Serien-Tipp: »Ein guter Mensch«

»Ein guter Mensch« (Miniserie, 2018). © Ay Yapim

»Ein guter Mensch« (Miniserie, 2018). © Ay Yapim

Stadt und Land

Noch schnell das tun, was man immer tun wollte, bevor es zu spät ist: Das ist der Ausgangspunkt der türkischen Fernsehserie »Ein guter Mensch«. Agâh Bey ist ein freundlicher, höflicher, älterer Herr mit silbergrauen Haaren und guten Manieren, der in Istanbul lebt. Haluk Bilginer intoniert ihn auf subversiv sanfte Weise gegen alle Erwartungen an einen psychopathischen Serienkiller. Als er eines Tages feststellt, dass sein geliebter Kater gestorben ist, weil er vergessen hat, ihn zu füttern, ist klar, dass etwas nicht stimmt. Sein Arzt diagnostiziert Alzheimer im Anfangsstadium und rät, die noch verbleibende Zeit zu nutzen.

Da besinnt sich Agâh Bey auf seine aufgestaute Wut auf das korrupte und frauenfeindliche System, dem er als Gerichtsschreiber machtlos ausgesetzt war. Systematisch beginnt er mit der Planung und Ausführung eines mörderischen Rachefeldzugs, eines gezielten Angriffs auf ein System, in dem Frauen keine Rechte haben, die Täter mit Vergewaltigung und Mord oft davonkommen. Da steckt viel Kritik an der modernen Türkei drin, die der bekannte Autor Hakan Günday auf subtile Weise in sein Drehbuch fließen ließ. Überhaupt ist die zwölfteilige Serie zwischen Familiendrama, Rachethriller, Liebesgeschichte, Krimi, Komik und Gesellschaftskritik vielschichtig und originell konstruiert. Zum Ereignis wird diese türkische Serie auch durch ihren visuellen Reichtum, mit animierten Passagen, mit glühend roten und grünen Farbakzenten im nächtlichen Istanbul und vielen surrealen Motiven. Das struppige Katzenkostüm, mit dem sich Agâh Bey dem Blick der Überwachungskameras entzieht, wird bald zum Symbol des Jugendprotests, den Agâh Beys Enkel anzettelt.

Wichtiger als die zielstrebige Fahndung nach dem Mörder sind die rätselhaften Verstrickungen zwischen Metropole und Land, zwischen Familien, Wirtschaftsunternehmern und Polizisten. Viele Ermittlungsfäden laufen zu einem lang zurückliegenden Fall von Brandstiftung und den Vertuschungsversuchen des beteiligten Lynchmobs. Zur Verbündeten wider Willen macht der Killer die junge Kommissarin, die im männerdominierten Morddezernat gemobbt wird. Cansu Dere verleiht ihr eine ungewöhnliche Mischung aus trotziger Entschlossenheit und fragiler Anmut.

 

 


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