Patrick Seyboth

Filmkritiken von Patrick Seyboth

Omer Fasts Verfilmung des Romans »Remainder« von Tom McCarthy über einen jungen Mann, der sein Gedächtnis verloren hat und es mit Hilfe aufwendiger Reenactments zu rekonstruieren versucht, überzeugt in reizvoll-bizarren Szenen von »Erinnerungsarbeit«, bleibt aber insgesamt etwas steril
Eine Teenagergeschichte zwischen Horrorfilm und Coming-of-Age-Drama: Eine 17-Jährige wird von einem hässlichen Alptraumwesen heimgesucht und droht sich in ihrer Angst zu verlieren. »Der Nachtmahr« ist ein wunderbar vieldeutiger Rausch aus Bildern und Beats
Kirgisistans Oscareinreichung »Nomaden des Himmels« macht die Verbundenheit seiner Protagonisten mit der Bergwelt und ihren Mythen nachvollziehbar. Trotz einzelner plakativer Momente ein Film von karger, stiller Schönheit
Die Dreieckskonstellation zwischen einem alternden Privatdetektiv, seiner 15-jährigen Tochter, die von seiner Existenz nichts weiß, und deren Mutter, pendelt leider etwas unentschieden zwischen Drama, Detektivfilm und sarkastischer Bourgeosie-Dekonstruktion. Im Einzelnen freilich ist »Alle Katzen sind grau« charmant und immer wieder auch berührend
»Babai« ist eine Migrantengeschichte, in den 90ern angesiedelt, doch dank narrativer Reduktion und perfektem Stilgefühl hochaktuell: Ein kleiner Junge wird von seinem Vater im Kosovo zurückgelassen und setzt alles daran, ihm nach Deutschland zu folgen
An der Oberfläche ist »Im Strahl der Sonne« das Porträt eines nordkoreanischen Mädchens und ihrer musterhaften Familie – doch der Dokumentarfilmer Vitaly Mansky macht aus der Not der totalen Kontrolle des Regimes über die Dreharbeiten eine Tugend und entlarvt die Propaganda durch heimlich gefilmtes Material
Ein aserbaidschanischer Dorfbewohner möchte eine europäische Kuh kaufen – und stößt auf den Widerstand seiner Mitbürger. Ruhig und einfühlsam beobachtet, vermittelt der Dokumentarfilm »Holy Cow« einen guten Eindruck vom Alltag in der Region, lenkt aber immer wieder durch die Frage ab, wie viel an ihm tatsächlich nur Beobachtung und wie viel Inszenierung ist
Andreas Maus beleuchtet in seinem Dokumentarfilm »Der Kuaför aus der Keupstraße« das Nagelbombenattentat des NSU in der Kölner Keupstraße im Juni 2004 und sein skandalöses Nachspiel: In Interviews und Inszenierungen von Vernehmungsprotokollen zeichnet er eindringlich nach, wie die Ermittlungsbehörden jeglichen rechtsterroristischen Hintergrund ausschlossen und stattdessen jahrelang die Opfer als Täter verdächtigten
Ein schockierendes Erlebnis im Urlaub lässt eine junge Frau nicht mehr los und verwandelt ihr Leben in einen Alptraum aus Entfremdung und Paranoia. An klassischen Psychothrillern geschult und mit feinem Gespür für Atmosphäre zeichnet Michael Krummenacher in seinem HFF-Abschlussfilm »Sibylle« eine existenzielle Krise nach
Ein Überfliegerkapitalist kennt sich nach einem Pilztrip selbst nicht mehr. Mit drastischen Elementen und stimmigen Überzeichnungen ist die Suter-Verfilmung »Die dunkle Seite des Mondes« ein spannender, ambivalenter und visuell sehr reizvoller deutscher Genrefilm