02/2014

Themen:

Die Erben von Sherlock Holmes
Neue britische Miniserien

Melodien für Halunken
50 Jahre Filmmusik von Ennio Morricone

Cool Berlin
Warum Clooney & Co so gerne in den Studios von Babelsberg drehen

 

In diesem Heft

Tipp

Herbert Linder war einer der wichtig­sten Autoren der Zeitschrift »Film­kritik« und sicher der umstrittenste. 1941 in Heilbronn geboren, schrieb er ab 1964 über Film, neben der »Filmkritik« vor allem in der »Süddeutschen Zeitung«. 1971 zog er von München nach New York, arbeitete aber noch bis 1973 bei der »Filmkritik« mit. In New York brachte er eine eigene Zeitschrift heraus, die »Filmhefte«, von denen nur zwei Nummern erschienen sind, über Edgar G. Ulmer und 1976 über Arnold Fanck. Von da an hat er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 nichts mehr veröffentlicht.
Dieser opulente Foliant weckt nicht nur die warme Erinnerung an die drei großen Filmwerke von Wenzel Storch, er spricht nicht nur die Sinne an mit seinen vielen vielen bunten Bildern – er ist auch ein haptisches Vergnügen, denn vom Text zu den Abbildungen verweist lediglich eine Art Fußnote. Das sportliche Blättern mit flinken Fingern macht »Wenzel Storch: Die Filme« zur perfekten Lektüre für den kalorienbewussten Leser.
25.1. bis 16.2., Köln, Bochum, Münster u.a.
Markantes Gesicht, schlaksige Statur – mit seiner ruppigen Erscheinung war Lee Marvin genau der Richtige für Western, Krimis, Kriegsfilme, also: Männerkram.
Der IRA-Thriller »Shadow Dancer« mit Clive Owen
Glückskinder mit Lilan Harvey und Willy Fritsch
Der Fall Wilhelm Reich mit interessanter Bonus-Doku
Mythos Marilyn: Ein Spielfilm und eine Dokumentation über Marilyn Monroe.

Thema

Was soll hier hell sein, was dunkel? Und was sagt das über die Welt? Die Retrospektive der Berlinale spürt der Lichtsetzung im Film durch vier Jahrzehnte und über drei Kontinente nach. Ein Ausblick
Also... wird’s jetzt bald mal was mit 3D? Im Kino, vor allem bei den Blockbustern, scheint das Format inzwischen unter nice to have zu laufen. Das dreidimensionale Fernsehen aber kommt nicht aus den Puschen. Eine Bestandsaufnahme
Mit Slogans wie »Widerliche Filme für widerliche Leute« warben die ers­ten Videotheken für ihre Dienste. Heute bedrohen Streamingangebote und Video on Demand das einst einträgliche Geschäft, doch einige Unbeugsame widersetzen sich...
Vor nicht langer Zeit war es bankrott, das Filmstudio Babelsberg mit seiner hundertjährigen, zweifelhaften Geschichte. Jetzt blüht Leben in den umgebauten und aufgerüsteten Ateliers. Immer mehr internationale Produktionen zieht es nach Potsdam, Stars wie Cate Blanchett, Brad Pitt und Tom Cruise werfen sich hier in Plisseeröcke und Uniformen. Mit George Clooneys Monuments Men und Wes Andersons The Grand Budapest Hotel starten im Februar gleich zwei Filme »made in Babelsberg«. Claudia Lenssen wollte wissen, was das Studio so attraktiv macht
Er ist der Star seiner Profession, hat mehr als fünfhundert Scores produziert, dem Western neue Klangräume eröffnet und unzählige Schießereien durchgetaktet. Er hat Mythen orchestriert – und ist längst selbst ein Mythos. Mit einer Konzertreise, die auch nach Deutschland führt, feiert Ennio Morricone jetzt sein Jubiläum als Filmkomponist. Ein Porträt von Gerhard Midding
Das britische Fernsehen hat mit einer ganzen Reihe von Miniserien dem Krimi­genre zu einer neuen Blüte ­verholfen. Das Beste aus zwei Welten verbindend, den Luxus des Langzeit­erzählens mit kinogerechter Star­besetzung und cineastischer Gestaltung, gehören Titel wie »Luther« zum aufregendsten, was das Fernsehen derzeit zu bieten hat. Anke Sterneborg stellt die besten britischen Krimi-Mini­serien aus den letzten Jahren vor

Meldung

Ein Interview mit Beki Probst über die Entwicklung eines professionellen Kernstücks der Berlinale, des European Film Market (EFM)

Filmkritik

Martin Scorseses Film »The Wolf of Wall Street« über die zwielichtige Karriere des Aktienhändlers Jordan Belfort ist weniger ein Film über die Verfehlungen der Wall Street als darüber, was man mit viel Geld machen kann: das Leben in einen Drogenrausch verwandeln, mit allen Konsequenzen
Zwei Paare aus England und die Liebe zum Kontinent: In »Le Week-End«, der vierten Zusammenarbeit von Hanif Kureishi und Roger Michell, ziehen Lindsay Duncan und Jim Broadbent auf einer nostalgischen Parisreise die Bilanz ihrer 30-jährigen Ehe und streiten vergnüglich über einen Neuanfang
Freitod im Familienkreis: Frederik Steiner erzählt in seinem Kinospielfilmdebüt »Und morgen Mittag bin ich tot« sehr authentisch von einer schwierigen Entscheidung – fast ohne Pathos und fast etwas zu gefasst
Polt is back. Der Meister der Kleinbürgersatire bajuwarischer Ausprägung kommt mit einem neuen Filmprojekt in die Kinos, das das Scheitern kleinbürgerlicher Filmprojekte zum Inhalt hat. Klingt verworren, in typisch poltscher Manier, und ist es auch. Film im Film, das ist auch bei Polt fast schon ein eigenes Genre. Und die Freunde der gewohnten Scharfzüngigkeit werden in »Und Äktschn!« auch auf ihre Kosten kommen
Der Papa ist wieder da. Nicht im Fernsehen, sondern im Kino. 100 Minuten lang können wir diesmal Bernd Stromberg, dem Leiter der Schadenabteilung bei der Capitol-Versicherung und seinen Angestellten Ernie, Ulf, Tanja und den anderen beim Leben zusehen – und uns fremdschämen, wenn sie sich dabei nach Kräften blamieren
Thomas Sieben geht in »Staudamm« den interessanten Weg, die Geschehnisse eines Schulamoklaufs zu rekonstruieren, indem er zwei junge Menschen auf die Suche nach ihrer eigenen Position zu den grauenhaften Geschehnissen schickt und wir können ihnen dabei mit großer Empathie folgen
Zugleich traurig und komisch, aufwühlend und berührend erzählt Stephen Frears in »Philomena« die wahre Geschichte einer Frau, die sich fünfzig Jahre nach der Geburt ihres unehelichen, zwangsweise zur Adoption freigegebenen Sohnes auf die Suche macht, die zugleich eine widerspenstige Annäherung zwischen einer liebenswürdigen alten Dame (Judi Dench) und einem notorischen Zyniker (Steve Coogan) ist
In dem Nachfolger von »Nader und Simin – Eine Trennung« erweist sich der iranische Regisseur Asghar Farhadi erneut als ein Meister des empathischen Blicks. Die diversen, reichlich verwickelten Konflikte innerhalb zweier Familien setzt er mit einem exzellentem Darstellerensemble in Szene
Eine bevorstehende OP ist der Anlass für drei Schwestern, einen Wochenendtrip zu unternehmen – eine Reise, auf der ihre gemeinsame Vergangenheit wieder auflebt und die sie verbindet. Ein stiller, intensiver Film mit hervorragenden Darstellerinnen
Die aufwendige Filmbiografie über den Freiheitskämpfer und Nationalhelden Nelson Mandela ist hervorragend besetzt und historisch lehrreich, aber allzu konventionell, um der Jahrhundertfigur mehr als die bereits bekannten Facetten abzugewinnen
Catherine Deneuve schlüpft wieder einmal in die Rolle einer Kleinbürgerin, die sich mit ihrem Provinzschicksal nicht abfinden will und die tollsten Kapriolen schlägt. Der Film ist eine Hommage an eine Schauspielikone, aber auch ein Roadmovie, das nichts auslässt und in Catherine Deneuve eine Darstellerin feiert, die wirklich alles kann
Mit keineswegs verhaltener Ironie blickt die Schweizer Filmemacherin Bettina Oberli auf die verklebten Strukturen einer Mutter-Sohn-Beziehung. Stefan Kurt als 50-jähriger Nesthocker und Annemarie Düringer als die divenhafte Mutter arbeiten die Nuancen der ödipalen Schuldgefühlsverstrickungen fein heraus. Die sichtbaren Schwachpunkte des Films liegen hingegen in der Dramaturgie, die sich nach der Halbzeit zunehmend in Drehbuchseminarkonventionen verstolpert und gerade in den unbeholfenen Actionphasen zu langweilen beginnt
Abbas Kiarostamis zweiter außerhalb des Irans gedrehter Spielfilm führt an einem einzigen Nachmittag eine junge Studentin, die als Callgirl arbeitet, ihren Freund und einen pensionierten Professor zusammen. Kiarostamis Spiel mit Identitäten und Rollenvorstellungen ist eine schöne Versuchsanordnung, besitzt dabei aber auch einen gesunden Realitätssinn
Im Kinodebüt von John Krokidas geht es um die Beat Generation vor der Begriffsprägung. Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William S. Burroughs treffen sich in New York, Ginsberg ist gerade 17 und Burroughs 30 Jahre alt. Beide haben noch nichts veröffentlicht. »Kill Your Darlings« zeigt, wie sie sich wandeln, in den wilden Tagen des Aufbruchs und wie hinterher literarische Werke wie »Naked Lunch«, »On the Road« oder »Howl« entstehen konnten
Die Geschichte des Springreitpferdes Jappeloup und seines Besitzers und Reiters Pierre Durand, ihre wiederholten Rückschläge und ihre Siege. Basierend auf einer wahren Geschichte rückt der Film mit Guillaume Canet in der Hauptrolle die nicht sehr sympathische Figur des Besitzers in den Mittelpunkt und verzichtet weitgehend auf die Sentimentalität sonstiger Tier- und Sportfilme
Kenneth Branagh verfilmt etwas lustlos seinen Agententhriller, der lose auf der bekannten »Jack Ryan«-Reihe von Erfolgsautor Tom Clancy basiert. Darin soll der bekannte Superagent (Chris Pine) einen russischen Oligarchen (Kenneth Branagh) ausschalten, der mit großem Geld die US-Börse lahmlegen und einen Terroranschlag verüben will
Der Schweizer Regisseur Mano Khalil erzählt in diesem Dokumentarfilm ganz ohne Sentimentalität die bewegende Geschichte eines Mannes, der fast alles verloren hat und doch nicht aufgibt. Ein schöner und angesichts der aktuellen Diffamierungskampagne gegen Flüchtlinge auch ein wichtiger Film
Im Spin-Off des Horrorklassikers gerät Frankensteins Monster zwischen die Fronten von Dämonen und »Gargoyles«, beseelten Steinfiguren an Kathedralen. Ein mit Action vollgepacktes, aber tumbes und ästhetisch uninspiriertes Recycling der traditionsreichen Figur
Zwei Truthähne reisen aus der Gegenwart ins Jahr 1621, um den US-amerikanischen Brauch, am Thanksgiving Day Truthahn zu essen, zu unterbinden, bevor er etabliert wird. Fantasievoll beginnender Animationsfilm, der sich leider auf bewährten Mustern ausruht
Regisseur Henry Alex Rubin erzählt von unserer Welt, die einen hohen Preis für die digitalen Errungenschaften entrichtet. Die Komplexität des Themas transportiert der Film über subtil gezeichnete Figuren
Nach 29 Jahren tritt ein hasserfüllter Sohn zum ersten Mal seinem Vater entgegen. Diese Begegnung bringt in Sven Halfars extrem stilisiertem Spielfilmdebüt nicht nur die heile Fassade einer Vorzeigefamilie zum Einsturz. Der äußerst dichte Home-Invasion-Thriller gipfelt schließlich in einer grundsätzlichen Abrechnung mit der bürgerlichen Gesellschaft
Matthew McConaughey brilliert in »Dallas Buyers Club« in der Rolle eines homophoben Texaners, der als betroffener HIV-Patient im Endstadium in den 1980er Jahren einen Handel mit illegalen Medikamenten aufzog. Nach einer wahren Geschichte
In diesem uninspirierten Fantasy-Spektakel um heroische Samurai muss Keanu Reeves als verfemter Schwertkämpfer über die Klinge springen
Stéphanie Argerichs Unternehmung in Sachen Familienforschung ergibt ein ungewöhnlich komplexes und reichhaltiges Künstlerinnenporträt, das sich keineswegs in Bewunderung erschöpft und – nicht nur nebenbei – auch ein gelungener Film zum Thema Frauen und Alter ist
Fast zehn Jahre nach Anchorman kehrt Will Ferrell als ikonischer Nachrichtensprecher Ron Burgundy zurück. Die gesellschaftlichen Schlachten sind inzwischen andere, doch Ferrell und Regisseur Adam McKay haben reichlich Gelegenheit, ihren anarchischen Gaga-Humor in der Pathoserzählung von den guten und den bösen Medien unterzubringen
In seinem dritten Film über das Neuerfinden gebeutelter Existenzen nach »The Fighter« und »Silver Linings Playbook« konstruiert David O. Russell mit erlesenem Cast ein schillernd doppelbödiges Betrugsspiel, das allen opulenten Schauwerten zum Trotz vor allem von fragilen Gefühlen erzählt: »American Hustle«

Film