Ulrich Sonnenschein

Filmkritiken von Ulrich Sonnenschein

Frei nach den »Wahlverwandtschaften« treibt Sebastian Schipper ein Paar durch die Untiefen emotionaler Verwirrung. Mit Blick auf die Irritation, die vom Menschen selbst ausgeht, inszeniert er ein Open-Air-Kammerspiel um banale Konflikte, die nur deshalb ausgehalten werden, weil sie nicht zu ändern sind
Intensives Porträt einer wichtigen deutschen Band und deren Frontmann Rio Reiser. Der Film begibt sich auf die Suche nach dem Mythos – nur wird er nicht wirklich fündig. Stattdessen bietet er das filmisch etwas fade Ergebnis einer beachtlichen Recherche
Die Einstürzenden Neubauten im Ostberliner VEB Elektrokohle, 1989: Uli M. Schueppel macht in seinem Dokumentarfilm »Elektrokohle« aus einem kleinen Ereignis einen historischen Moment, indem er das Konzert als einen der vielen gesellschaftlichen Wendepunkte beschreibt
Ein Film über eine Firma in Polen, die die Wäsche der Berliner Hotels reinigt. Hans-Christian Schmid konzentriert sich etwas zu sehr auf die Opfer der Globalisierung und verliert die Täter aus dem Blick: »Die wundersame Welt der Waschkraft«
Ein Film über Freundschaft, Pop und einen Ort, der vom Zeitgeist erfolgreich ignoriert wird. Nach einem Roman von Rocko Schamoni hat Lars Jessen einen Film gedreht, der sich auf der Suche nach dem Punk ins Dorf begibt und leider ebenso erfolgreich am Zeitgeist vorbeigeht
Sensibles Spiel mit altbekannter Struktur. »Der Architekt« ist ein verschneites Familiendrama, das den Zerfall thematisiert, ohne dass dabei die Scherben klirren
Dokumentarfilm über das Überleben nach der Wende: Die Freiheit ist mehr als nur ein Versprechen, und Zukunft ist immer das Ergebnis der Vergangenheit. Anhand von Einzelschicksalen schildert Bianca Bodau, wie sich eine ganze Gesellschaft neu erfinden muss
Eine gefühlvolle Reise in die Vergangenheit, mit dem Wissen, dass man diese niemals wiedergewinnen kann. Christian Schwochows Abschlussfilm »Novemberkind« ist ein sensibles Porträt einer Familientragödie, die in ihrem Zentrum auch die Tragödie eines ganzen Staates DDR ist
Die Geschichte einer Jugendfreundschaft: Die innere Dramatik der Helden wird nach außen gekehrt und führt zu einem Film zwischen poetisch leisen und eruptiven Bildern, der eher symbolisch als realistisch sein will
Der Trinker, der Behinderte und ein Mord aus Freundschaft – Regisseur Pepe Planitzer lässt einen poetischen Desperadotraum wahr werden. »AlleAlle« zeigt mit feinsinnigem Gespür, was bleibt, wenn man alles verloren zu haben glaubt