Man sollte wieder mehr aufhören!

Unsere "steile These" des Monats März
»Daniel Day-­Lewis«

»Daniel Day-­Lewis«. Foto: Photo Courtesy of Focus Features

Aufhören kann so schön sein. Daniel Day-­Lewis, dreifacher Oscargewinner, oft auch als »der beste Schauspieler seiner Generation« bezeichnet, will mit der Schauspielerei aufhören. Ganz und gar: Kino, Fernsehen, Bühne – alles mit eingeschlossen. Er hat es schon letzten Sommer angekündigt, kurz nach den Dreharbeiten zu seinem nun offenbar letzten Film, Paul Thomas Andersons »Der seidene Faden«. Aber erst jetzt, nach erfolgreichem Filmstart im Februar und Day-Lewis' bereits sechster Oscar-Nominierung, sickern Realität und Tragweite dieses einsamen Entschlusses allmählich durch. Eine Begründung lieferte der 60-Jährige nicht. Ist das nicht wunderbar?

Die bislang vorherrschenden Reaktionen auf Day-­Lewis Ankündigung teilen sich in Ungläubigkeit – »der wird seine Meinung sicher bald wieder ändern!« – und Trauer. Letztere ist zwar spekulativ, aber dennoch intensiv: Man fühlt sich beraubt um all die wunderbaren Auftritte, die er noch hätte leisten können. Dabei beginnt genau da das Schöne dieser Entscheidung aufzublitzen: erstens in der Tatsache, dass man sich Day-Lewis weiter immer nur in Höchstform ­vorstellt. Und zweitens darin, dass es mit ihm keine Komödie à la »Dirty Grandpa« geben wird.

Nichts gegen alte Schauspieler! Auch nichts gegen Robert De Niro, der hin und wieder wie als Überraschungseffekt seine Klasse zeigt. Betty White ist mit ihren 96 Jahren sowieso eine Erfrischung für jedes Film- und Fernsehprojekt. Überhaupt soll jeder weitermachen können, solange er will. Aber das Nicht-mehr-Wollen hat eben auch was. Steven Soderbergh scheint geradezu süchtig danach, hat er doch in den letzten Jahren immer wieder angekündigt, aufzuhören, und dann aber trotzdem wieder weitergemacht. Trotzdem ist auch Soderbergh ein gutes Beispiel für die Schönheit des Aufhörens, denn aus jedem Rückzug ist er verändert zurückgekehrt. So ganz der alte wurde er nie mehr – das ist doch eigentlich ein Kompliment. Day-Lewis übrigens traut man zu, dass er etwas findet, in dem gut ist und das ihn genauso erfüllt wie die Schauspielerei.

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