Film des Monats September »Körper und Seele«

© Alamode Film

2017
Original-Titel: 
Teströl és lélekr öl
Filmstart in Deutschland: 
21.09.2017
L: 
116 Min
FSK: 
12
Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Maria ist eine schwierige Mitarbeiterin. Von ihren Arbeitskollegen im Schlachthof wird die neue Qualitätskontrolleurin misstrauisch aufgenommen, weil sie wie erstarrt, ordnungsbesessen, einsilbig und unzugänglich wirkt. Endre, der Leiter des Schlachthofs, versucht vorsichtig, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sein gelähmter Arm ist auch Sinnbild für seine innere Lähmung. Er hat sich nach zahlreichen emotionalen Enttäuschungen in seine Welt zwischen Arbeitsplatz, Fast- Food-Restaurant und Fernsehcouch zurückgezogen. Nach einem Diebstahl werden Mitarbeiter des Schlachthofs von einer Psychologin befragt. Dabei stellt sich heraus, dass Maria und Endre nachts den gleichen Traum hatten. Sie träumten von einem Hirsch und einer Hirschkuh, die in einem winterlichen Wald ein Paar bilden. Das gemeinsame Träumen setzt sich fort und bringt die beiden trotz aller Ängste und Widerstände einander näher. Dennoch scheint ihre Beziehung an unüberwindlichen Schranken zu scheitern. Bis es zu einer dramatischen Wendung kommt.

Ein Schlachthof ist ein ungewöhnlicher Ort für eine behutsam erzählte Liebesgeschichte. Doch gerade in der Spannung zum emotionalen und sinnlichen Prozess zwischen Maria und Endre erhält dieses Setting seine besondere Bedeutung. Wo einerseits die Tiere zum toten Material werden, geht es andererseits um die lebendige Öffnung von in sich verschlossenen Menschen füreinander. Der gemeinsame Traum, ebenso Märchenwunder wie filmisch evidente Szene, liefert dafür den Schlüssel. Und ein Bild dafür, wie sehr Körper und Seele in ihren Tiefenstrukturen unfassbar sind. Die Hauptfiguren sind nicht nur introvertiert, sondern Verwundete; mit ihren Leiden reagieren sie auf gesellschaftliche Verhältnisse, die den Menschen freie, zärtliche und fürsorgliche Beziehungen oft genug verweigern. Der Schlachthof ist dafür ein beispielhafter Ort. Im Vertrauen auf ihre Träume, auf Märchen, Wunder, Filme, auf andere Erzählungen und Erzählungen des Anderen können sie die Kraft finden, sich über diese Begrenzungen hinwegzusetzen.

Start am 21.9.
... zur Kritik von Manfred Riepe

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