Screwball, made in Germany

"Glückskinder" (1936)

© Concorde

Glückskinder, Deutschland 1936, Paul Martin

Willy Fritsch als Gerichtsreporter setzt sich für die Herumstreunerin Lilian Harvey ein – und wird vom Richter kurzerhand mit der Unbekannten verheiratet. Noch dazu liefert er von diesem Ereignis keinen Bericht an seine Zeitung ab und wird gefeuert. Da hilft nur, zu singen: »Ich wollt’, ich wär ein Huhn ... « Oder auch, in einer weiteren Strophe: »Ich wollt’, ich wär Clark Gable, mit Schnurrbart und mit Säbel ... «

Sichtlich orientiert an Frank Capras It Happened One Night (1934) – mit Gable und Claudette Colbert –, ist Glückskinder der glückliche Versuch einer deutschen Screwballkomödie – und knüpft zugleich an die heiter-überdrehte Tradition der Spätweimarer Zeit an. Mit vielen Gags, erzählerischer Finesse, spritzigen Dialogen (gestaltet von Curt Goetz) und perfektem Timing setzte die Ufa alle Tugenden des Filmschaffens ein, und die Rechnung ging auf: Der Film ist eine der besten deutschen Komödien überhaupt. Dass sie mitten aus dem Dritten Reich stammt, steht dem Lachen nicht im Weg – schließlich hören wir (offiziell verpönten) Jazz, und die selbstbewusste, selbstbestimmte Heldin bürstet die gängige Geschlechterideologie der Nazizeit ziemlich gegen den Strich. Das DVD-Bonusmaterial ist rar, gerne hätte man mehr erfahren, etwa über Harvey und ihren Lebensgefährten, Regisseur Paul Martin, die kurz zuvor aus einer missglückten Hollywoodkarriere heim ins Reich zurückkehrten. Oder über Goetz, der zwei Jahre später emigrierte.

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