2000 Mann", schnaubt er wütend, „und keine 16er Mutter!“ Seit Jahren, Jahrzehnten reibt er sich auf für das Metallwerk, aber es läuft einfach nicht rund. Immer wieder stehen die Maschinen still.

Gerhard Midding

Das Spiel der Hände ist in Luchino Viscontis Filmen stets ausdrucksvoll. In ihm offenbart sich eine wehmütige Lebenssehnsucht. Seine Figuren versuchen, in der Berührung Intimität und Erlösung zu finden. Zu Beginn der Ballsequenz aus "Der Leopard" ergreift der Fürst von Salina zur Begrüßung mit beiden Händen die Hand Angelicas, der Verlobten seines Lieblingsneffen Tancredi und lässt die eine lange auf ihrem Handrücken ruhen. Die Geste besiegelt, fast wie eine Segnung, ihren Eintritt in seine Familie und die Kreise der sizilianischen Aristokratie.

Gerhard Midding

Zu dem Zeitpunkt, als Staudte seine "Dreigroschenoper" drehte, hatte er noch nicht aufgehört, das zeitgeschichtliche Gewissen des deutschen Nachkriegsfilm zu sein, zugleich aber bereits erste Signale gesendet, dass er sich auch auf reibungslose Unterhaltung verstand.

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Im Februar 2017 erlebte Guido Altendorf eine herbe Enttäuschung. Ungeduldig packte er die DVD der "Dreigroschenoper" aus, die bei gerade bei "Filmjuwelen" erschienen war. Endlich war Wolfgangs Staudtes Neuverfilmung wieder verfügbar! Er traute seinen Augen nicht, als er den Silberling einlegte. Als Ausgangsmaterial diente eine matschige Fernsehkopie im falschen Format. Das konnte Altendorf nicht auf sich beruhen lassen. Es mag nicht der beste Staudte sein, sagte er sich, aber er hat besseres verdient.

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Seit US-Filme kaum noch einen Vorspann haben, der die beteiligten Künstler nennt, erfährt man, was eigentlich zählt: die Produktionsfirmen. Gerade bei Produktionen mit mittlerem Budget kommen da meist eine ganze Menge zusammen, deren Namen und Logos zuweilen einfallsreicher sind als die folgenden Filme. Ein Name, der nicht durch Originalität auffiel, aber viel versprach, war Participant.

Gerhard Midding

Vermutlich gibt es wenige Dinge, die meinen Freund Binh in so großes Erstaunen versetzen wie die Entscheidung deutscher Verleiher. Er kann sich partout keinen Reim darauf machen, welche französischen Filme sie herausbringen und welche nicht. Mittlerweile ist er es gewohnt, dass ich regelmäßig über Wohlfühlkomödien schreibe, von denen die Kritik in Frankreich keinerlei Notiz nimmt.

Gerhard Midding

Morgen vor 30 Jahren ging "Turner Classic Movies" auf Sendung. Er ist nicht der erste Kabelsender in den USA, der sein Programm komplett mit Spielfilmen bestreitet, aber der beste. Das war maßgeblich Robert Osborne zu verdanken, der 23 Jahre lang dessen Gesicht war. Zum feierlichen Start auf dem Times Square hatte er es nicht weit, denn er wohnte nur ein paar Blocks nördlich.

Gerhard Midding

Mir war in diesen Tagen nicht nach Kino, aber heute kam es anders. Vielleicht war es eher Neugier als Lust. Die stellte sich später ein, aber die Wissbegier zählte zunächst doppelt. Zum einen wollte ich herausfinden, was für ein Publikum sich einfindet zu den Vorstellungen japanischer Animationsfilme, die hier zu Lande nur einen Tag zu sehen sind. Und dann wollte ich natürlich wissen, wie Hayao Miyazaki war, bevor er Hayao Miyazaki wurde.