The Bad and the Beautiful – Stadt der Illusionen

Vincente Minelli's Anatomie der Traumfabrik
The Bad and the Beautiful

Vincente Minnelli ist der unumstrittene Meister des Melos und des Musicals. In diesen zwei essentiellen Hollywoodgenres baut er stets ein komplexes Spannungsfeld auf zwischen Sehnsucht und Illusion, Show und Wirklichkeit, Lüge und Wahrheit. Minnelli, der zudem der Ehemann von Judy Garland und der Vater von Liza Minnelli war, ist also geradezu prädestiniert, Filme über Hollywood und das Kino im Allgemeinen zu machen. Zweimal hat er Anatomien der Traumfabrik geschaffen: 1952 mit The Bad and the Beautiful und 1962 (gleichsam als Fortsetzung) Two Weeks in Another Town – Filme über das Durcheinander von Leben und Fiktion, von Intrige und Magie, die in Godards Le Mepris nachwirken.

The Bad and the Beautiful – kann es einen schöneren und sensationelleren Titel für Hollywoods Hollywood geben? The Bad, das ist vor allem Kirk Douglas als energiegeladener, manchmal genialer, manchmal fieser Filmproduzent Jonathan Shields. Die realen Vorbilder für diesen manischen Filmemacher, der den american dream in modellhafter Weise lebt und auch Gangsterboss, Großkünstler oder Business-Tycoon sein kömnte, sind wahrscheinlich Val Lewton und David O. Selznick. Bei der Beerdigung seines Vaters, eines ebenfalls legendären und legendär rücksichtslosen Producers, sieht man Shields, wie er Trauergästen Geld in die Hand drückt. Sie sind nichts anderes als Statisten am Ende des Boulevards der Dämmerung.

Ein bitterer, einsamer Abgang droht auch dem jungen Shields, weil ihn das Glück als großer Impresario verlassen hat. Er braucht jetzt wieder die Schönen und Anständigen, the Beautiful, die er gemacht und versehrt hat. Seine Kreationen, seine Opfer, auch seine Dämonen, das sind ein Regisseur (Barry Sullivan), ein Autor (Dick Powell) und die wunderbare Diva Lana Turner. Der Film zeigt in Flashbacks, stark beeinflusst vom Film noir, wie Shields »the Beautiful« ausgenutzt hat und wie sie ihn, der auch schön ist als trauriger Satan, jetzt hässlich erscheinen lassen. Ein düsteres Melo also über die große Verführerin, die Kino heißt.

Hans Schifferle

USA 1952, Vincente Minnelli, mit Kirk Douglas, Lana Turner, Dick Powell, Walter Pidgeon, Barry Sullivan

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