01/2018

In diesem Heft

Tipp

25. Januar bis 1. Februar – Freunde und Interessierte des Schweizer Films können sich zum mittlerweile 53. Mal in Solothurn zur Werkschau einfinden. Im »Panorama Schweiz« wird das Filmschaffen der Alpenrepublik in allen Längen und Genres unter Anwesenheit der Filmemacherinnen und -macher ausgestellt. Ein Publikums- sowie ein Jurypreis liefern den kompetitiven Rahmen. Zur Eröffnung läuft Fernand Melgars »À l'école des Philosophes«, ein Dokumentarfilm, der sich auf mehreren Ebenen mit dem ersten Schuljahr von fünf behinderten Kindern auseinandersetzt
24. Januar bis 4. Februar, Rotterdam – Bei der 47. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele in Rotterdam präsentieren sich erneut Filmschaffende aus dem Independent-Bereich aus aller Welt. Es gibt vier Sektionen, darunter mit »Bright Future« eine, die sich besonders um aufstrebende und junge Filmemacher dreht. Neben weiteren Kategorien rund um das kontemporäre Filmschaffen und Programmen zum mittellangen und kurzen Film bietet das Festival in der Hafenstaft auch eine Retrospektive
24. bis 28. Januar, Berlin – Über das Medium Film möchte das Berliner Festival Hellas Filmbox das Land Griechenland durch die Augen seiner Filmemacher sichtbar machen. Ein Anliegen ist dabei, den Blick auf das Land um eine Dimension zu erweitern, die in Deutschland sonst schwer wahrnehmbar ist. Länderschwerpunkt ist in diesem Jahr Zypern, genauer das »Neue Zyprische Kino«. Erstmals findet das Festival im »Urban Spree« auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain statt
22. bis 28. Januar, Saarbrücken – Der deutschsprachige Nachwuchs steht seit Jahrzehnten im Fokus des traditionsreichen Max Ophüls Preises. Das Festival bietet eine Präsentations- und Networking-Möglichkeit, der Dialog steht im Vordergrund. Spielfilm, Kurzfilm, mittellanger Film und Dokumentarfilm finden ihren Platz. Unter anderem läuft mit »Gutland« ein luxemburgischer Film mit Frederick Lau, der als Räuber mit seiner Beute nach Luxemburg flüchtet. Eröffnet wird das Festival mit »Der Hauptmann« von Robert Schwentke
22. bis 28. Januar, Bamberg – Seit 1991 bereitet Bamberg insbesondere dem deutschen Kurzfilm eine Plattform und ist damit das älteste Kurzfilmfestival Bayerns. Es bietet einen Kurzspielfilm-, einen Animationsfilm-, einen Dokumentarfilm-, einen Experimentalfilm- und einen Kinderfilm- Wettbewerb an. Gastland ist in diesem Jahr Griechenland. Schauspieler Andreas Leopoldt Schadt, bekannt aus dem Tatort, ist künstlerischer Pate
19. bis 21. Januar, Mannheim – Zum 16. Mal setzt sich das Mannheimer Filmseminar mit dem Thema Filmtheorie und Psychoanalyse auseinander. Im Zentrum steht das Werk von François Ozon, der seit 1998 bereits 17 Langfilme inszeniert hat und damit zu den produktivsten Autorenfilmern zählt. Die Sichtung seines neuesten Werkes »Der andere Liebhaber« findet in einer Preview bereits am 14. Januar statt
11. bis 17. Januar, Mannheim – Fast 200 Filme an sieben Tagen. Die elfte Ausgabe des Kurzfilmfestivals bildet ohne Genrebeschränkungen britisches Filmschaffen ab. Ob hohes oder niedriges Budget, alle Richtungen treffen aufeinander. Auszeichnungen gibt es von einer Jury und vom Publikum. In der Retrospektive setzt sich das Festival in diesem Jahr mit den »Pioneers of Black British Cinema« von den 60ern bis in die 80er auseinander
4. bis 24. Januar, Berlin – Der Poetische Realismus in Frankreich findet für drei Wochen eine Heimat im Babylon-Kino in Berlin. Unter anderem werden Werke Jean Vigos, Jean Renoir und Marcel Carné zu sehen sein. Existenzielle Themen, verhandelt vor der sozialen Wirklichkeit der 30er Jahre, treffen auf eine filmische Bewegung, die die Künstlichkeit der Studios hinter sich lassen und das Leben einfangen wollte
Was treibt einen Charles Manson um? Die von David Fincher mitproduzierte Serie »Mindhunter« erzählt davon, wie im FBI der 70er Jahre der Begriff Serienkiller und das zugehörige Profiling erfunden wurden
Die Hausfrau auf der Comedy-Bühne: Amy Sherman-­Palladinos neue Amazon-Serie »The Marvelous Mrs. Maisel« erzählt vom Aufstieg eines unwahrscheinlichen Talents im New York der fünfziger Jahre
am Di., den 23.01. in Frankfurt am Main – epd Film-Autor Ulrich Sonnenschein spricht mit RP Kahl über seinen Film »A Touch of Ecstasy«
In der informativen Berliner Jubiläumsausstellung geht es weniger um die künstlerische Leistung der Ufa-Konzerne als um die Markenstrategie: vom Stummfilm bis zur Fernsehmoderne
Eine Witwe widersetzt sich einer Gruppe von Männern, die sie vergewaltigen wollen. Mouly Surya erzählt in ihrem dritten Spielfilm eine ebenso eigenwillige wie eindrucksvolle Rachegeschichte, die den Western aus dem Geist des antiken Dramas neu erfindet

Thema

Sie spielt oft Frauen, die viel wegstecken – und dann plötzlich Widerstand leisten. Wie jetzt in »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri«. Anke Sterneborg porträtiert Frances McDormand
Gary Oldman gehört zu jener besonderen Sorte von Charakterdarstellern, die sich mehr durch Schurken- als durch Heldenrollen eingeprägt haben. Was auch ein Grund dafür sein mag, dass er bislang nur eine Oscarnominierung (für seinen Smiley in »Dame, König, As, Spion«) bekommen hat. Mit seinem Auftritt als Churchill in »Die dunkelste Stunde« soll sich das nun ändern
Klingt doch alles gleich ... ­Hollywoods Filmmusik steht in der ­Kritik. Stumpfe ­Ton-Cluster und Sampling-­Soßen ­begleiten den schleichenden ­Niedergang ­einer einst ­vielseitigen ­Kunstform. ­Simon Born über Glanz und Elend des Blockbuster-Scores
Es kommt nicht oft vor, dass ein Film aus dem Großherzogtum Luxemburg bei uns startet. »Alte Jungs« heißt die ­Senioren­komödie, und ihr Regisseur Andy Bausch hat wie kein anderer Geschichten aus seinem Heimatland erzählt

Meldung

Filmkritik

Diese Geschichte der Filmmusik ist wenig mehr als eine Hetzjagd durch die bekannten Highlights der Filmkomposition – ohne Einordnung oder Reflexion. Nur über die zeitgenössischen Komponisten gibt die materialreiche Doku »Score« einen adäquaten Überblick
Ein kleiner Junge mit schweren Gesichtsfehlbildungen geht das Wagnis der Einschulung ein und hat es unter den »Normalen« nicht leicht. »Wunder« erzählt die Geschichte einer letztlich geglückten Inte­gration aus der Perspektive des zu Inte­grierenden und verdeutlicht dabei die zahlreichen Faktoren, die im Spiel sind. Trotz gelegentlicher Ausreißer in die Selbstbeweihräucherung ein erbaulicher Jahreswendefilm
In ihrem zweiten Spielfilm »Beach Rats« erzählt die Independent-Regisseurin Eliza Hittman vom heimlichen homosexuellen Erwachen eines Jugendlichen. Eine packende Coming-of-Age-Geschichte der anderen Art, brutal und poetisch zugleich
Mit zurückhaltender Naivität gibt der großartige Franz Rogowski einen schüchternen jungen Mann, der als selbsternannter Superheld Gutes tut und dabei von sensationslüsternen Filmleuten porträtiert wird. »Lux« ist ein behutsamer Film, der die Frage aufwirft, wie wir uns unsere Realitäten schaffen
Ein notdürftig als Porträt einer starken Frau getarnter Werbefilm für Guru Ole Nydahl und seine Schule des Buddhismus: »Hannah – Ein buddhistischer Weg zur Freiheit«
Das liebenswürdig gestaltete Animationsabenteuer ist visuell nicht so opulent wie vergleichbare Produktionen von Disney, gleicht dieses Manko aber durch seinen anarchischen Sprachwitz aus: »Tad Stones und das Geheimnis von König Midas«
Mit der späten Coming-of-Age-Geschichte einer Ärztin, die das Eislaufen und gleichzeitig mit Freude zu leben lernt, wendet sich Ale­xandra Sell liebevoll an ein älteres Publikum, das sich in den ostdeutschen Bezügen gern wiedererkennen darf, aber nicht muss: »Die Anfängerin«
Ein pensionierter Lehrer, der an Alzheimer leidet (Donald Sutherland) und seine willensstarke Frau (Helen Mirren) erfüllen sich den Wunsch, in ihrem alten Wohnmobil zu Hemingways Haus in Florida zu fahren. ­Paolo Virzi inszeniert in »Das Leuchten der Erinnerung« eine letzte sentimentale Reise ohne Rührseligkeit und mit tragikomischer Nähe zu seinen Hauptfiguren
Das Filmmusical »Greatest Showman« über den Showbusiness-Pionier P. T. Barnum beleuchtet zwar auch unerwartete Aspekte, bleibt aber vor allem als opulent-oberflächliches Popmusikspektakel in Erinnerung, in dem die eigentlichen Helden dieser Karriere, Barnums Künstler, zu kurz kommen
Eine rüstige Rentnerin wehrt sich gegen den Jagdwahn ihrer Umgebung. »Die Spur« ist ein ökologisches Rachemärchen von Agnieszka Holland mit einer wunderbaren Hauptdarstellerin
Der Anime-Regisseur Makoto Shinkai erzählt von einer Liebe zwischen zwei Jugendlichen, die alle Grenzen sprengt – in einem charmanten, rührenden und aufregenden Mix aus Bodyswitch-Komödie, Melo und Katastrophenthriller: »Your Name«
Die distanzlose und substanzarme Beweihräucherung des New Yorker Malers Julian Schnabel durch den befreundeten Filmemacher Pappi Corsicati lohnt lediglich als Materiallager
Eine schüchterne junge Frau gerät in einen wohlhabenden konservativen Haushalt und fällt dem Familienoberhaupt zum Opfer. Seine Ehefrau beschreibt ihre Mitschuld. Mit Marlen Haushofers knackig-kalter Novelle verfilmt Julian Roman Pölsler einen zweiten bedeutenden Text der Schriftstellerin: »Wir töten Stella«
In naher Zukunft findet die Wissenschaft einen Weg, Menschen zu schrumpfen. Der von Matt Damon gespielte Held von »Downsizing« beschließt, die Verwandlung an sich vornehmen zu lassen. Streckenweise brillant inszenierte Satire, die sich gar nicht wie Science-Fiction anfühlt
Eine Witwe widersetzt sich einer Gruppe von Männern, die sie vergewaltigen wollen. Mouly Surya erzählt in ihrem dritten Spielfilm »Marlina« eine ebenso eigenwillige wie eindrucksvolle Rachegeschichte, die den Western aus dem Geist des antiken Dramas neu erfindet
Wenn Erwachsene mit viel Slapstick zu Däumlingen mutieren und Andrea Sawatzki als untote Paukerin ihr Unwesen treibt, ist die Schulkomödie »Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft« trotz des holprigen Drehbuchs und des faden Kinderensembles recht vergnüglich
Kühne Mischung aus tiefschwarzer Komödie und gefühlvollem Drama: Aus Wut über die ungesühnte Ermordung ihrer Tochter versetzt eine Mutter eine ganze Kleinstadt in Aufruhr. Dank Frances McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell ist das großes Schauspielerkino, in seiner überreizten Dramaturgie aber auch angeberisch: »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri«
Ein Versicherungsmakler soll in seinem Pendlerzug eine unbekannte Person ausfindig machen, ansonsten stirbt seine Familie. »The Commuter« ist ein aufwendiger Konzeptthriller von Jaume Collet-Serra mit Liam Neeson als widerwilliger Actionheld
In seinem neuen Film bringt François Ozon eine Vielzahl von Motiven unter: Psychoanalyse, Geheimleben, sexuelles Begehren, Doppelgänger, parasitäre Zwillinge, Mutterschaft und Bauchschmerzen. Die hat am Ende angesichts der Überfülle auch der Zuschauer
Anhand zweier alter Schulfreunde, die sich eine Wohnung in der Altstadt von Havanna teilen, erzählt Fernando Pérez in »Letzte Tage in Havanna« vom Leben im lähmend langsamen Verfall
Das weitgehend unbekannte Filmland Bulgarien stellt diesen zweiten Teil einer Trilogie in die Reihe großer politischer Dramen: Mit einem klugen Aufbau sich langsam steigernder Ereignisse wird in »Glory« die korrupte Politik aufs Korn genommen. Was mit einem unfreiwilligen Helden beginnt, endet blutig
Selten war Woody Allens zunehmende Einfallslosigkeit so offensichtlich wie in diesem nostalgischen Melodrama. Kate Winslet in der Hauptrolle und Kameramann Vittorio Storaro geben erkennbar alles, »Wonder Wheel« retten können sie nicht
Gary Oldman verwandelt sich mit frappierender Überzeugungskraft in Winston Churchill im Frühjahr 1940, als es darum geht, Hitler entschlossen Widerstand zu leisten. Leider ertränkt der mit wachsender Dramatik immer eindimensionaler werdende Film »Die dunkelste Stunde« alle interessanten Differenzierungen im Pathos eines Heldengesangs
In dem würdigen Nachfolger seines Regiedebüts »Chiko« legt Özgür Yildirim die Netze eines weitläufigen Dramas um Familie, Freundschaft und das schnelle Geld im Frankfurter Gangster- und Drogenmilieu aus, um sie dann immer enger zuzuziehen: »Nur Gott kann mich richten«
Eine Kleinfamilie verbarrikadiert sich nach einer Katastrophe in einem abgelegenen Haus: Statt auf die Action-Dynamik seines Weltuntergangsszenarios konzentriert sich Trey Edward Shults in »It Comes At Night« ganz auf das unmittelbare Überlebensgefühl und die schleichende Erkenntnis, dass der Kampf um die menschliche Würde schon verloren ist
Die Geschichte eines Pferdediebs in einem kirgisischen Dorf dient als Rahmen für das gleichermaßen lakonische wie poetische Provinzporträt »Die Flügel der Menschen« – ohne Didaktik, hervorragend fotografiert, mit leisem Humor und auch sonst wohltuend ruhig im Tonfall
Kompaktes Porträt des Pariser Opernhauses, das nicht nur wegen des Auftritts eines wuchtigen Stiers auch für ein wenig opernaffines Publikum spannend sein dürfte: »OPER. L'opéra de Paris«
Eine Biografie in Fragmenten, ein Museum in Bewegung: die letzten Lebenswochen Vincent van Goghs als ein Pasticcio aus seinen berühmtesten Bildern sowie als kriminalistische Recherche. Dank raffinierter Animationstechnik erwachen dessen Landschaften und Porträts in »Loving Vincent« zu filmischem Leben
Mit ihrer autobiografisch angehauchten Cross-Dressing-Komödie »Voll verschleiert«, die vor alberner Überzeichnung nicht zurückscheut, unterläuft die iranische Regisseurin Sou Abadi die ritualisierte Frauenverschleierung im konservativen Islam
Klamaukige Fortsetzung des Films von 1995, in dem vier Highschool-Schüler in ein Videospiel versetzt werden und dort in die Körper ihrer klischeehaften Avatare schlüpfen
In Yorgos Lanthimos' neuem Film »The Killing of a Sacred Deer« wird ein berühmter Herzchirurg vor ein grausames Dilemma gestellt... Düstere Horrorgroteske des griechischen Regisseurs, der meisterhaft eine schwer greifbare Stimmung zwischen übernatürlichem Schrecken und staubtrockenem Humor heraufbeschwört
Im mittleren Teil der dritten »Star Wars«-Trilogie bringt Rian Johnson (»Looper«) eine neue Heldengeneration spektakulär in Stellung. Vieles fühlt sich sehr vertraut an, mit seinen verblüffenden Wendungen und einer kräftigen Prise Humor erweist sich das Franchise aber als überraschend vital und unterhaltsam

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