Gerhard Midding

Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat). 

Filmkritiken von Gerhard Midding

Tim Burtons Hommage an die gleichnamige US-Serie spielt vergnüglich auf allen Klaviaturen von Retrocharme und Kulturschock, handelt insgeheim jedoch vom Wesen familiären Zusammenhalts
Der Filmtitel »Lachsfischen im Jemen« legt keine falsche Spur aus: Das Unmögliche soll wahr werden. Die anfangs flotte Komödie über die Wohltaten der Exzentrik bringt jedoch bald nur noch den Elan auf, eine handelsübliche Romcom zu sein
Valérie Donzelli und Jérémie ElkaÏm erzählen die wahre Geschichte ihres Sohnes, bei dem im Alter von 18 Monaten ein Hirntumor entdeckt wurde, als melodramatische Komödie im Geist von Truffaut und Demy
Es hat sich in Frankreich zu einer unseligen Mode entwickelt, Bestsellerautoren ihre Bücher selbst verfilmen zu lassen. Nach Michel Houellebecq und Frédéric Beigbeder drängt es nun auch David Foenkinos zum Kino. Heimisch kann er sein verspieltes Erzähltemperament dort nicht machen
Volkstümlich und militant zugleich, voller Nachsicht und Sentimentalität erzählt Robert Guédiguian wieder an seinem Lieblingsort Marseille, wie ein Überfall das Leben und Denken der Opfer und des Täters verändert
John Le Carrés Innenansichten des britischen Geheimdienstes beweisen, dass eine in sich geschlossene Welt eine vollständige sein kann. Das komplizierte Figurenschach des Romans hat der Schwede Tomas Alfredson in »Dame, König, As, Spion« neu aufgestellt: mit einer exzellenten Besetzung und voller Gespür für Atmosphäre
Auch wenn ihr neuer Film wiederum im tristen Seraing spielt und ein bedrückendes Schlaglicht auf die Verlorenheit in den sozialen Verhältnissen wirft, ist im Kino der Brüder Dardenne nicht mehr alles so wie gehabt. Sie vollziehen in »Der Junge mit dem Fahrrad« eine glaubhafte Hinwendung zu Helligkeit und Hoffnung
Man kann verstehen, weshalb Sebastián Borenszteins Komödie in Lateinamerika zu einem Publikumsrenner wurde: Die alte Geschichte von der Bekehrung eines mürrischen Eigenbrötlers ist mit Respekt vor den Konventionen und Sympathie für die Figuren erzählt
Unverhofft begibt sich die 30-jährige Belinda, armenische Einwandererin der zweiten Generation, auf die Suche nach ihren Wurzeln. Das Regiedebüt von Samira Radsi ist ein freundlicher, großzügiger Film über den Widerspruch zwischen Heimat und Herkunft
Vor dem Hintergrund der französischen Religionskriege entfaltet Bertrand Taverniers überaus kultivierter Mantel-und-Degen-Film »Die Prinzessin von Montpensier« eine komplizierte Gefühlsgeometrie. Historisch authentisch