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Gerhard Midding

An London, das erzählt er oft, faszinierte ihn, dass ganze Straßen einem einzigen Gewerbe gewidmet sind. In der Tat, wo sonst in Europa findet sich diese Konzentration an Herrenausstattern wie in der Savile Row oder Hemdenschneidern wie in der Jermyn Street? Den jungen Fotografen Wolfgang Suschitzky interessierte in den 1930er Jahren jedoch besonders die Charing Cross Road, die Magistrale der Buchhandlungen und Antiquariate.

Gerhard Midding

Die Zukunft ist das unkalkulierbare Kapital, die Wette, die das Kino ständig eingehen muss. Es ist ja nicht einmal gewiss, ob man es in ein paar Jahren überhaupt noch Kino nennen darf, weil die bewegten Bilder womöglich an ganz anderen Orten laufen. Darüber macht sich natürlich auch die Deutsche Filmakademie Gedanken. Gestern hat sie eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel "In weiter Ferne – so nah" eröffnet, deren Logo das Foto eines US-Kinos zeigt, an dessen Brandmauer ein großes For-Sale-Schild prangt. Das wirkt erst einmal wie ein reichlich defätistisches Vorzeichen.

Gerhard Midding

In den letzten Tagen und Wochen hat sich hier zu Lande wohl jeder, der das entsprechende Alter hat, darüber Gedanken gemacht, was er vor 25 Jahren erlebt bzw. getan hat und was ihm durch den Kopf ging. Auch ich habe einigermaßen präzise, wenngleich bemerkenswert irrelevante Erinnerungen an den Herbst 1989. Den Abend des Mauerfalls verbrachte ich im alten Arsenal-Kino in der Welser Straße.

Gerhard Midding

Die Bäckerei des Viertels, in dem ich regelmäßig in Paris unterkomme, ist bekannt für ihre Croissants und hat in Patisserie-Wettbewerben schon manchen siebten oder achten Platz belegt. Ich habe sie erst mit einigen Jahren Verspätung entdeckt, hole das das Versäumnis aber nun durch tägliche Einkäufe nach. In der letzten Woche fiel mir beim Schlangestehen ein Brot auf, das als „Le Pain de 14“ in den heiteren Farben der Trikolore beworben wurde. Auf meine Anfrage erläuterte die Verkäuferin, es sei eine Kreation aus Anlass des 100. Jubiläums des Großen Krieges.

Gerhard Midding

Ich traute meinen Augen. Er war keine Erscheinung. Das war tatsächlich Jean-Pierre Léaud, der da am Eingang der Francois-Truffaut-Ausstellung in der Cinémathèque francaise saß. Der Museumswächter, der meine Karte abriss, hatte wohl einen Stuhl für ihn herbeigeholt. Still saß er in der Ecke, suchte den Blick der Besucher; zweifellos in der Hoffnung, wiedererkannt zu werden. Immerhin ist er eine der Hauptfiguren dieser Lebens- und Werkschau, ist in Filmausschnitten und auf Fotos als kleines Kind, als Heranwachsender und schließlich als Erwachsener mit untilgbar kindlichen Impulsen zu sehen.

Gerhard Midding

Die Verführung sucht sich unauffällige Wege. Sie liebt raffinierte Manöver, kalkuliert mit der Überraschung, weiß sich listenreich zu maskieren. Warum auch sollte sie sich allzu leicht zu Erkennen geben? Sie ahnen es schon: Auch dieser Eintrag beschäftigt sich mit Kino und Werbung. Seine Überschrift verdankt sich einer Formel, die während des Symposiums des Filmmuseums, über das ich vor einigen Tagen schrieb, häufig fiel.

Gerhard Midding

Gerade las ich in der aktuellen Ausgabe dieser Filmzeitschrift den Bericht Frank Arnolds über das diesjährige Kolloquium des Berliner Filmmuseums, das sich mit dem Verhältnis zwischen Kino und Werbung beschäftigte. So dankbar ich ihm dafür bin, dass er einige der drögeren Vorträge unerwähnt lässt, so sehr bedaure ich, dass er es versäumt, auf zwei Beiträge einzugehen, die mich nachhaltig beeindruckten. Beide lagen auf Nachmittagsterminen, wo die Aufmerksamkeit gemeinhin nachlässt. Aber beide haben mich elektrisiert. Ihr Thema war Filmwerbung in sozialistischen Ländern.

Gerhard Midding

Mit Salz und Brot, den traditionellen Gaben der Gastfreundschaft, hieß Agnès Varda 2004 die Kinogänger willkommen. In ihrem zweiminütigen Filmessay montierte sie Salz- und Weizenfelder zu einer heiklen Idylle, zu einem Refugium der Verbundenheit mit der Natur und den eigenen Wurzeln.

Ein Jahr später beschwor Ken Jacobs der brandstifterische Kraft des Kinos mit gleißend flackernden Formen, stellte seinem Film aber eine Warnung voran: Er sei nicht geeignet für Menschen, die an Epilepsie leiden.

Gerhard Midding

Das Ausrufezeichen war unverzichtbar, manchmal wurde es auch doppelt oder dreifach gesetzt: "Bundesstart!" Wenn Sie wie ich in der Provinz aufgewachsen sind, werden Sie sich bestimmt an die Gepflogenheit der Kinobesitzer erinnern, in Zeitungsanzeigen darauf hinzuweisen, wie frisch ihr neues Programm tatsächlich war. Darin steckte ein Trost für die sich ansonsten abgehängt fühlende Provinzseele und zeigte sich der Stolz der Kinobesitzer, die Aufholjagd mit der Aktualität auch diesmal wieder gewonnen zu haben.

Gerhard Midding

Vor einigen Monaten, im Vorfeld des Kinostarts von Die geliebten Schwestern, wurde ich gebeten, mich einmal unter Kollegen in Frankreich, Italien und anderswo umzuhören, wie bekannt Dominik Graf in ihren Ländern sei. Meinen Bemühungen war ein bemerkenswerter Misserfolg beschieden.