Die UFA – Geschichte einer Marke im Filmhaus Berlin

Es ist zunächst ein Schock, wenn man diese Ausstellung betritt und auf der rechten Seite die Anfänge der Ufa vor einhundert Jahren dokumentiert sieht, etwa durch ein Plakat zu Ernst ­Lubitschs Carmen-Film, während auf der linken Seite 28 Darsteller der Daily Soap »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« den Betrachter von ihren Autogrammkarten anlächeln. Wie geht das zusammen: die – durchaus publikumsorientierte – Filmkunst der Vergangenheit und die Trivialität des Privatfernsehens der Gegenwart? In der Schau »Die UFA – Geschichte einer Marke«, die zum hundertjährigen Bestehen der Ufa im Berliner Filmhaus eröffnet wurde, geht das bestens zusammen, auch wenn eigentlich die neue Ufa, die seit nunmehr 50 Jahren vor allem als Auftragsproduzentin für Fernsehproduktionen tätig ist, nichts mit der alten Ufa zu tun hat, wie Rainer Rother, der künstlerische Leiter der Deutschen Kinemathek, auf der Pressekonferenz betonte.

Nicht um einzelne Spitzenfilme (wie etwa Metropolis) geht es hier, sondern, wie schon aus dem Untertitel ersichtlich, um die Ufa als »Marke«, »nicht um Kunstwerke, sondern um Strategien«. Dazu hat man den Ausstellungsraum entsprechend gegliedert: rechts die Ufa von ihren Anfängen 1917 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, links die neue Ufa, mit ihren Fernseh- und gelegentlichen Kinoproduktionen (wie Der Medicus). Dazwischen, am Ende des Raums, die Neubelebung der alten Ufa nach 1945 bis zu ihrer Pleite 1961, eine Zeit, in die immerhin noch die Produktion von einigen bedeutenden Filmen wie Wickis »Das Wunder des Malachias«, Tresslers »Das Totenschiff« und – als letztem Ufa-Film – Käutners »Schwarzer Kies« fiel.

Natürlich gibt es Parallelen zwischen der alten und der neuen Ufa, etwa im Hinblick auf das Merchandising: So wurde schon 1931 der Film »F.P.1 antwortet nicht« von einem Brettspiel flankiert, einer Variante von »Schiffe versenken«, die Stars wurden in den Vordergrund gestellt, und die Notwendigkeit, aus Kostengründen für den internationalen Markt zu produzieren, wurde zu einer Leitlinie, wenn auch immer wieder mit spektakulären Rückschlägen – wie eben »Metropolis« – verbunden.

Zu den interessantesten Ausstellungsstücken zählen das höchst dynamische Plakat von Peter Pewas für »Gleisdreieck« (1936), Storyboards von Karl Ritter für »Stukas«, eine Kinderzeichnung des Sohnes von Hans Traub, die die Arbeit des Vaters am voluminösen Jubiläumsbuch der Ufa dokumentiert (in das man gerne einen Blick geworfen hätte), und ein Morgenmantel von Marlene Dietrich aus dem »Blauen Engel«. Über den Ausstellungsobjekten in den Vitrinen sind durchgängig Zitate aus den Vorstandsprotokollen der Ufa angeordnet, die einen zeitgeschichtlichen Kontext schaffen, auf Großbildmonitoren gibt es Zusammenschnitte thematisch verwandter Filmclips zu sehen, während an mehreren Medienstationen zahlreiche Clips abrufbar sind – Animationsfilme der Ufa aus dem Dritten Reich, Wochenschauberichte über die Filmbälle der fünfziger Jahre und Fernsehberichte über die schrecklichen Schachtelkinos der Achtziger, aber auch Ausschnitte aus den soliden und damals ziemlich brisanten Fernsehdokumentationen »Ufa – Januskopf des deutschen Films« (1967) und Was wurde aus »Goebbels’ Ufa?« (1970).

Bei der neuen Ufa stehen die Historien­filme, Event-Mehrteiler wie »Der Tunnel« und »Die Flucht«, im Mittelpunkt; interessanter fand ich den Hinweis auf die Zusammenarbeit des Produzenten Norbert Sauer mit (ehemaligen) Filmschaffenden der DDR, etwa mit Frank Beyer bei »Der König und sein Narr« (1981), auch wenn man nichts über deren Hintergründe erfährt. Auch Andreas Dresens »Die Polizistin« (2000), ein Fernsehfilm mit nachträglicher Kinoauswertung, entstand bei der Ufa (für den WDR), was schon ein vielschichtigeres Bild der neuen Ufa entwirft. Allerdings erscheint dieser Teil der Ausstellung als eher werbelastige Produktpräsentation – man wüsste gern mehr über den Konzern, seine Verflechtungen und sein Mutterunternehmen Freemantle.

In der Mediathek des Hauses kann man begleitend zur Ausstellung an sechs thematisch gegliederten Stationen sechzig Fernsehproduktionen der UFA sehen, der zeitliche Bogen wird durch die beiden Literaturverfilmungen »Der Boxer« (1968) und »Landgericht« (2017) markiert, zu sehen sind aber erfreulicherweise auch die beiden oben genannten abendfüllenden Dokumentationen zur Geschichte der Ufa.

Die UFA – Geschichte einer Marke
Filmhaus Berlin, bis 22.4.2018

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