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Gerhard Midding

Die Filmgeschichte wartet mit zahllosen Silvesterszenen auf. Der letzte Abend des Jahres ist stets ein privilegierter, erzählerischer Moment: ein zuverlässiger Ausnahmezustand. Um Mitternacht kristallisiert sich immer etwas heraus. Entscheidungen werden getroffen, Schicksale besiegelt. Die Stimmung schlägt um. Den Countdown der Gefühle will das Kino nicht verpassen.

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Die spanische Weihnachtslotterie ist keine Auslosung wie andere. Sie ist ein nationales Ereignis. Es gibt sie schon seit 1812 und sie hat Jahr für Jahr einen riesigen Zuspruch. Kein Wunder, denn das Geld wird mit großer Kelle verteilt. Jede Losnummer wird 170mal vergeben und irgendwie hat man das Gefühl, dass jeder gewinnt.

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Heute vor 80 Jahren starb Hans Wilhelm Langsdorff. Der Marineoffizier und Familienvater setzte seinem Leben im Alter von 45 Jahren ein Ende, nachdem er eine außerordentliche Entscheidung getroffen hatte. Sie rettete 1039 Menschenleben, vermutlich sogar noch viel mehr. Möglicherweise hätte ich nie von ihm gehört, wenn es nicht einen Film über ihn gäbe.

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Durch den Tod Anna Karinas hat die Filmreihe, auf die ich Sie heute hinweisen möchte, eine traurig nostalgische Aktualität gewonnen. Die Schauspielerin war eine prächtige Interpretin der Chansons von Michel Legrand. Ihr dänischer Akzent mochte ein wenig tapsig wirken, aber das machte sie mit Temperament und Esprit wett: Sie verstand die Leichtfüßigkeit und Wehmut seiner Melodien.

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Was damals noch alles möglich war! Die Regisseure nennt Michael Klier oft nur beim Nachnamen, Godard, Straub, Tanner und Co. Es schien ihm damals wohl selbstverständlich, dass alle Fernsehzuschauer wussten, wer gemeint war. Und einmal zeigt er einen langen Ausschnitt aus dem jüngsten Rossellini-Film, der in der BRD noch gar nicht gezeigt worden war, in italienischer Originalfassung und ohne Untertitel!

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Der französische Filmkritiker Jean Douchet, der Ende November im Alter von 90 Jahren verstarb, beherrschte den hohen Ton der Bestimmtheit wie kein zweiter. Was er schrieb oder sagte, klang immer definitiv. Es war so verlockend wie ein hingeworfener Fehdehandschuh. "Wer es vorzieht, in einen Mizoguchi-Film zu gehen statt zu einem Rendezvous," lautet eines seiner schönsten Postulate, "der hat weder etwas von der Liebe noch von Mizoguchi verstanden."

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Die Statistik wird er bestimmt verhageln und den Bechdel-Test besteht er ohnehin nicht, was für den Großteil der Filme Martin Scorseses seit »Alice lebt hier nicht mehr« gilt. Aber ich habe erhebliche Zweifel, ob »The Irishman« tatsächlich ein Fall für die Repräsentationspolizei ist.

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Technische Probleme sind in diesem Kinojahr zu einem geflügelten Wort geworden. Im Zusammenhang mit dem chinesischen Kino fungieren sie als ein Euphemismus, der Zensur verschleiert. Etwas ähnliches hätte ich beinahe auch im Fall von »Amazing Grace« vermutet. Zunächst konnte man den Eindruck gewinnen, seine Protagonistin habe seine Vorführung verhindern wollen.

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Natürlich ist diese Überschrift unvollständig, selbstverständlich muss darauf ein "aber" folgen. Sie zitiert einen der bemerkenswertesten Zwischentitel der britischen Stummfilmgeschichte. "Romance is all very well," heißt es hübsch abgeklärt in »Hindle Wakes« von 1927, "but marriage would be a failure." Diese Absage an die Institution der Ehe ist nicht nur insofern unerhört, als damit eine "gute Partie" ausgeschlagen wird.

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Ist der Schmerz größer, wenn man einen Menschen verliert, der talentierter und schöner als alle anderen war? Oder bleibt die Trauer unbeeindruckt von der Bewunderung, die dem Gestorbenen allerorten zuflog? Das wäre viel verlangt, denn dann wäre sie abstrakt, aber wohl auch gerechter. Der Gérard Philipe allerdings, den seine Witwe Anne betrauert, gehört nicht der Welt, sondern nur ihr. Es kommt ihr nicht in den Sinn, dass sie das Lächeln, das er unbekümmert, großzügig und aufmerksam verschenkte, mit dem Publikum teilen musste.