Buch-Tipp: Der Zombiefilm

Zombies immer teurer

Eine erstaunliche Entwicklung: von »Monstern, die in den Grabbelecken der Videotheken bestens aufgehoben sind«, zu »Zombiefilmen, die hundert Millionen Dollar kosten und in denen Hollywood-Stars mitspielen«. So bringt Sassan Niasseri die Veränderung der Gattung in den vergangenen Jahrzehnten auf den Punkt. Gleich zwei neue deutsche Bücher zum Thema liefern Lesestoff und Sehempfehlungen für alle, die beim Ansehen von George A. Romeros Klassikern – die gerade in schönen neuen Ausgaben erschienen sind – Lust auf mehr bekommen haben.

Was könnte von der Eleganz des Vampirs Graf Dracula weiter entfernt sein als die verrottenden Körper der wiederauferstandenen Toten, die sich als das populärste Monster der Gegenwart erwiesen haben? Elf Seasons mit 117 Episoden der Serie »The Walking Dead« bestätigen das, ebenso die Tatsache, dass im Juni 2022 vier »Resident Evil«-Filme in den Top 5 der deutschen Netflix-Charts rangierten.

Während Sassan Niasseri »eine Film- und Seriengeschichte der Zombies« schreibt, stellt Renatus Töpke in chronologischer Folge 154 Filme und Serien vor. Beide beginnen 1968 mit Romeros »Die Nacht der lebenden Toten«, der, wie Niasseri schreibt, in vielerlei Hinsicht der Erste war: nicht nur weil »ein Schwarzer als einziger Hauptdarsteller mit weißen Nebendarstellern« agierte.

Die Autoren verbinden Entstehungsgeschichten mit wertenden Einschätzungen und fügen gelegentlich eigene Interviews ein; Töpkes Interviews mit sechs eher weniger bekannten Regisseuren sind separate Einträge, während Niasseri sie in die Texte integriert. Er hat vor allem mit Darstellern aus den verschiedenen Romero-Filmen gesprochen, aber auch mit John Russo, dem Autor von »Die Nacht der lebenden Toten«.

Die zentrale Bedeutung Romeros für die Entwicklung der Gattung machen beide Autoren deutlich. Niasseri spricht davon, dass dieser 1968 das »Momentum« nutzte, als Vietnamkrieg und Bürgerrechtsbewegung nachhaltige gesellschaftliche Erschütterungen auslösten. »Gute Zombiefilme«, so Niassseri, »schildern nicht den Krieg zwischen Menschen und Zombies, sondern zwischen Menschen und Menschen, die nach dem Zivilisationskollaps ihr Zusammenleben neu verhandeln müssen.« Dabei zeigt sich in Romeros Zombiefilmen eine kontinuierliche Weiterentwicklung und zugleich eine Reaktion auf »soziokulturelle und politische Krisen«. Das Gegenstück dazu bilden jene italienischen Zombiefilme, die vor allem am gore, der Zurschaustellung der Verstümmelungen von Körpern interessiert sind. »Demoni 2« (1986) ist der letzte italienische Film, der in beiden Büchern noch Erwähnung findet.

Während Töpke an einem lexikalisch umfassenden Überblick gelegen ist, beschränkt sich Niasseri »auf die entscheidenden Filme und Serien ... Beiträge, die Impulse setzten«. Dabei erweitern beide das Spektrum auf Produktionen aus kleineren europäischen Ländern ebenso wie auf Asien.

Töpke fügt in seine Darstellungen auch immer wieder fun facts ein, die bibliografischen Angaben stammen überwiegend aus dem Internet, das ermöglicht dem interessierten Leser ein weiteres Quellenstudium. Zwei lesenswerte Neuerscheinungen, die sich gut ergänzen.

 


Sassan Niasseri: Shoot 'em in the Head. Eine Film- und Seriengeschichte der Zombies. Schüren, Marburg 2023. 197 S., 28 € (E-Book 22,99).

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Renatus Töpke: Films of the Dead. Das Buch der Zombiefilme. Mühlbeyer Filmbuchverlag, Frankenthal 2023. 500 S., 35 € (E-Book 24,99).

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