Kritik zu Kandahar

© Leonine Distribution

Gerard Butler als Undercoveragent in einem Actionfilm, der die Konflikte rund um den Iran und Afghanistan als vielfältig und komplex abzubilden versucht

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Mit der Rolle des Securitymanns gleich mehrerer fiktiver US-Präsidenten in der »Has Fallen«-Filmreihe hat sich der schottische Schauspieler Gerard Butler über die letzten Jahre neu erfunden: als Action­star mit betont altmodischem No-Nonsense-Image. Keine elaborierten Kampfsequenzen mit Spezialeffekten oder spektakulären Stunts, sondern ein Mann, eine Schusswaffe und zwei Fäuste; das Smartphone benutzt er nur, um die Frau zu Hause zu beruhigen. 

In »Kandahar« ist es vielmehr die baldige Ex-Frau, der CIA-Agent Tom Harris (Butler) telefonisch zusichert, pünktlich zur Schulabschlussfeier der Tochter zurück zu sein. Als Zuschauer weiß man da schon, dass das nicht so einfach werden wird: Zwar war es Harris gelungen, den vom CIA beauftragten Sabotageakt im Iran auszuführen. Aber er konnte nicht widerstehen, gleich noch einen zweiten Kurzauftrag im benachbarten Afghanistan anzunehmen. Dann aber führt ein Datenleak im Snowden-Stil dazu, dass sein Konterfei in sämtlichen TV-Nachrichten der Region veröffentlicht wird. Und plötzlich haben er und der ihm an die Seite gestellte Übersetzer Mo (Navid Negahban) nicht nur den iranischen Geheimdienst auf den Fersen, sondern auch den pakistanischen. Ganz abgesehen davon, dass weder Taliban noch ISIS-Kämpfer ihnen freundlich gesonnen sind.

Als Actionfilm kommt »Kandahar« leider nie so richtig in Fahrt, wobei die Spannung ausgerechnet dadurch behindert wird, dass sich das Drehbuch einmal Mühe gibt, die Konflikte der Region in echter Vielfältigkeit abzubilden und nicht allein auf böse Muslimfanatiker zurückzuführen. Da gibt es den pakistanischen Geheimagenten, der sich patriotisch für seine Nation einsetzen soll, aber lieber in London leben würde, wo das Angebot der Dating-Apps größer ist. Es gibt den iranischen Agenten, der nur zu seiner Familie will, und es gibt verschiedene Warlords, bei denen das merkantile Interesse jedes Glaubensbekenntnis übertrumpft. Sogar die zweifelhafte Ausbeutung von lokalen Spezialisten durch westliche Geheimdienste wird angesprochen. Für den No-Nonsense-Typ im Zentrum ist das alles ein bisschen viel.

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