Kritik zu Goliath

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David gegen Goliath: Ein Anwalt kämpft im Film von Frédéric Tellier gegen einen übermächtigen Chemiekonzern

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Es ist egal, wie das Mittel heißt und welcher Konzern dahintersteht. Wenn es um Pflanzenschutzmittel, Pestizide oder Dünger geht, denkt man unwillkürlich an den Monopolisten Monsanto, an sein Glyphosat, das in einem erstaunlichen Siegeszug um die Welt ging und dessen Schädlichkeit weiterhin umstritten ist. Bereits im Vorspann weist der Film darauf hin, dass es um eine fiktive Geschichte geht, Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit aber nicht zufällig, sondern durchaus erwünscht sind. Im Film heißt das Gift Tetrazine und der Konzern Phytosanis.

Gegen diesen Agrochemiegiganten kämpft Patrick (Gilles Lellouche), ein obskurer und einsamer Anwalt aus Paris, Spezialist für Umweltrecht, mit einer ganzen Gruppe von Klienten, die schon seit Generationen einem krebserregenden Pestizid ausgesetzt sind. Doch er muss schnell erkennen, dass sein skrupelloser Gegner nicht nur finanziell in der Übermacht ist, sondern auch in seiner Medienwirksamkeit. Phytosanis beschäftigt Mathias (Pierre Niney), einen brillanten Lobbyisten, der nicht nur die Umweltverträglichkeit von Dieselmotoren dem Elektroauto gegenüber glaubhaft vertreten kann, sondern auch die Unschädlichkeit von Pestiziden in seinem Portfolio hat. Was er selbst glaubt, ist unbedeutend, er ist der gut bezahlte Erfüllungsgehilfe des Kapitals. Die Interessen der Betroffenen aber bleiben weithin ungehört. Dann aber verbrennt sich eine Frau vor den Toren des Konzerns in einer Art Autodafé, und es kommt Bewegung in den Fall. 

Doch hier wird keine Heldengeschichte erzählt. Frédéric Tellier verteilt die Aufgabe des Kampfes auf ganz verschiedene Schultern. Da gibt es auch die Sportlehrerin, die zusätzlich zu ihrem Beruf in einer ­Fabrikhalle Gabelstapler fährt und sich für ein Verbot von Pestiziden einsetzt. Dann die junge Familie mit einer seiltanzenden Tochter, die sich bitter zur Wehr setzt, nachdem der Vater an Krebs erkrankt ist, und auch den Einsatz des eigenen Lebens nicht scheut. Und schließlich die Frau, die den Tod ihrer geliebten Partnerin nicht verwinden kann. Die Vielfalt der Figuren trägt das Thema in die realistische Breite, sorgt dafür, dass sich kein Epos mit falschen Tönen entwickeln kann. Tellier zeigt so, dass der Kampf gegen einen menschenfeindlichen Kapitalismus geführt werden muss, dessen Gier keine Grenzen kennt. In der Vielzahl der Handlungsstränge und dem stark dokumentarischen Duktus des Films aber verschwinden auch Identifikationsmöglichkeiten sowie Spannungsmomente. Es bleibt ein immens wichtiges Thema, in einem sachlichen, fast nüchternen Film.

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