Sascha Westphal

Filmkritiken von Sascha Westphal

In Wilhelm Hauffs berühmten Märchen steckt auch eine wüste Kolportagegeschichte, eine Horrorvision von einer Gier, die Menschen in Monster verwandelt. Diesen Gedanken greift Johannes Naber in seiner prominent besetzten Verfilmung »Das kalte Herz« auf, allerdings nur sehr halbherzig
Brad Furmans Thriller »The Infiltrator« über einen Undercover-Agenten im Drogenkrieg besticht durch seinen nüchternen Ton und Cranstons beeindruckendes Porträt eines innerlich zerrissenen Mannes, der sich trotz der Umstände seine Integrität bewahren will
Ein live ins Netz übertragenes Onlinespiel fordert Jugendliche dazu heraus, immer mehr zu riskieren und so die Sensationslust unzähliger Zuschauer zu befriedigen. Henry Joosts und Ariel Schulmans Romanverfilmung »Nerve« zeichnet aber nicht nur ein bitteres Bild einer sehr nahen Zukunft. Strahlende Farben und innovative Bilder verwandeln den Film in einen rauschhaften Trip
Aus dem »Mechanic«, dem von Jason Statham gespielten Profikiller, wird in diesem unpersönlichen Sequel eine Art proletarischer James Bond. Statt in moralische Grauzonen führt einen Regisseur Dennis Gansel in eine Fantasie-Welt, in der eine Jungfrau in Nöten von einem schwarzen Ritter gerettet wird
Politisches und Privates, Dokumentarisches und Fantastisches fließen in Miguel Gomes' dreiteiligem Porträt des Lebens in Portugal in den Zeiten der Finanzkrise auf wundervolle Weise zusammen. »1001 Nacht« sprengt nicht nur mit seiner Länge von fast sechseinhalb Stunden den Rahmen. Gomes zeigt einem auch, wie befreiend es ist, die Welt mit anderen Augen zu betrachten
Marcin Wrona greift die alte jiddische Legende vom Dibbuk, einem Geist, der sich an die Seele eines Lebenden klammert, auf und erfüllt sie mit neuem Leben. Aus der Schauergeschichte wird eine zutiefst traurige und extrem anrührende Parabel über das Verschwinden der jüdischen Kultur in Polen
Der Anfang überrascht. Für ein paar Momente legt Eric Lavaines Komödie um eine gescheiterte Architektin, die zu ihrer Mutter zurückkehrt, den Finger direkt in die Wunden eines von wirtschaftlichen Krisen geschüttelten Europas. Doch das ist nur ein Vorwand, um schließlich umso hemmungsloser auf schlecht getimte Gags und verlogenen Eskapismus zu setzen
Drei Geschichten aus dem muslimischen Teil von Beirut sollen einen Einblick in die alltäglichen Lebens- und Liebesnöte gläubiger Männer und Frauen geben. Bedauerlicherweise kommt der libanesische Filmemacher Assad Fouladkar in »Liebe Halal« kaum über kulturelle Klischees und platte Gags hinaus
Eine Attentäterin soll im neunten Jahrhundert den Herrscher der Provinz Weibo töten. Das klingt nach einem typischen historischen Martial-Arts-Stoff. Doch in Hou Hsiao-Hsiens Händen verwandelt er sich in ein atemberaubendes Kinopoem: »The Assassin«
Ihre beachtliche Körperfülle war für Carmen und Alfredo nie ein Thema. Doch das ändert sich, als sie nach Mexiko City ziehen. Mariana Chenillos Komödie »Paraíso« um zwei Liebende, die im wahrsten Sinne aus dem Gleichgewicht geraten, ist aber nicht nur ein beherztes Plädoyer gegen den grassierenden Schlankheitswahn. Die mexikanische Filmemacherin zeichnet auch ein sehr genaues Porträt einer Ehe in der Krise