NATIVe: Merata: How Mum De-Colonised the Screen

»Merata: How Mum Decolonised the Screen« (2018). © New Zealand Film Commission

Beinahe hätte mich der Titel abgeschreckt, die Kombination von Familiärem (»Mum«) und Wissenschaftssprache (»De-Colonised«). Aber dann war die Neugier doch stärker auf eine (die?) Maori-Filmemacherin, die Erinnerung an neuseeländische Spielfilme zum Thema, wie »Utu«, »Once were warriors« oder vor nicht allzu langer Zeit, »Das Talent des Genesis Potini« spielte ebenfalls eine Rolle. »Merata« ist ein sehr persönlicher Film, gedreht von Heperi (Hepi) Mita, dem jüngsten Sohn der 2010 verstorbenen Filmemacherin. In ihm kommen seine Geschwister zu Wort und vor allem Merata Mita selber, in Interviews und Fernsehsendungen – die Ausschnitte aus ihren Filmen hätte man sich gern ausführlicher gewünscht. Erst nach ihrem Tod entdeckte ihr Sohn ihr filmisches Werk, den Spielfilm »Mauri« (1988) und die zuvor entstandenen Dokumentarfilme, etwa »Bastion Point Day 507«, der den Tag festhält, als nach einer 506 Tage andauernden Besetzung Maori-Aktivisten von der Polizei gewaltsam von einem Stück Land entfernt werden. Noch mehr Kontroversen löste 1983 Merata Mitas Film »Patu!« aus, der die Billigung des südafrikanischen Apartheid-Regimes durch die neuseeländische Regierung im Hinblick auf die Tour der nationalen Rugby-Mannschaft festhielt. »My primary goal is to de-colonise the screen« – der Filmtitel verdankt sich einem Zitat von Merata Mita selber, die schon früh im Fernsehen von der doppelten Diskriminierung als Frau und Maori sprach und deren letzter Film, während dessen Schnitt sie überraschend verstarb, den Kindesmissbrauch in der Maori-Community behandelte. Den Vater des Filmemachers, den Regisseur Geoff Murphy, lernte sie beim Dreh von dessen Film »Utu« kennen, mit ihm ging sie später in die USA, wo sie am Sundance Institute künftige Filmemacher unterrichtete. Einer von ihnen ist Taika Waititi (mit dem letzten »Thor«-Film von Marvel inzwischen in die erste Liga aufgestiegen), bei dessen Debüt »Boy« sie als Koproduzentin mitwirkte. Es wäre schön, wenn ein Kino oder ein Festival diesen Film zum Anlass nähme, das Werk dieser beeindruckenden Frau vorzustellen.

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