Kritik zu Safe House

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Ein weiterer Schwede in Hollywood: Nach Tomas Alfredsons historischem Spionagethriller »Dame, König, As, Spion« hetzt nun Daniel Espinosa (»Easy Money«) Ryan Reynolds und Denzel Washington als Agenten durch Kapstadt

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Kahle Wände anstarren, zum Zeitvertreib Bälle werfen und Fremdsprachen lernen – das Agentenleben hat sich Matt Weston (Ryan Reynolds) wahrlich anders vorgestellt. Seit zwölf Monaten langweilt er sich in einem wenig frequentierten »Safe House« der CIA in Kapstadt und setzt alles daran, an einen spannenderen Ort versetzt zu werden. »Pass auf, was du dir wünschst«, möchte man ihm zuflüstern, wenn er so frustriert aus der Wäsche guckt. Denn es versteht sich von selbst, dass Weston sehr bald und sehr unsanft aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden wird.

Draußen vor der Tür tobt derweil bereits der Krieg ums sensible Geheimdienstwissen, ein Geschäft, das Tobin Frost (Denzel Washington) meisterlich beherrscht. Früher stand er selbst auf der Gehaltsliste der CIA, nun aber kauft und verkauft er Informationen und kassiert dafür Millionen. Am Anfang injiziert er sich eine Kapsel ins Hüftfleisch. Sie enthält eine Datei mit den Namen korrupter Agenten aus aller Welt und ist der MacGuffin des Films: ein kleines, eigentlich recht sinnloses Ding, das ungeheure dramaturgische Energien freizusetzen vermag. Die Wucht und Gnadenlosigkeit, mit der Westons Verfolger von der ersten Minute an gegen ihn vorgehen, lässt jedenfalls keinen Zweifel an der Bedeutung ihrer (und seiner) Mission aufkommen.

Frost spielt einen gegen den anderen aus: Er flieht ins US-Konsulat, um sich von Gegner A vor Gegner B beschützen zu lassen. Man weiß nicht so recht, ob er ein eisiger Psychopath ist oder doch ein genialer Desperado, der das System clever für sich zu nutzen weiß. Lieber im Safe House als im Kugelhagel, scheint er sich zu sagen, und so beginnt die Geschichte von Weston und Frost da, wo Agentenstorys normalerweise enden: beim Verhör des Geschnappten. Ob das legal sei, fragt Weston recht naiv die angerückte Spezialeinheit, die Frost ohne großes Federlesen zu foltern beginnt. Aber bevor es dem Befragten richtig an den Kragen geht, erweist sich das Safe House als äußerst unsicheres Refugium: Frosts Verfolger sind schon wieder da und ballern um sich, was das Zeug hält. Und so wird Westons Traum von der aufregenden Bond-Mission schneller wahr als ihm lieb ist.

Safe House ist das Hollywooddebüt des schwedischen Regisseurs Daniel Espinosa und damit so etwas wie das dreckige Pendant zum eleganten Kalter-Kriegs-Thriller Dame, König, As, Spion von Tomas Alfredson, einem weiteren international erfolgreichen Schweden. Mit seinem fiebrigen Drogenthriller Easy Money hat sich Espinosa für die Arbeit mit höheren Budgets und größeren Stars empfohlen, und er wird dieser Herausforderung allemal gerecht. Sein Film ist pures Genrekino, das sämtliche Stationen eines zünftigen Agentenkrachers lustvoll abhakt, die üblichen Klischees bereitwillig bedient und hier und da einen netten Twist bereithält. Es geht vor allem um Tempo und Testosteron, um halsbrecherische Verfolgungsjagden und Schießereien und um den überraschend amerikanischen Look der südafrikanischen Szenerie. Es ist nicht nur Denzel Washingtons Präsenz, die an Tony Scotts Filme denken lässt – wobei dessen Hang zu Pathos, Machismo und Überstilisierung deutlich ausgeprägter ist.

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