Retrospektive: »Bandits«

»Bandits« (1997). © Olga Film/Rieger

Das ist für Retro-Chef Rainer Rother wahrscheinlich auch ungewohnt: Dass ein Film der Berlinale-Retrospektive so abgefeiert wird. Mit lauten Jubelrufen, als die Regisseurin und ihre Darstellerinnen den Saal betreten, mit Klatschen, Mitsingen, ja: mit Mitsprechen – hinter mir saßen zwei, die jeden Dialogsatz von »Bandits« aufsagen konnten, ein merkwürdiges, aber der Atmosphäre durchaus zuträgliches Phänomen: Dass sozusagen vor den Worten auf der Leinwand schon ein Echo von weiter hinten im Saal zu hören war.

»Bandits« ist offenbar ein Kultfilm. Ein Film, um den sich eine eingeschworene Gemeinschaft gebildet hat. Katja von Garnier tut in ihrem Film auch alles, um Energie und Stimmung zu erschaffen: Nutzt Genre- und Handlungsmuster – Frauengefängnis, Roadmovie und Musikvideo, »Blues Brothers« und »Thelma und Louise« –, und ihre Darstellerinnen Jasmin Tabatabai, Katja Riemann, Nicolette Krebitz und Jutta Hoffmann hauen voll rein. 

In Bildern des Mainstreamkinos wird die Befreiung der Frau zelebriert, aus den bösen Gefängnismauern bis zum Rooftop-Konzert am Hafen, wo das Schiff nach Südamerika wartet: Jawoll, das macht Spaß – offenbar auch den Filmemacherinnen, die sich lustvoll feiern lassen und lustvoll dieses ungewöhnliche Retro-Publikum dieses ungewöhnlichen Retro-Abends feiern. Dass der Film im offiziellen Retro-Begleitband nur viermal im Vorwort erwähnt wird, nicht aber in den analytischen Essays, ist irgendwie logisch: Es ist ein Film für die Zuschauerinnen, nicht für die Kritik. Es ist ein Film für einen vollen Kinosaal. Und wir sprechen nicht von den üblichen Retro-Kinos Cinemaxx 8 oder Zeughaus, nein: Wir reden vom großen Saal im Zoopalast.

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