Thorsten Merten

Als Schauspieler/in:

Ein untertouriger Thriller aus dem Milieu der russischen Oligarchen in Deutschland. Dito Tsintsadzes neuer Film ist auch eine etwas andere Form der Komödie, die die Erwartungen unterläuft und doch spannend bleibt.
Um die Abi-Zulassung für seinen Sohn zu erzwingen, sperrt ein Vater sechs Pädagogen im Lehrerzimmer ein, woraufhin sich die Pädagogen mit boshaften Redegefechten und Enthüllungen gegenseitig demontieren, der anarchische Drive des Konfliktes jedoch in Betulichkeit verläppert.
Die Politfarce über den BND, die CIA und den angeblichen Insider des irakischen Militärs mit Decknamen »Curveball« nimmt mit angemessen sarkastischem Tonfall die Mischung aus Ehrgeiz, Dummheit und Skrupellosigkeit aufs Korn, die der US-Invasion im Irak 2003 den Weg bereitete. Auch wenn nicht jeder Gag zündet: ein spannender Blick auf den immer beliebter werdenden flexiblen Umgang mit Fakten, der damals seinen Anfang nahm
Liebevoll aufgespießtes Zeitkolorit, eine strahlend unkonventionelle Hauptdarstellerin und atemlos in Stellung gebrachte Gags machen in dieser in den 80ern angesiedelten Coming-of-Age-Komödie schmunzeln
Der Möbelpacker Walter trifft bei einer Zwangsräumung zufällig auf seinen Sohn, den er Jahrzehnte nicht gesehen hat. David Nawraths Spielfilmdebüt »Atlas« kommt teils bedeutungsschwanger daher, ist aber dennoch eine originelle Erzählung über den »kleinen Mann« und die virulente Mietproblematik
»Gundermann« ist sehr viel mehr als nur die Biografie des Nachwende-Liedermachers. Es ist ein kluger, einfühlsamer, vielschichtiger und berührender Beitrag zur deutsch-deutschen Geschichte, zu einem differenzierteren Umgang ganz ohne arrogante Zeigefinger-Besserwisserei
Axel Ranisch, der Rosa von Praunheim und seine verwegene Großmutter zu Vorbildern hat, meidet in seinem »Trinkerdrama« die gängigen Problemfilmklischees und stellt die Sucht als Wesen aus Fleisch und Blut und besten Freund dar
Ruby und Martin, zwei sensible Teenager, wollen der Enge der westdeutschen Provinz entfliehen und landen in christlichen Erziehungsheimen. Christian Frosch wirft einen Blick zurück im Zorn auf die Jahre '68 bis '77 und schließt mit diesem formal brillanten Melodrama direkt an das Spätwerk Rainer Werner Fassbinders an
Burhan Qurbani rekonstruiert mit fabelhaften Darstellern die fremdenfeindlichen Exzesse 1992 in Rostock-Lichtenhagen in einem fiktiven Rahmen: kunstvoll, nuanciert und sensibel
Michael Baumann verwebt in seinem Stuttgart-Film gebrochene Biografien zu einem bunt-melancholischen Flickenteppich. Während die Steigerung hin zum reinigenden Gewitter etwas zu drehbuchseminargerecht wirkt, liegt die Stärke des Films in der Anlage der Charaktere