Forum: »De quelques évènements sans signification«

»De quelques évènements sans signification« (1974). © Observatoire/Filmoteca de Catalunya/Basma

Frühlingswetter und Sonne machen die Berlinale-Stimmung perfekt, lassen die Widerstände gegen Kinobesuche aber wachsen. Gestern der donnerstags-übliche Forums-Empfang an neuer Location: dem Kunstquartier silent green im Wedding, einem ehemaligen Krematorium. Die Räume wirken noch sehr aseptisch und sind in einem unangenehmen Grau gestrichen: Zwei lange (gestern überhitzte und überschallte) schlauchartige Gänge und eine etwas luftigere Halle, auf die man von einer Freitreppe hinunter sehen und Überblick gewinnen kann. Gespräche und Fragen über gesehene Filme selbstverständlich, aber auch über die Frage, wie es mit dem Forum weiter gehen wird nach dem Leitungswechsel in der Berlinale. Dazwischen auch der von Aspiranten auf neue Positionen umschwirrte designierte neue Leiter.

Heute als Gratis-Geschenk durch die streikenden BVG-Mitarbeiter noch dazu einen herrlichen Sonnenspaziergang zur nicht ganz so nahen S-Bahn-Station. Vorher mit einiger Wehmut ein fast letzter Streifblick durch die Festivalprogramme: Das Schlimme ist ja, das das Festival immer vorbei ist, bevor der (früher Papier-)Berg an Ankündigungen und Programmen nur einigermaßen bewältigt ist, so dass große Restmassen an Verpasstem übrig bleiben. Zumindest habe ich nach zu später Entdeckung des großen Forum-Archivprogrammes dafür in meiner »Kür« die Retro aufgegeben, weil die mich nur immer noch mehr deprimierte und im Forum auf jeden Fall die überraschenderen und zauberhafteren Schätze zu heben waren. (Der Plan, etwas Längeres zu dieser vermasselten Retro zu schreiben, besteht auch nach mehrmaligem Aufschieben noch...)

Nur als Beispiel der prägnante und wegweisende marrokanische Film »De quelques évènements sans signification« von Mostafa Derkaoui, der 1974 fast ohne Totalen junge, meist männliche Menschen in Casablanca auf Straßen und in Bars filmt und sie zu ihren Vorstellungen eines nationalen Kinos und ihrem Leben befragt. Auch hier war der nicht mehr ganz junge und sprechbehinderte Regisseur anwesend und trotz Krankheit präsent und quicklebendig: Blitzklar im Kopf bewältigte er das übliche Q & A gemeinsam mit einer Assistentin und einem Tablet, auf das er die Antworten schrieb.

Gerade im Radio die Nachricht, dass sie die so unbedeutende Kategorien wie Schnitt oder Kamera bei der nächsten Oscar-Verleihung doch nicht während der Werbepausen, sondern für alle sehbar senden werden. Hohoho!

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