Blog

Gerhard Midding

Die Kinogeschichte ist reich an Küssen, die eindringlich, heftig, verheißungsvoll und animierend sind. Die Liste ist so lang, dass die Frage aussichtlos erscheint, was der definitive Leinwandkuss ist. Der Prolog von „Trouble every day“ jedoch gibt sich enorme Mühe, diesen Rang zu erstreiten.

Gerhard Midding

Der Untertitel von »Manzan benigaki« verspricht Erstaunliches: "Begegnungen mit Menschen und Kakipflaumen aus Kaminoyama" Wie kann man einer Pflaume begegnen? Wie könnte ihr ein Filmemacher entgegentreten, welchen Gruß müsste er ihr entbieten? Dass der Dokumentarfilm dies Versprechen verblüffend genau einlöst, verrät weniger eine Lust am Paradoxon, sondern ist ein Beleg dafür, wie sorgsam die RegisseurInnen Ogawa Shinsuke und Peng Xiaolian sich ihrem Sujet genähert haben.

Gerhard Midding

Die ukrainisch-orthodoxe Gemeinde in Bielefeld ist nicht sehr groß. Sie zählt etwa 200 Mitglieder und ist bestimmt viel kleiner als die ihrer russischen Nachbarn. Genau genommen handelt es sich um die ukrainisch-griechisch-orthodoxe Gemeinde. Am letzten Donnerstag, dem Tag, an dem sich alles änderte, lud sie kurzfristig zu einem Abendgottesdienst ein.

Gerhard Midding

»Für Lucio« lässt 1000 Wünsche offen, aber er enttäuscht keinen Augenblick. Pietro Marcellos Dokumentarfilm, der im letzten Jahr als als Berlinale Special lief und seit einigen Tagen auf mubi zu sehen ist, spart Vieles aus, das unverzichtbar wäre. Anders gesagt: Er lässt alles Uninteressante weg.

Gerhard Midding

Es gibt naheliegende Fragen, die man sich dann doch nie stellt. Seit Beginn des Jahrtausends zählt beispielsweise folgende dazu: Warum schalten die Forensiker des CSI-Franchise nie das Licht ein, wenn sie einen Tatort in Augenschein nehmen? Stattdessen durchforschen sie ihn mit Taschenlampen. Wer weiß, wie viele Indizien ihnen im Laufe der Jahre auf diese Weise entgangen sind?

Gerhard Midding

Es gibt wenige Worte, die einen so beruhigenden Klang haben wie die Vokabel Klassiker. Vielleicht gebrauchen wir sie deshalb so inflationär. Sie etabliert augenblicklich eine Ordnung, in der sich ein Film bewährt hat und verleiht ihm einen Status, der sich objektiven Kriterien verdankt.

Gerhard Midding

Douglas Trumbull, der vor zwei Tagen im Alter von 79 Jahren starb, war der erste Spezialeffekte-Künstler, den man für einen Wissenschaftler halten durfte. Wie seine Kollegen übte er dieses Metier als ein Tüftler, Handwerker und Magier aus. Aber er erweckte den Eindruck, seine Zukunftsvisionen seien tatsächlich durch Forschungen untermauert. Er verlieh dem Begriff Science Fiction volle Gültigkeit. Dabei ist gar nicht klar, ob und was er überhaupt studiert hat.

Gerhard Midding

Bei meinem ersten Kinobesuch nach glimpflicher Zwangspause wollte ich vor einer großen Leinwand sitzen. Und welcher Film es sein sollte, stand schon lange fest: »Licorice Pizza« in 70mm. So kam es dann auch, aber ganz anders, als erwartet.

Gerhard Midding

Das Berlin, das der Film zeigt, habe ich partout nicht wiedererkannt. Dabei ist es sehr real, nur in einigen Momenten wirkt es ein wenig verwunschen: dann, wenn die Erzählung den Blickwinkel des Sohnes einnimmt. Kein Zweifel, dass der Film in dieser Stadt spielt, aber sie gibt sich entlegen und unverbraucht. Schauplatzsucher, Szenenbildner und Kamerafrau Judith Kaufmann haben wirklich exquisite Arbeit geleistet.

Gerhard Midding

Seit ich vor zwei Wochen den Band „Hitchcock – Alle Filme“ über den grünen Klee lobte, sind mir zwei Lücken aufgefallen, die in der Totalen seines Blicks klaffen. Sie sind weder dramatisch noch unverzeihlich, aber nennenswert.