Kritik zu Die Wahrheit über Männer

© Camino

Nach dem Erfolg seines letzten Filmes Die Königin und der Leibarzt kommt jetzt der vorletzte Film von Nikolaj Arcel ins Kino. Er hat einen ganz anderen Ton, obwohl es auch hier um die Liebesnöte eines jungen Mannes geht

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Mads sollte eigentlich glücklich sein. Vor versammeltem Freundeskreis offenbart seine Freundin Marie, dass er die Liebe ihres Lebens sei. Ein toller Freund, ein guter Zuhörer und vor allem eine Granate auf den Laken. Kein Wunder, schließlich ist seine Mutter Sexualtherapeutin. Doch Mads ist nicht glücklich. Er fühlt sich gefangen, ist nach zehn Jahren Beziehung von Selbstzweifeln geplagt und vermisst das große Abenteuer. Ein langes Gitarrensolo hätte sein Leben sein sollen, und nun droht der erste Kinderschrei. Mads steigt aus und merkt sehr schnell, dass er sich selbst, auf dem Weg zum ultimativen Glück, zu verlieren droht.

Nikolaj Arcel hat erst vor kurzem seinen Film Die Königin und der Leibarzt erfolgreich in die deutschen Kinos gebracht, jetzt zieht der Verleih einen Film aus dem Jahr 2010 nach. Ganz anders geht dieser Film mit maskuliner Erotik um, mit dem Wunsch, etwas Außergewöhnliches zu erleben und daran – wie sollte es anders sein – zu scheitern. Der Leibarzt Johann Friedrich Struensee war eine tragische Figur der Historie. Bei all seiner Gegenwärtigkeit ist Mads diesem Mann nicht unähnlich. Der Film allerdings ist wesentlich bescheidener, situativer und von untergründigem Humor. Die Ironie des Titels findet sich in den vielen kleinen Szenen wieder, die der Film zwischen frappierender Erotik und bitterer Frustration bereithält.

Arcel erzählt von Mads und der Suche nach den Frauen nicht linear. Mal springt er von Bett zu Bett, dann lässt er sich Zeit, eine vermeintlich glückliche Beziehung scheitern zu lassen. Was aber bleibt, ist die Einsamkeit des Jägers, der jeder Mann für Arcel irgendwie ist. Die Jagd aber kann nie erfüllend sein, denn sie erschöpft sich in einem Prozess der Vorläufigkeit. Das erlegte Wild kann Stolz verschaffen, aber keine Dauer.

Auf einer anderen Ebene erzählt Die Wahrheit über Männer aber auch vom Filmemachen, das ähnlichen Parametern folgt wie die Erotik. Mads ist Drehbuchautor, hat einen erfolgreichen Animationsfilm geschrieben und arbeitet beim Fernsehen an einer Krimiserie. Diese Quasiprominenz verschafft ihm immerhin ein leichtes Entree bei den Frauen. Dann allerdings muss er sich beweisen, was immer wieder schiefgeht. Am Ende steht er als getrennter Vater mit einem kleinen Kind seiner großen Liebe Marie gegenüber, und beneidet sie für ihr gelungenes Familienleben. Die Serie, die er schreibt, ist voller routinierter Dialoge, geht ihm leicht von der Hand und ernährt ihn gut. Doch die innere Erfüllung bleibt aus. Die Sehnsucht des Jägers trifft hier auf die Sehnsucht des Filmemachers, und beiden bleibt der große Coup versagt. Arcel erzählt das mit sanfter Ironie und einem großen Gespür für Timing und Dialoge. Am Ende sind gut zehn Jahre vergangen, und alles um Mads herum scheint einen Weg gefunden zu haben, nur er selbst weiß nicht so recht, wo er steht. Und doch ist  Die Wahrheit über Männer kein Film über Frustrationen, sondern eine sanfte Komödie mit vielen Erkenntnissen.

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