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Gerhard Midding

In St. Petersburg gibt es, das weiß ich auch nur aus dem Kino, eine Straße mit den idealen Proportionen: Sie ist 250 Meter lang, 25 Meter hoch und ebenso breit. Xavier (Romain Duris), den es als Hochzeitsgast in »L'Auberge espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg« dorthin verschlagen hat, ist fasziniert von ihrem Ebenmaß: Gäbe es in seinem Leben doch nur die gleiche Klarheit!

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Seine Karriere zeigt, was für eine prächtige Triebfeder der Zweifel sein kann. Zu Anfang fürchtete er, dass er nie etwas anderes als sympathische Taxifahrer spielen würde. Er verstand partout nicht, weshalb er später als Inbegriff des Latin lover galt. Hatte denn niemand die Filme gesehen, in denen er zauderte, impotent war oder homosexuell? Außerdem waren seine Beine doch viel zu dünn!

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Die Trauer ist nicht schwarz oder doch wenigstens grau zu Beginn von »The Souvenir II«, sonder weiß. Die Szenerie ist mal in gleißende, mal gefiltert milde Helligkeit getaucht. Julies Welt ist ausgeblichen nach dem rätselhaften Tod ihres ebenso rätselhaften Geliebten Anthony.

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Während der Interview-Tourneen, die er zum Start seines letzten Bond-Auftritts absolvierte, zeigte sich Daniel Craig als ein Super-Feminist. Diese Rolle füllte er gleichermaßen galant wie rigoros aus. Auf eine Frage reagierte er besonders unwirsch. Eine britische Radiomoderatorin wollte wissen, ob Phoebe Waller-Bridge vor allem deshalb als Mit-Autorin von »Keine Zeit zu sterben« verpflichtet wurde, um den weiblichen Charakteren mehr Kontur zu verleihen.

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Céline Sciamma will es aufgeben; sie meint, sie habe es lang genug getan. Audrey Diwan hingegen hat die Lust daran längst noch nicht verloren. Léa Mysius scheint es ebenso zu gehen. Maiwenn wiederum ist noch ein schwebendes Verfahren, sie hat es zum ersten Mal ausprobiert.

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Am deutschen Publikum ging die Seligsprechung von Joanna Hogg weitgehend vorüber. „The Souvenir“ lief zwar 2019 im Panorama der Berlinale und machte dort Furore. Aber einen hiesigen Verleih fand der Film nicht. Das Berliner Kino „fsk“ immerhin fasste sich ein Herz, ihn 2020 in Eigeninitiative zu zeigen. Derzeit läuft im wackeren Kino am Segitzdamm die Fortsetzung „The Souvenir II“.

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Momentan (Montag 21.34 Uhr) beträgt die Regenwahrscheinlichkeit in Regensburg 60 Prozent. Für den morgigen Abend ist ein Wert von 10 Prozent vorausgesagt. Mithin kann man sich der Wahrscheinlichkeit anvertrauen, dass es in der Stadt an der Donau trocken bleiben wird.

Gerhard Midding

Das Genre des Filmmusikkonzerts scheint in einer Phase angelangt zu sein, die ich höchst ungern heroisch nennen möchte. Allerdings haben Helden, zumal hier zu Lande, gerade Konjunktur. Sie werden von den Orchestern mit großer Geste zelebriert, mit Fanfaren und Paukenschlag und allemal erhebend. Anders gesagt: John Williams lachen wieder erkleckliche Tantiemen.

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Der Offizier des Nachrichtendienstes, der 1976 die Dreharbeiten zu »Le Juge Fayard, dit Le Shériff« (Der Richter, den sie Sheriff nannten) in überwachte, wahrte in der Regel berufsmäßige Diskretion. Eines Tages jedoch wies er Yves Boisset auf einen Schaulustigen in Regenmantel und Hut hin. "Erkennen Sie ihn?", fragte er den Regisseur.

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Ein Sequel zur »Hausmusik«: wiederum ein kurzer Lockdown-Film auf MUBI; wiederum findet ein kreatives Gipfeltreffen an verwunschenem Ort statt, bei dem eine überlieferte Form erneuert wird; wiederum treten Konvention und Freiheit in Wettstreit und kündet eine Stimme von weiblicher Ermächtigung.