Patricia Rommel

Cutter/in von:

Eine Versuchsanordnung in einem Berliner Hinterhof, der überall sein könnte. Abgeriegelt von der Außenwelt und konfrontiert mit diffuser Bedrohung gerät die Mietgemeinschaft unter Druck. Wer einander misstraut, kann nicht gemeinsam stark sein – und sich erst recht nicht zur Wehr setzen. Nüchtern-bittere Gegenwartsanalyse vermittels sehenswerter Schauspielerei.
Bandoneonspieler Julio will auswandern, die argentinische Dauerkrise hat ihm allen Mut genommen. Dann aber schlägt das Schicksal zu und andere Möglichkeiten des Glücks tun sich auf – die Julio allerdings erst mal nicht als solche erkennt. Zahlreiche wunderbare Tangos trösten über den allzu vorhersehbaren Verlauf der Handlung beinahe hinweg.
Mit meist feinem Witz wird in diesem Roadmovie die Odyssee eines orthodoxen Juden und eines arabischen Beduinen durch die Wüste Sinai geschildert und dabei politisch-religiöse Konflikte auf einer metaphorisch-märchenhaften Ebene verhandelt: Das klappt nicht durchgängig, ist aber auch dank der gelungenen Landschaftsfotografie eindrücklicher als erwartet.
Auf die romantische Liebe im Schnelldurchlauf folgt die lange Trauergeschichte nach dem plötzlichen Tod. Basierend auf der realen Geschichte des Drehbuchautors Chris Silber, fächert Alain Gsponer unterschiedliche Formen der Trauerbewältigung auf, und federt die Tragik durch Anteile von Wärme und Humor, von Poesie und Fantasie ab.
Judith Kerrs viel gelesenes Kinderbuch »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl« ermöglicht durch die Verfilmung auch einem jungen Publikum den Zugang zu einem erschütternden Teil deutscher Geschichte aus dem Blickwinkel einer geglückten Flucht
Die thematisch interessante, von biografischen Tatsachen inspirierte Hommage an Gerhard Richter reduziert Kunst auf einen Abbildrealismus: »Werk ohne Autor«
Aus dem Porträt einer Berliner Alternativschule für junge Erwachsene macht Ale­xander Kleider ein lebendiges Pamphlet für einen ganzheitlichen Lern- und Bildungsbegriff jenseits von PISA-Kriterien: »Berlin Rebel High School«
Ein Film von erlesener Schönheit, der mit seiner Geschichte um ein Paar, das an der Mittelmeerküste dekorativ vor sich hin kriselt, in selbstgefälliger Hochglanz-Banalität versinkt
Prashant Nair erforscht mit leiser Aufmerksamkeit den Mythos Amerika aus der Per­spektive eines jungen Inders aus einer abgelegenen Bergregion, der sich in Mumbai auf die Suche nach seinem bei der Emigration verschollenen Bruder macht
Caroline Links Vater-Sohn-Drama »Exit Marrakech« macht den Schauplatz Marokko zu einem eigenständigen Protagonisten und besticht trotz ein paar Schwächen mit seiner ungewöhnlichen Aufmerksamkeit und Offenheit