Kritik zu Baby to Go

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Schöne, bequeme neue Welt? Sophie Barthes lässt in ihrem Science Fiction die Möglichkeiten und Widersprüche einer ins Maschinelle »outgesourcten« Schwangerschaft durchspielen

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So könnte kühner Fortschritt aus dem Geist des Feminismus aussehen: Frauen sind dank einer hochentwickelten Technik endlich in der Lage, Kind und Karriere auf magisch-vollkommene Weise zu vereinen. In Sophie Barthes' Film »Baby to Go« (im Original: The Pod Generation) werden Zeugung, Schwangerschaft und Geburt outgesourct, neun Monate Schwangerschaft verlaufen ohne den Körper betreffende Nebenwirkungen. Die Arbeit der Gebärmutter übernimmt nun ein Pod, in dem der Embryo sich entwickelt. Der Pod sieht aus wie ein von Elon Musk erdachtes und von Apple designtes großes Ei; die zukünftige Mutter kann ihn vorn tragen oder ihn sich auf den Rücken schnallen. Rechtzeitig werden die Kunden über den »Liefertermin« informiert.

Schöne Zukunft oder dystopischer Grusel? Barthes (Buch und Regie) stellt große Fragen: »Welche sozialen, wirtschaftlichen, politischen und ethischen Folgen hat es, wenn die Fortpflanzung von der Sexualität abgekoppelt wird? Dies ist ein stark polarisierendes, komplexes, emotionales und polemisches Thema.« Für die in nicht allzu ferner Zukunft in New York verortete Erzählung empfehlen sich mehrere Darstellungsformen: Satire, Komödie oder Drama. »Baby to Go« besitzt von allem etwas, aber von keinem der Elemente genug, um dem Thema Wucht und Dringlichkeit zu verleihen oder das Publikum humorvoll zu überwältigen. Die Geschichte entfaltet sich, musikalisch betrachtet, im Andante-, wenn nicht Adagio-Modus. Erst gegen Ende kommen die Hauptdarsteller Emilia Clarke und Chiwetel Ejiofor emotional in Bewegung; dem möglichen Happy End nähern sie sich im Sprinttempo.

Rachel (Clarke) und Alvy (Ejiofor) sind ein geborenes Kontrastpaar. Sie arbeitet sich in einem Tech-Unternehmen nach oben, er wühlt als Botaniker mit den Händen in der Erde und versucht, seinen Studenten einen Restbegriff von Natur zu vermitteln – »Umarme den Baum« inklusive. Beide leben in einem von Andrij Parekhas Kamera ehrfürchtig aufgenommenem Luxusapartment, in dem Kater Carl sich vegetarisch ernährt und eine digitale Helferin, Elena, unter anderem über den Stand der »Darm-Intelligenz« und den »Glücks-Index« informiert. Therapiesitzungen absolviert man in dieser Welt mit einem sprechenden Auge namens Eliza.

Als Rachel einen der begehrten (und sündhaft teuren) Plätze im »Womb Center« des Anbieters Pegazus angeboten bekommt, ist der Konflikt mit dem Partner programmiert. Alvy betrachtet das künstliche Verfahren als »Scheidung von uns selbst«. Aber auch innere Kämpfe quälen die Figuren. Rachel hat Traumvisionen von realem Babybauch und Spaziergängen am Strand vor bewegtem Meer. Eine Auseinandersetzung entzündet sich an der Frage: Gehört ein Olivenbaum ins Kinderzimmer? Die Situation kompliziert sich überdies im Kontakt mit den Hightech-Apparatschiks von Pegazus, deren Rundumversorgung zunehmend totalitäre Züge annimmt. Doch die Dramatik bleibt trotz engagierter Schauspieler blass. Clarke und Ejiofor erscheinen innerhalb der Zeitlupenästhetik des Films gehemmt: meistens attraktiv vergrübelt, aber selten wirklich gefordert.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ein unfassbar nerviger Film, aus den in den letzen Zügen liegenden Woken Filmindustrie. Den ersten Produktion-Chef:innen wurde schon gekündigt. Kinobesucher in den USA strafen die Kinos mit Abwesenheit. Jetzt kommt der Rest noch über Deutschlands Kinowelt. Alles hat ein ENDE

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