Kritik zu Der Exorzist: Bekenntnis

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Fünfzig Jahre lang lehnte Ellen Burstyn standhaft alle Angebote ab, in einer Fortsetzung von »Der Exorzist« aufzutreten. David Gordon Green hat sie jedoch zugesagt und mit ihrer Gage ein Stipendium für Schauspielschüler finanziert

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Selbstverständlich handeln »Der ­Exorzist« und seine Fortsetzungen vom Grauen. Sie schildern das Erschrecken vor der Inbesitznahme und Verwandlung eines geliebten Menschen, denen mit rationalen Kategorien nicht beizukommen ist. Ein Dämon – er heißt Pazuzo, ist älter als die Menschheit, versteht es aber, mit der Zeit zu gehen –, übt Terror aus, der in Traumata und Trauer mündet. Aber zu den Kräften, die sein Auftauchen freisetzt, gehört auch der Mut. Es gilt, einer übernatürlichen Macht die Stirn zu bieten, die überlegener und listenreicher ist. Sie kennt die Zweifel und tiefsten Geheimnisse ihrer Widersacher. Dennoch steht deren Mandat fest; gleichviel, ob sie professionelle Teufelsaustreiber oder Zivilisten sind, deren Leben aus den Angeln gehoben wurde: Sie müssen sich heroisch einer Herausforderung stellen, gegen die sie nicht gewappnet sind. Das läuft unweigerlich auf ein Duell hinaus. Für diese Konvention hat David Gordon Green in seinem Reboot der Saga nun eine ebenso originelle wie bestrickende Lösung parat.

Eingangs fällt es ihm schwer, den Weg dorthin zu finden. William Friedkin bewies im Original bewundernswert viel Geduld, den Alltag zu manifestieren, der sodann erschüttert werden soll. Sein Nachfolger setzt von Anfang an auf Schockmomente, die weniger der Handlung entspringen als vielmehr den Möglichkeiten der Montage und des Sounddesigns. Da wirkt sein Film noch ratlos, er geht mit jeder Szene stilistisch in eine andere Richtung. Er zersplittert die Aufmerksamkeit. Allerdings wird die Spaltung einer seiner zentralen und zu überwindenden Impulse sein.

Nach dem Prolog, in dem der Fotograf Victor (Leslie Odom jr.) 2010 mit seiner hochschwangeren Frau Haiti besucht und nach dem verheerenden Erdbeben von Ärzten vor eine unmögliche Entscheidung gestellt wird, lernen wir ihn als liebevoll-besorgten, alleinerziehenden Vater der 13-jährigen Angela (Lidya Jewett) kennen. Eines Tages verschwinden sie und ihre beste Freundin nach dem Unterricht spurlos. Den Eltern der Freundin fällt es, auch aus unterschwelligem Rassismus, schwer, bei der Suche nach den Kindern an einem Strang zu ziehen. Nach drei Tagen tauchen die Mädchen wieder auf und weisen jene Symptome auf, die wir bereits von Regan aus Friedkins Original kennen. Wiederum wissen Medizin, Psychiatrie und Polizei keinen Rat. Victor ruft Chris MacNeil (Ellen Burstyn) zu Hilfe, die ihre damaligen Erlebnisse in einem Buch verarbeitet hat, das sie von ihrer Tochter Regan entfremdete.

Sie wird zur Gewährsfrau eines fulminanten Finales, denn sie hat Exorzismen in allen Weltreligionen studiert und gibt Victor auf den Weg, dass nur eine innige menschliche Gemeinschaft den bösen Zauber brechen kann. Da die katholische Kirche den Ritus nicht genehmigt, nimmt Victor ihn mit einem Kollektiv von Nachbarn, einem Priester, einem Baptisten-Prediger sowie einer Voodoo-Heilerin in die Hand. Die ökumenische Gemeinschaft fordert den Dämon heraus, der ihre Schwächen kennt und sie vor eine erneute unmögliche Entscheidung stellt. Eine Katharsis ist bei diesem Akt der Zivilcourage nicht versprochen, eine Fortsetzung schon.

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