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Gerhard Midding

Als jungen Mann konnte man sich ihn einfach nicht vorstellen. So recht war man ihm erst im Stadium bürgerlicher Reife begegnet. Das Saturierte spielte er, als sei er es immer schon gewesen. Aber natürlich war Michel Bouquet, der heute im Alter von 96 Jahren starb, einmal jung. Es gibt Filme, die das belegen.

Gerhard Midding

Das reale Vorbild für Herrn Soltani heißt Mohamed Reza Shokri und lächelt ebenfalls sehr gern. Zumindest beteuert er dies. Er erweckt den Anschein, ein freundlicher und gottesfürchtiger Mann zu sein. Es fällt schwer, ihm auch nur ein einziges Wort zu glauben, nachdem man ihn in dem Dokumentarfilm »All Winners, all Losers« gesehen hat, den Azadeh Masihzadeh über seinen Fall gedreht hat.

Gerhard Midding

Seine Liebe zum Kino entdeckte er früh. Als er 1984 einen Kurzauftritt in »Die Günstlinge des Mondes« von Otar Iosseliani hatte, war noch nichts entschieden. Dann kam es anders als geplant, aber eigentlich genauso, wie Mathieu Amalric es sich erhofft hatte.

Sabine Horst

Es gibt Themen, die sind so schwer zu bearbeiten, dass schon drei oder vier Filme eine regelrechte »Welle« darstellen können. Der Schwangerschaftsabbruch zum Beispiel. Nicht, dass er nicht vorkäme; die Wikipedia-Liste zu »films about abortion« verzeichnet eine ganze Reihe, von A wie »Alfie« bis W wie »Wish You Were Here«. Darunter finden sich allerdings viele, in denen die Abtreibung nicht das zentrale Problem ist, und einige, die sich aus dem Konflikt herauswinden.

Gerhard Midding

Ich muss zugeben, die Idee eines bürokratischen Kinos weckt griffige Assoziationen: Ordnung, Pedanterie, Staub, Lethargie und Entmutigung. Dearden funktionierte für David Thomsons Geschmack mithin zu reibungslos im Apparat; er unterstellt ihm einen sträflichen Mangel Temperament und Unbotmäßigkeit.

Gerhard Midding

Wenn wir über das klassische Kino schreiben, stellen wir nur selten einen Widerspruch zwischen Handwerk und Industrie her. Das ist nicht verkehrt, obwohl er sich historisch (industrielle Revolution) und soziologisch (entfremdete Arbeit) ja herleiten und behaupten ließe.

Gerhard Midding

Wie nennt man das Gegenteil einer Sternstunde? Es kommt in der Realität ja viel häufiger vor. Ein griffiges Hauptwort dafür existiert jedoch nicht, ohne Adjektiv geht es nicht. Hier bieten sich dunkel oder finster an, am besten im Superlativ.

Gerhard Midding

Auch diesen Krieg durfte man nicht so nennen. Im Prinzip konnte man es natürlich; Frankreich ist ja keine Diktatur. Aber bis 1999 war im offiziellen Sprachgebrauch nur von den "Ereignissen in Algerien" die Rede. Heute feiert die Grande Nation den 60. Jahrestag des Friedensvertrags von Evian.

Gerhard Midding

Es geht alles so rasend schnell in »The French Dispatch«! Die Wes-Anderson-Maschine läuft auf Hochtouren. Sie verlangt äußerste Konzentration. Pointen rauschen in Kaskaden am Publikum vorüber. Nur einmal geblinzelt, und schon hat man den Auftritt eines berühmten Darstellers verpasst. In einer Sekunde Léa Seydoux ist noch als elastisches Aktmodell zu sehen, in der nächsten trägt sie schon wieder ihre züchtige Uniform.

Gerhard Midding

Einige von ihnen lächeln verlegen, bevor sie antworten. Ihre Schüchternheit vor der Kamera überrascht, müsste die Jugend von heute nicht viel mediengewandter sein? Andere treten in der Tat selbstbewusster auf, zögern keine Sekunde, ihre Überzeugungen kund zu tun.