Was haben wir gelacht... früher mal

Unsere "steile These" des Monats Juni
»I Feel Pretty« (2018). © Concorde Filmverleih

»I Feel Pretty« (2018). © Concorde Filmverleih

Wann haben Sie im Kino zuletzt nicht nur gegrinst, sondern schallend gelacht? So ein Totalgelächter, wie es einst »Rabbi Jacob«, »Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh« oder »The Big Lebowski« hervorriefen? Mit Szenen, die Sie noch in der Erinnerung kichern lassen? Einen einzigen solch kostbaren Augenblick losgelösten Slapsticks gab es in der melancholischen französischen Hochzeitskomödie »Das Leben ist ein Fest«; es war der Moment, in dem der eitle Bräutigam mit einem Ballon weiter davonschwebt als geplant. Doch im Kino dieser Tage scheint das Lachen auf aggressiven Pennälerhumor beschränkt. Mit »Fack ju Göhte« und ihren »Chantal«-Witzen punktete sogar eine Komödie aus dem chronisch verbiesterten hiesigen Filmbetrieb. Und in den USA wird Komik zunehmend in Marvel-Verfilmungen, in coole Sprüche zwischen Action und CGI-Getöse, ausgelagert. Dabei ist die angestrengte Witzischkeit etwa von »Deadpool 2« auf Dauer entsetzlich öde. Von diesem ironischen Recyceln unnützen Blockbuster-Wissens, dieser angestrengten Pflege eines in den Mainstream übergeschwappten Nerdtums für Berufsjugendliche, wird kein Satz in die Nachwelt über­gehen.

Nicht, dass es auf der Frauenseite besser aussieht. Die Komödie »Brautalarm«, mit der man Hoffnungen auf noch mehr Lustspiele über Frauen, gedreht von kundiger weiblicher Hand, hegte, begründete leider keinen dauerhaften Trend. Das abrupte Ende dieser Scheinblüte war »I Feel Pretty«, eine Frauenkomödie so voller kognitiver Dissonanzen, dass sich beim Zuschauen, wie sonst nur bei deutschen lustig sein wollenden Filmen, das Gefühl des Fremdschämens einstellte. Und nein, auch »Toni Erdmann« ist kein Brüller. Selbst französische Komödien, sonst ein sicherer Ausweg aus der Tristesse, fischen in diesen Monaten, wie zuletzt »Die Pariserin«, im Trüben.

Dies ist ein Hilferuf: Liebe Amis, liebe Franzosen und auch liebe Engländer, lasst uns nicht hängen! Knapst ein paar Millionen vom Blockbuster-Comic-Kram ab, dreht damit mal wieder ein paar Komödien für Erwachsene, bringt uns wieder richtig zum Lachen.

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