Kritik zu Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes

© Leonine Distribution

2023
Original-Titel: 
The Hunger Games – The Ballad of Songbirds and Snakes
Filmstart in Deutschland: 
16.11.2023
L: 
157 Min
FSK: 
12

Im Prequel wird die Geschichte des jungen Coriolanus Snow erzählt, der als Mentor bei den 10. Hungerspielen seine Chance zum Aufstieg erkennt 

Bewertung: 4
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 1)

Anders als sonstige Prequels, die zur bloßen kommerziellen Ausbeutung erfolgreicher Film-Franchises realisiert werden, beruht das Prequel zur »Tribute von Panem«-Reihe erneut auf einem Buch von Suzanne Collins. Erzählt wird die Vorgeschichte von Coriolanus Snow, dem späteren Präsidenten von Panem und großen Antagonisten von Katniss Everdeen. Zur Erinnerung: Im dystopischen Panem gibt es zwölf Distrikte. Zur Machtdemonstration des herrschenden Kapitols müssen jährlich aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen ausgewählt werden, die sich als Tribute bei den sogenannten Hungerspielen bekämpfen.

Die Handlung von »The Ballad of Songbirds & Snakes« setzt zum Zeitpunkt der zehnten Hungerspiele ein, mithin 64 Jahre vor den Ereignissen der Ursprungstrilogie. Um das schwindende Zuschauerinteresse an den Spielen anzuheizen, werden den Tributen Mentor:innen aus dem Kapitol an die Seite gestellt. Einer von ihnen ist der 18-jährige Snow (Tom Blyth), der für sich und seine verarmte Familie den gesellschaftlichen Aufstieg erhofft. Zugeteilt wird ihm Lucy Gray Baird (Rachel Zegler), ein Mädchen aus Distrikt 12. Die Wandermusikerin ist zwar keine begnadete Kämpferin, aber sie weiß sich medial zu inszenieren, unter anderem mit einigen – von Rachel Zegler fulminant vorgetragenen – ergreifenden Liedern. Snow erkennt eine Chance, Lucy Gray zum Sieg zu verhelfen und macht darüber hinaus den Spielleiter:innen (verkörpert von Viola Davis und Peter Dinklage) Vorschläge, um die Spiele zu einem größeren Spektakel werden zu lassen.

Macht, Manipulation und Inszenierung: Die bereits aus den ersten Filmen bekannten Motive werden noch einmal stärker in den Mittelpunkt gerückt. Gestylt mit platinblondem Haar und eisblauen Augen verkörpert Tom Blyth einen jungen Mann, der vom Wunsch nach Aufstieg besessen ist, dessen Weg zum tyrannischen Präsidenten aber trotzdem nicht zwangsläufig erscheint. Eine Art von Medienkritik repräsentiert die Figur des Lucretius Flickerman (Jason Schwartz­man), dessen launige Moderationen der Spiele nachdrücklich deren Perversität herausstellen. Ein Highlight des Films sind die beeindruckenden Kulissen, die unter anderem in Berlin an Orten wie dem Olympiastadion oder dem Strausberger Platz gefilmt und mittels Computertechnik weiterentwickelt wurden. Die Spiele wie auch die Kämpfe des Kapitols gegen Widerständler werden mit extremer Brutalität gezeigt. Menschen sind zu den grausamsten Dingen fähig: Das ist ein weiteres, verstörendes Motiv des Films. Und dann gibt es auch noch die sich langsam entwickelnde, von Beginn an tragische Liebesbeziehung zwischen Coriolanus Snow und Lucy Gray. 

Im dritten und letzten Kapitel des Films wird die Menge der Handlungselemente aber zum Problem. Ein starker erzählerischer Bruch sorgt zuerst für eine Entschleunigung der Handlung, dann wiederum kommt die entscheidende Entwicklung von Snow fast zu überstürzt. Dennoch ist diese Figur definitiv eine, die ihr Prequel verdient.

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