Starzplay: »The Attaché«

»The Attaché« (Serie, 2019). © Abot Hameiri

»The Attaché« (Serie, 2019). © Abot Hameiri

Aus Israel nach Paris

Avshalom (Eli Ben-David) lebt mit seiner französischen Frau Annabelle (Héloïse Godet) und dem gemeinsamen Sohn in Tel Aviv; er ist Schlagzeuger in der Band eines erfolgreichen Rockstars, eine neue Platte ist in Arbeit. Bei ihren Liveauftritten werden sie gefeiert, zu seinem Takt, doch privat gibt Annabelle den Ton an. Als er nach einem Konzert nach Hause kommt, eröffnet sie ihm freudig, dass ihr ein Posten an der israelischen Botschaft in Paris angeboten wurde, als Kulturattaché, befristet auf ein Jahr. Und sie hat bereits zugesagt. 

Avshalom schaut sie mit seinen treuherzigen Rehaugen an und fügt sich, ein Jahr in Paris klingt romantisch, der Umzug ist beschlossene Sache. Kurz darauf trifft er mit dem gemeinsamen Sohn in Paris ein, Annabelles Eltern haben eine große Willkommensfeier in einem Restaurant organisiert mit Ansprachen und all den kleinen Gesten kultureller Sophistikation und Überlegenheit gegenüber dem Ehemann marokkanischer Abstammung, wie sie nur die Pariser Bourgeoisie beherrscht. Avshalom fühlt sich überrumpelt, versteht die Sprache nur schlecht, macht aber gute Miene. Doch es ist nur der Beginn eines furchtbaren Abends, an dem sich bald seine Karrierepläne als Musiker in Luft auflösen und schließlich islamistische Terroranschläge in der Stadt sein Sicherheitsgefühl erschüttern.

Der Titel dieser israelisch-französischen Koproduktion, die ab 14. März auf Starzplay zu sehen ist, lautet »The Attaché«, und auch wenn sie die Hosen anhat, dreht sich die Serie in den ersten vier von zehn Episoden, die vorab gezeigt wurden, aber vor allem um ihn und seine Erfahrungen in einer ihm fremden Welt. Sie verbindet dabei mehrere Kultur- und Klassenkonflikte: zwischen Juden und Arabern und der Mehrheitsgesellschaft, zwischen aschkenasischen und sephardischen Juden und nicht zuletzt zwischen dem Expat und dem Chauvinismus der selbst ernannten Grande Nation, in der vom Polizisten bis zu Personen in höchsten Positionen jeder darauf pocht, einzig und allein in seiner Muttersprache zu kommunizieren, selbst wenn das Gegenüber kein Wort versteht. 

Die Handlung beruht, das wird auch zu Beginn jeder Folge mit einer Schrifttafel betont, auf realen Ereignissen nach den Anschlägen in Paris 2015 und einer traumatisierten Stadt im Ausnahmezustand. Serienerfinder, Drehbuchautor, Co-Regisseur und Hauptdarsteller Eli Ben-David verarbeite damit fiktionalisiert eigenen Erlebnisse, heißt es, doch so ambitioniert das Projekt ist, leidet es an logischen Fehlern im Drehbuch und an so manch unglaubwürdig gespielter und inszenierter Szene. Avshaloms zunehmende Paranoia wirkt oft mehr behauptet als nachvollziehbar. Vor allem aber trifft diese Mischung aus Familiendrama, Weltenwechsler-Erzählung mit tragikomischen Zwischenklängen und dem realhistorischen Hintergrund oft nicht die richtige Tonlage. Wie sich die Pariser Terroranschläge empathisch und kathartisch aufarbeiten lassen, zeigt derzeit eine Serie, die auf Arte zu sehen ist: »In Therapie«.

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