Interview: Taraji P. Henson über »Die Farbe Lila«

Taraji P. Henson

Taraji P. Henson © Eamonn M. McCormack / Getty Images

Ms. Henson, was verbindet Sie mit »Die Farbe Lila«?

Taraji P. Henson: Ich war vor allem ein Fan des Spielberg-Films. Den habe ich damals im Kino gesehen, mit 15, und war schwer beeindruckt. Als ich später im College Schauspiel studierte, haben wir ihn wieder und wieder gesehen. Ich habe Monologe aus dem Film auswendig gelernt, wir haben Szenen daraus inszeniert – all solche Sachen. Davon zu träumen, mal eine Rolle in dieser Geschichte zu spielen, wäre mir allerdings nie eingefallen.

Die Rolle der Sängerin Shug Avery wurde Ihnen dann vor Jahren schon fürs Broadway-Musical angeboten . . .

Damals habe ich abgelehnt, weil ich wusste, dass meine Stimme nicht stark genug für acht Aufführungen pro Woche war. Umso mehr habe ich es als Schicksal empfunden, als die Rolle nun noch einmal auf meinem Tisch landete. Auch wenn das kein reiner Zufall war: Stephen Bray, der für die Songs in der Bühnenfassung und jetzt im Film verantwortlich ist, ist mit der Produzentin Stephanie Allain verheiratet, mit der ich bei »Hustle & Flow« zusammengearbeitet habe.

Was ist an der Figur, die in der Geschichte ja nur eine Nebenrolle ist, so reizvoll?

Sie ist jemand, die für Veränderung sorgt. Sie platzt in das Leben von Celie, der Protagonistin, die aussichtslos festzustecken scheint im Kreislauf aus patriarchaler Gewalt und Trauma. Und weil es Shug bereits gelungen ist, sich selbst zu retten, kann sie auch andere retten.

Einem US-Magazin sagten Sie kürzlich, sie zu spielen habe Sie verändert . . .

Sagen wir es mal so: Ich weiß, dass ich eine gute Schauspielerin bin. Aber in unserer Branche kommt man schnell an einen Punkt, an dem man sich hässlich und ungeliebt fühlt. Ehe man sich versieht, bekommt man eine Rolle nicht und beginnt, all die falschen Fragen zu stellen. Da können sich schlimme kleine Gedanken festsetzen. Shug Avery hat die mit ihrer selbstbewussten Art bei mir erst einmal weggepustet. Nicht nur bezüglich meiner Gesangsqualitäten. Seit ich sie gespielt habe, trage ich zum Beispiel öfter und mehr Parfüm. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass ich eine Lady sein darf und möchte. Die reiche Schwarze Tante, die jeden Raum dominiert, den sie betritt.

Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass der Stoff dieses Mal von einem Schwarzen inszeniert wurde?

Das war einer der Gründe, weswegen ich interessiert daran war. Vor allem, als Blitz mir dann erzählte, was ihm konkret vorschwebte. Der große Unterschied in seiner Version ist neben der Musik ja die Tatsache, dass er Celies Vorstellungskraft visualisiert. Das ist ihre Art, mit all diesen traumatisierenden Erfahrungen umzugehen – und darin erkannte ich etwas, das mir typisch scheint für uns Schwarze. Unsere Geschichte und unser Dasein sind bis heute geprägt von Traumata, aber trotzdem suhlen wir uns nicht in Selbstmitleid. Schon die erste Szene ist so lebendig und bunt, dass man sofort versteht, warum es wichtig ist, dass Schwarze ihre eigenen Geschichten erzählen. Weiße Regisseure übersehen einfach ganz oft Details, wenn sie diese Lebensrealität nicht kennen.

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