Kritik zu Die einfachen Dinge

© Neue Visionen Filmverleih

Seit »Birnenkuchen mit Lavendel« locken Éric Besnards Filme hierzulande oft ein größeres Publikum an als daheim: Sie entsprechen offensichtlich perfekt einer hiesigen Vorstellung von französischer Lebensart 

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Die französische Landschaften zeigen sich stets von ihrer besten Seite in Éric Besnards Filmen. Die Kamera, meist geführt von Jean-Marie Dreujou, schwelgt ausgiebig in ihrer pastoralen Anmut, die vorteilhaft in jeder Witterung erstrahlt. Das Ambiente wird mithin zur Botschaft, die sich selbst dann mitteilen würde, wenn man den Ton abstellt: Es gilt, die Natur und ihre Gaben zu bewahren. In »Die einfachen Dinge« ist dies auch ein heimliches Element des Plots.

Der Unternehmer Vincent Delcourt (Lambert Wilson) führt ein Leben auf der Überholspur. Gerade erst hat er erfolgreich sein Dating-Portal »Fast Match« lanciert, zwei koreanische Firmen gerettet und nebenbei noch am Marathon teilgenommen. Als eines Tages jedoch sein Cabriolet in den Bergen streikt, wird seine Existenz unversehens entschleunigt. Zum Glück tritt der wortkarge Eremit Pierre (Grégory Gadebois) auf den Plan, der den Motorschaden zu beheben verspricht und in dessen Chalet sich der schwatzhafte Gestrandete bei einem zünftigen Omelette stärken kann. Einige Tage später kehrt der ungebetene Gast zurück, den inzwischen eine Sinnkrise nebst Panik­attacken ergriffen hat, und sucht Zuflucht in der Einsiedelei. Pierre lässt es widerwillig geschehen; Vincent ist allerdings auch keiner, der ein »Nein« akzeptiert.

Wer glaubt, nun würde ein Wettstreit zwischen unausstehlicher Moderne und schroffer Urwüchsigkeit ausgetragen, täuscht sich allenfalls zur Hälfte. Tatsächlich verfolgt Vincent noch eine zweite Agenda, denn der Aussteiger Pierre ist eben jener begnadete Meeresbiologe, den der Geschäftsmann für seinen nächsten Coup gewinnen will. Dank seiner Forschungen könnte Plankton zu einer ebenso wichtigen CO2-Ressource werden wie der Regenwald. Während der Aktienkurs seines Unternehmens in Turbulenzen gerät und seine Mitarbeiter verzweifelt nach ihm suchen, umgarnt ­Pierre seinen widerspenstigen Gastgeber. Die Freundschaft, die auf Geheiß der Genrekonventionen daraus entsteht, ist zwar kein Fast Match, aber unausweichlich. 

Besnard inszeniert dies als ein platonisches Liebeswerben. Wilson glänzt als weltgewandter und bald redlicher Verführer, während Gadebois beherzt an seine Rolle in Besnards »Á la carte« anknüpft (er ist nicht nur so bezwingend streng wie dort, sondern kocht auch fast so gut). Die Zwei bringen einander viel bei: Vincent lehrt ihn lächeln; Pierre weist ihn in die Freuden des Handwerks ein, die mit dem Tod von Vincents Vater aus dessen Leben verschwanden.

Selbstredend hält die bukolische Auszeit, die Vincent sich nimmt, für ihn die Erkenntnis bereit, was »wirklich zählt«. Aber die Entscheidung, wie das richtige und wie das falsche Leben aussieht, trifft das Drehbuch nicht ganz so eindeutig. Dem Ethos der ehrlichen Handarbeit setzt es das Argument der Vergeudung entgegen: »Man spielt nicht Holzfäller«, hält Vincent dem Zivilisationsflüchtling vor, »wenn man ihr Talent besitzt!« Und in Sachen Liebe bringt er ihn auch noch auf Spur. Pierres verwitweter Schwägerin (Marie Gillain) bleibt da wenig Einspruchsrecht.

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Kommentare

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fantastischer Film
understatement aber mehrfach sehenswert..
auch herausragend ist die Musik

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