Kritik zu Fast & Furious 8

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It’s raining cars: Im neuen Sequel stoßen Dom und seine Leute in James-Bond-Territorium vor, jagen eine Cyber-Schurkin und verhindern den Dritten Weltkrieg. Doch die Gruppendynamik leidet

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Das Schöne an den in die Jahre gekommenen Franchises ist, dass man eigentlich nichts Großes erwartet. Bei den ersten Sequels ist das noch anders, aber spätestens ab Teil 4 stellt sich eine Art Altersgelassenheit ein nach dem Motto »Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert«. Und ungeniert ist das Wort, mit dem sich »Fast & Furious 8« ganz gut auf einen Nenner bringen lässt: Niemand schämt sich, dass die Handlung immer abgedrehter, die Stunts immer waghalsiger, Dwayne Johnsons und Vin Diesels Muskeln immer stählerner und die Bösewichte immer größenwahnsinniger werden. Und niemand wundert sich, dass Drehbuchautor Chris Morgan, seit »Tokyo Drift« dabei, dieser Tage dementieren musste, dass es beim nächsten Sequel ins All gehen könnte: »Fast Space Nine: Dom Gets Riddickulous«, das schriebe sich doch quasi von selbst, meinte die Webseite Cinema­blend und wer wollte da widersprechen.

Das Hässliche an den Sequels ist, dass man sie reflexhaft doch immer wieder vergleicht mit den Anfängen. Würde der Dom Toretto aus dem gerade durch seine lokale Verwurzelung so bestechenden Straßenrennen-Thriller von 2001 sich derartig gönnerhaft über das Wunderwerk eines in Havanna gebastelten Motors beugen und ihn als Inbegriff des nicht unter zu kriegenden kubanischen Kampfgeists loben? Das Rennen, auf das sich dieser zur liberalen Weltgewandtheit gealterte Dom bald daraufhin einlassen muss – er in klassischer Underdogposition in einer Art fahrender Zitrone, sein Gegner im »schnellsten Wagen Kubas« – beruhigt die aufkommenden Zweifel. Wenn Doms vordere Motorhaube zu brennen beginnt, und ihm nichts anderes übrig bleibt, als im Rückwärtsgang zur Ziellinie zu schießen, ist das Franchise wieder ganz bei sich. Fast schade, dass danach weitere zwei Stunden Film gefüllt werden müssen. 

Unter der nächsten offenen Motorhaube (das ist so die Art, wie man sich in diesem Franchise kennenlernt) tritt denn eine kühle Schönheit hervor: Cipher (Charlize Theron) nennt sich die Schurkin, deren Plan die Weltherrschaft oder so etwas ähnliches ist, wozu sie verständlicher Weise die erpresste Hilfe Doms benötigt. Es folgen Aktionen in Berlin, New York und der Kälte Sibiriens, bei denen es irgendwie um Nuklear-Codes geht und Dom gegen seine eigene Crew antreten muss. Der Unterschied zum James-Bond-Franchise wird dadurch aufrechterhalten, dass die Crew selbst in den russischen Permafrost seine eigenen Autos mitbringt. Aber nichts ist öder als Filme für ihren mangelnden Realismus zu kritisieren.

Es sind auch nicht die Actionszenen, die enttäuschen. Die Sequenz in New York, in der Autos sich in Lemminge verwandeln und aus Hochgaragen auf die Straße stürzen, besitzt einen wohligen Aktualitäts-Thrill: Ist das die Zukunft der selbstfahrenden Autos? Es ist das Personal, das diesmal zu wünschen übrig lässt. Irgendwie stimmt die Mischung nicht mehr. Doms Leute kommen zu kurz, während Scott Eastwood als Neuzugang durch schweren Mangel an Selbstironie keine gute Figur macht. Und ohne Paul Walker als Bindeglied fällt plötzlich auf, dass Dwayne Johnson und Vin Diesel zu ähnliche Typen spielen, um gut zusammenzupassen.

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